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EUROATLAS will autonomes Unterwasserfahrzeug GREYSHARK mit Fassmer sowie Rheinmetall bauen und vermarkten

Alexander Luck

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Der deutsche Elektronikspezialist EUROATLAS hat auf der kürzlich in Singapur stattgefundenen Rüstungsmesse „IMDEX Asia“ weitere Details zum neuen autonomen Unterwasserfahrzeug (AUV) „GREYSHARK“ bekannt gegeben. Diese beziehen sich in erster Linie auf die Art und Weise, wie der Hersteller das autonome Unterwasserfahrzeug zu produzieren und vermarkten plant.

Der EUROATLAS-Stand auf der IMDEX bewarb die Neuentwicklung in Zusammenarbeit mit der Marinewerft Fassmer Defence und dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Im Gespräch mit dem Autor beschrieben Vertreter von EUROATLAS, dass Fassmer als Spezialist für Verbundwerkstoffe im Marineschiffbau die Leitung für den Bau des GREYSHARK-Rumpfes innehat. Vertreter von Fassmer fügten hinzu, dass die Werft auch die Endfertigung der Unterwasserdrohne für interessierte Käufer übernehmen wird.

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Die Kooperation mit Rheinmetall ist insofern überraschend, weil der Konzern bisher bezüglich der Entwicklung und des Verkaufs von Unterwasserdrohnen wenig aufgefallen ist. Laut EUROATLAS profitiert diese Zusammenarbeit prinzipiell von Rheinmetalls erheblicher Präsenz im internationalen Rüstungsmarkt, speziell in Südostasien. Während Rheinmetall bisher nicht an Entwicklung oder Produktion des GREYSHARK teilnimmt, wird sich diese Kollaboration auf die Vermarktung der Drohne gegenüber regionalen Staaten mit etablierten Beziehungen zu der Düsseldorfer Rüstungsschmiede konzentrieren.

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GREYSHARK von EUROATLAS wird in Partnerschaft mit dem Berliner Unterwasserspezialisten EvoLogics entwickelt. Der ungewöhnliche Entwurf wurde als Premiere auf der EURONAVAL im November 2024 in Paris gezeigt. Die mit 3,5 bis 4,5 Tonnen zu den großen Unterwasserdrohnen (XLUUV oder XLAUV) gehörende Drohne verwendet Schlüsseltechnologien, die EvoLogics zuvor für die kompakte Unterwasserdrohne Quadroin entwickelt hat. Quadroin ist eine sehr kleine Drohne mit einer Gesamtmasse von 25 kg und einer Länge von 1.120 mm. Die Besonderheit von Quadroin in einem Markt mit einer Vielzahl ähnlich großer Drohnen ist laut Hersteller das „bionische Design“ mit sehr geringem Strömungswiderstand sowie die innovative Form der akustischen Unterwasserkommunikation, die auf der Kommunikation von Delfinen basiert.

EvoLogics Quadroin UUV auf IMDEX Asia 2025. Diese Drohne ist der Vorreiter für das „bionische“ Design und die akustische Kommunikation, beides Kernmerkmale der GreyShark.
EvoLogics Quadroin UUV auf IMDEX Asia 2025. Diese Drohne ist der Vorreiter für das „bionische“ Design und die akustische Kommunikation, beides Kernmerkmale der GREYSHARK. (Bild Alexander Luck)

Die beschränkte Fähigkeit zur Unterwasserkommunikation ist eine ausgeprägte Schwäche aller militärischen Unterwasseroperationen. Akustische Unterwasserkommunikation ist an sich nicht neu, und schließt das bekannte Unterwassertelefon ein, das auf U-Booten und einigen Überwasserplattformen Verwendung findet. Die Innovation des EvoLogics-Ansatzes liegt in einem technischen Ansatz, der in einem relevanten Patent von 2002 als „sweep spread carrier for underwater communication over acoustic channels with strong multipath propagation“ bezeichnet wird. Im Kern geht es darum, sowohl die Verbindungsqualität als auch die Datenrate übertragener Information zwischen mehreren mobilen Objekten unter Wasser zu verbessern. Diese Objekte können Drohnen, Taucher oder U-Boote sein.

Der Vorteil für große, autonome Drohnen wie die GREYSHARK liegt auf der Hand. Die akustische „Sweep Spread Carrier (S2C)“-Kommunikation ermöglicht den Schwarm-Betrieb der Drohnen. Dieser Ansatz umgeht das bekannte Problem getauchter Drohnen, die zur Kommunikation mit anderen Objekten aufgetaucht oder zumindest nahe der Wasseroberfläche operieren müssen. Die Technologie, wie sie derzeit von EUROATLAS für GREYSHARK realisiert wird, ermöglicht den Betrieb in Wassertiefen bis zu 650 Metern. Das Unternehmen strebt aber bereits an, diese Tauchtiefe auf bis zu 4.000 Meter zu verbessern. Eine derartige Fähigkeit würde entsprechend ausgerüsteten Drohnen weite Teile der Weltmeere zugänglich machen, die bisher vor allem für militärische Operationen unerreichbar waren.

