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TKMS-Partner bei Fregattenprogramm insolvent

In der vergangenen Woche ist die nordirische Traditionswerft Harland & Wolff aus Belfast in die Insolvenz gegangen. Damit verliert der deutsche Marineschiffbauer TKMS voraussichtlich einen wichtigen Partner beim Wettbewerb um die neue Fregattengeneration der Royal Navy mit der Bezeichnung Type 31e. Denn Harland & Wolff war zusammen mit der TKMS-Tochter Atlas Elektronik UK und der Werft Ferguson Marine Engineering angetreten, um die neuen Kampfschiffe zu entwickeln und zu bauen.

Hergestellt werden sollten die Fregatten den Planungen des Konsortiums zufolge auf den beiden Werften der beteiligten Schiffbauer in Nordirland und Schottland. TKMS sollte die Teams dabei vor Ort mit eigenem Personal unterstützen. Der Vorschlag für den Type 31e basiert auf den von TKMS bereits an Algerien und Südafrika ausgelieferten Fregatten der Baureihe MEKO A-200.

Während in der Presse spekuliert wird, dass TKMS mit der Insolvenz des Partners  aus dem Wettbewerb um Type 31e ausgeschieden sein könnte, wollte dies ein TKMS-Unternehmenssprecher nicht bestätigen. Seinen Worten zufolge ist TKMS mit dem eigenen Entwurf für die neue Fregatte weiter im Rennen.  Aber letztlich liege die Entscheidung bei der Royal Navy.

Für die Einschätzung von TKMS könnte sprechen, dass auch einer der beiden anderen Wettbewerber bei Type 31e  – das Konsortium aus Babcock und Thales –  Harland & Wolff sowie Ferguson Marine Engineering als Bauwerften im Team haben, wenn auch der Babcock-Standort von Rosyth als Hauptwerft vorgesehen ist.

Beobachter hatten die mangelnde Expertise von Harland & Wolff im Marineschiffbau als kritisch eingeschätzt. Presseberichten zufolge hat die Werft, auf der einst die Titanic und während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Schiffe für die Royal Navy entstanden sind, seit etwa 50 Jahren kein Kriegsschiff mehr abgeliefert. Den Medien zufolge beschäftigt das Unternehmen gegenwärtig noch rund 130 Mitarbeiter.  Andererseits scheint das MEKO-Konzept so ausgereift zu sein, dass es bei Unterstützung von TKMS leicht von anderen Werften umzusetzen ist. So wurden die beiden MEKO-Fregatten für Algerien – im Zeit- und Kostenrahmen – von German Naval Yards Kiel gebaut. Die zukünftigen TKMS-Fregatten für Ägypten sollen dem Vernehmen nach sogar auf einer bisher auf den Zivilsektor spezialisierten deutschen Werft entstehen. Und nicht zuletzt war der Royal Navy bei der Auswahl der drei finalen Wettbewerber für Type 31e – darunter TKMS – über die Situation der im Konsortium befindlichen Werften im Bilde.

Während die Perspektiven für das Geschäft von TKMS in Großbritannien gegenwärtig mit einem Fragezeichen versehen sind, könnte sich in Italien eine positive Entwicklung für das Unternehmen andeuten. Presseberichten zufolge plant die italienische Regierung die Beschaffung von vier neuen U-Booten auf Basis des bereits bei der deutschen und italienischen Marine genutzten Typs 212 A im Gesamtvolumen von rund 2,4 Mrd EUR. Demnach könnte der Vertrag für die ersten beiden Boote zwischen der Bauwerft Fincantieri und dem italienischen Verteidigungsministerium womöglich noch in diesem Jahr geschlossen werden. Sollte dies eintreten, halten Beobachter die Lieferung von Materialpaketen von TKMS an Fincantieri für wahrscheinlich.

Allerdings wollen die Italiener den Schiffsentwurf mit eigener Technologie zum Typ U-212 NFS weiterentwickeln. NFS steht für Near Future Submarine. Dabei werden eine Reihe von Neuerungen von italienischen Firmen eingebracht. Darunter soll sich ein elektrisches statt hydraulisches Mastsystem von Calzoni sowie ein Batteriesystem auf Lithium-Ionen-Basis befinden. TKMS setzt dagegen beim deutsch-norwegischen U-Boot-Vorhaben U-212 CD auf Lithium-Ionen-Zellen des französischen Herstellers SAFT.

Italienischen Presseberichten zufolge beabsichtigt eine nationale Industrieholdung den Aufbau eines Werkes mit einer Jahreskapazität von 200 MW zur Herstellung von Lithium-Ionen-Pouchzellen. Die Zellchemie soll den Angaben zufolge auf Lithium-Eisenphosphat basieren. Eine Materialkombination, die aufgrund ihrer Sicherheitsvorteile gegenüber anderen Lösungen auch für den Einsatz in U-Booten geeignet ist.
lah/10.8.2019

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