Auf der Begleitausstellung des diesjährigen 9. KSK-Symposiums Rüstung präsentierte die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH erstmals das autonome, unbemannte Lastentransportsystem HADIS, mit dem bis zu 500 kg schwere Lasten bis zu 170 km tief in feindliches Gebiet vertikal transportiert werden können. HADIS steht für High Altitude Drop Infiltration System.
Der aus den Komponenten Flügel und Rumpf bestehende Frachtgleiter ist als Einwegplattform konzipiert und soll der Versorgung von tief in feindlichen Gebieten operierenden Jagdkommandos und Spezialkräften dienen. Die komplette für die Steuerung notwendige Elektronik ist im Flügel untergebracht, während der Rumpf als Frachtbox für bis zu 500 kg Material dient. Im Gegensatz zu autonomen Gleitfallschirmsystemen sollen sich mit HADIS deutlich weitere Gleitflüge realisieren lasseb, wie ein ESG-Vertreter gegenüber hartpunkt erläuterte. Durch die höhere Reichweite kann das bemannte Träger-Luftfahrzeug weiter außerhalb des Gefahrenbereiches der feindlichen Flugabwehr bleiben.
Das Einsatzkonzept sieht vor, dass bis zu fünf HADIS zusammengeklappt in einem Transportcontainer gepackt werden können. Diese Gleiter können entweder im Schwarmverfahren einen gemeinsamen oder fünf getrennte Landepunkte anfliegen. Nach Öffnen der Heckluke – bspw. des A400M – wird der HADIS-Gleiter per Hilfsschirm aus der Transportbox gezogen und geht dann in die Gleitphase über. Die Navigation in die vorgesehene Landezone erfolgt entweder gesteuert durch Kräfte vor Ort oder autonom per Wegpunktnavigation. HADIS besitzt keinen Antrieb, der Geräusche oder andere Emissionen verursacht.
Über der Landezone angekommen, wird ein Landeschirm ausgebracht, der den Rumpf punktgenau (< 50 m) zum Boden gleiten lässt, der Flügel wird für die Landung gemäß aktuellem Einsatzkonzept abgeworfen. Bei Bedarf könnte das System auch eine gewisse Zeit über der Landezone loitern.
Die Spannweite des Systems beträgt im ausgeklappten Zustand 8 m. Der Hersteller gibt die Reichweite mit bis zu 170 Kilometern an, bei einem Absetzvorgang in 10,6 Kilometern Höhe. Bei einer Flughöhe von 7,62 Kilometern (FL 250) beträgt die Reichweite rund 118 Kilometer. Die hohe Reichweite wird ESG zufolge dank einer Gleitzahl von 16:1 erreicht, was dem Hersteller zufolge rund dem Doppelten von auf dem Markt befindlichen Wettbewerbssystemen entspricht. Der Rumpf weist ein Frachtvolumen von 690 Litern auf und kann Lasten mit einem Gewicht von bis zu 500 Kilogramm aufnehmen.
Im Rahmen des ESG-Auftrittes auf dem Rüstungssymposium wurde ein Video gezeigt, auf dem Testabwürfe des Systems zu sehen sind. Nach Aussage des zuständigen ESG-Produktmanagers stellt HADIS eine Eigenentwicklung von ESG dar, die bereits einen technischen Reifegrad (TRL) der Stufe 6 erreicht hat.
Waldemar Geiger