Das auf der IMDEX Asia 2025 gezeigte Modell stellt die batterie-betriebene Variante GreyShark „Bravo“ dar.
Das auf der IMDEX Asia 2025 gezeigte Modell stellt die batterie-betriebene Variante GREYSHARK „Bravo“ dar. (Bild Alexander Luck)

Wie in früherer Berichterstattung auf der hartpunkt-Partnerseite Naval News nachlesbar, hat EUROATLAS GREYSHARK in zwei Varianten entwickelt. GREYSHARK „Bravo“ ist die mit Lithium-Ionen-Batterien betriebene Version mit einer Länge von 6,5 Metern und einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. Der Entwurf erreicht eine Einsatzdauer von sechs Stunden oder 60 Seemeilen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn Knoten. Bei verringerter Fahr von 4,4 Knoten erhöht sich die Einsatzdauer auf bis zu fünfeinhalb Tage oder 550 Seemeilen. EUROATLAS hat eigenen Angaben nach bereits mehrere Erprobungen mit GREYSHARK „Bravo“ absolviert, einschließlich Tiefwassertests im Mai 2025. Die weitere Erprobung setzt sich dieses Jahr fort und wird dem Vernehmen nach auch von der Deutschen Marine und der U.S. Navy aufmerksam verfolgt.

Die zweite Variante heißt GREYSHARK „Foxtrot“. Dieses Modell verfügt über eine Brennstoffzelle für eine erhebliche Verbesserung der Einsatzdauer und Reichweite. GREYSHARK „Foxtrot“ ist mit 7,99 Metern grösser und mit 4,5 Tonnen schwerer als die Batterie-betriebene Variante. Bei 10 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht diese Version eine Seedauer von bis zu fünf Tagen oder 1.100 Seemeilen. Mit maximal vier Knoten sind getauchte Operationen von bis zu 16 Wochen oder einer Reichweite von bis zu 10.700 Seemeilen möglich. GREYSHARK „Foxtrot“ erreicht mittels des segmentierten Ringpropellers eine Geschwindigkeit von mehr als 12 Knoten bei einsatzrelevanter Ausdauer.

GreyShark besitzt einen segmentierten Ringpropeller für Höchstfahrt von über zwölf Knoten. Der Entwurf ist zu steilen Auf- und Abtauch-Manövern befähigt.
GreyShark besitzt einen segmentierten Ringpropeller für Höchstfahrt von über zwölf Knoten. Der Entwurf ist zu steilen Auf- und Abtauch-Manövern befähigt. (Bild Alexander Luck)

Beide Varianten können eine Vielzahl von Sensoren zum Einsatz bringen. Dazu gehören ein Flankensonar in „synthetic aperture“-Bauweise, ein Bugsonar, passive Sensoren zur elektromagnetischen Detektion sowie eine hochauflösende multispektrale Unterwasserkamera. Die Kommunikationsausrüstung schließt über das beschriebene akustische System eine ausfahrbare Antenne mit LTE, Satellitennavigation und militärischem Digitalfunk ein. Datenfusion und selbstlernende Algorithmen vereinfachen die Anwenderfreundlichkeit und Autonomie der Unterwasserdrohne. GREYSHARK adaptiert das „bionische“ Rumpfdesign von Quadronic. Die Form ermöglicht steile Tauchmanöver sowie sehr enge Kurvenfahrt.

Mit EUROATLAS, EvoLogics, Fassmer und nun Rheinmetall zeichnet sich eine nationale Kompetenz-Kooperation für Unterwasserdrohnen ab. GREYSHARK tritt darüber hinaus im internationalen Vergleich mit einem relativ ungewöhnlichen Design und Fähigkeiten in Erscheinung. Ausgehend von den kommunizierten technischen Daten verspricht der Entwurf erhebliches Einsatz- und Wachstumspotential und scheint die Partnerschaft im dynamischen Markt der großen Marinedrohnen wettbewerbsfähig aufzustellen.

Autor: Alexander Luck ist Analyst für Rüstungspolitik mit Schwerpunkt Marine und Luftfahrt. Sein Fokus liegt auf dem indopazifischen Raum, besonders Entwicklungen in China, Ostasien und Australien. Der Beitrag erschien erstmalig am 17.05.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Naval News.