Das deutsche Technologieunternehmen VINCORION hat gestern auf der Messe Eurosatory in Paris sein neues Waffenstabilisierungssystem GTD chaser, mit dem das Geschütz eines Panzers selbst bei hoher Geschwindigkeit und in schwierigem Gelände präzise auf das Ziel ausgerichtet bleibt, offiziell als serienreif vorgestellt. Wie das Unternehmen schreibt, unterstützt der modulare Ansatz des Produktes innovative Systemarchitekturen wie bei dem zuvor auf der Messe vorgestellten Leopard 2 A-RC 3.0. Bei diesem von KNDS Deutschland entwickelten Panzer-Demonstrator kann laut Hersteller eine Kanone im Kaliber 120 bis 140 mm im besatzungslosen Turm untergebracht werden. KNDS sieht den Leopard 2 A-RC 3.0 als Brückenlösung bis zur Einführung des Main Ground Combat Systems (MGCS).
Das System GTD chaser basiert nach Angaben von VINCORION auf vorkonfigurierten und vorqualifizierten Komponenten und Modulen und biete so eine Reihe von Vorteilen: Es könne in kürzester Zeit an die Bedürfnisse des Nutzers und die Konfiguration des Fahrzeugs angepasst werden. Die Kern-Komponenten und -Module sind laut Hersteller vollständig serienreif – das ermögliche eine schnelle Adaption an neue Fahrzeuge wie die jüngste Weiterentwicklung des Leopard 2.
„Mit GTD chaser kann der Bordschütze seine Ziele auch unter schwierigsten Bedingungen präzise bekämpfen – für eine maximale Ersttrefferwahrscheinlichkeit“, wird Sascha Brüning, Vice President Business Development and Sales von VINCORION, in der Mitteilung zitiert. Mit den GTD chaser Elektroniken und dazu passenden, neuartigen Antrieben sei es möglich, unbemannte Geschütztürme für Kampfpanzer zu bauen, die extrem leistungsfähig sind, für die Besatzung enorme Sicherheitsvorteile bringen, so Brüning weiter.
Im Rahmen der jüngsten Kampfpanzer-Bestellungen hat Vincorion wichtige Aufträge erhalten: So werden 54 Panzer vom Typ Leopard 2 A8 an den NATO-Partner Norwegen geliefert. Dabei kommen den Angaben zufolge erstmals die Stabilisierungstechnologie des Typs GTD chaser zum Serieneinsatz. Weitere Lieferungen für Deutschland und Partnerländer stehen demnach bereits in den Auftragsbüchern und bedeuten mehr als 120 Systemlieferungen für die kommenden drei Jahre.
Fahrzeugbewegungen werden kompensiert
Die Präzision, die Elektronik und Mechanik in GTD chaser bieten, sei nur mit einem reaktionsschnellen Antriebsmotor für Turm und Waffe möglich, erklärt Daniel Zeitler, Leiter Produktmanagement bei VINCORION. Hochkomplexe Regelungstechnik und Software verarbeiten, interpretieren und nutzen die Daten der Lage- und Bewegungssensoren. Laut Zeitler ist das exakte Zusammenspiel von Sensorik, Datenverarbeitung, Antriebselektroniken und den Antrieben entscheidend: So kann die große Masse des Turms und insbesondere das Rohr präzise und mit maximaler Geschwindigkeit gesteuert werden. Die Bewegungen des Fahrzeugs und der Rückstoß des Schusses müssen kontinuierlich und direkt kompensiert werden, um das Ziel hochpräzise anzuvisieren.
Dafür sorgt laut VINCORION die Leistungselektronik, die das Unternehmen für die Panzer liefert. „Es wird viel Rechenleistung, Sensorik und Energie benötigt, damit der Turm des Panzers sich dreht und die Waffe sich hebt und senkt“, so Zeitler. Nicht nur im Leopard 2 werden Komponenten von VINCORION genutzt: Auch in der Elektronik und Mechanik des Schützenpanzers Pumas, welche einen Schusswinkel von minus 10 bis plus 45 Grad ermöglichen, findet sich die Technologie von VINCORION wieder, ebenso in der Panzerhaubitze 2000. Beim Leopard 2 stammen neben den Antrieben von Turm und Waffe, das Richt- und Stabilisierungssystem des Geschützes und die Leistungselektronik auch der Generator für den rund 1.500 PS starken Dieselmotor aus dem Unternehmen.
lah