„Sperrmunition“ KUB-10E – Kalaschnikow stellt neue Loitering Munition bzw. Einweg-Kampfdrohne vor

Kristóf Nagy

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Der russische Kalaschnikow-Konzern hat eine neue „Sperrmunition“, so die Übersetzung des russischen Begriffs für Loitering Munition, mit der Bezeichnung KUB-10E vorgestellt. Dies geht aus einer Pressemitteilung des zum staatlichen Rostec-Verbund gehörenden Unternehmens vom 26. Dezember 2024 hervor. Demnach befindet sich das System bereits in der Fertigung und die Erprobung sei abgeschlossen. Ob es sich dabei jedoch wirklich um Loitering Munition handelt, oder eher eine One Way Drone bzw. Einweg-Kampfdrohne oder Strike-Drohne darstellt und wo die Grenzen der Kategorisierung verlaufen, ist erneut Gegenstand einer Debatte.

Unbestreitbar erweitert der Kalaschnikow-Konzern mit dem KUB-10E seine Reihe von unbemannten Wirkmittelträgern um einen weiteren Typ. Das als KUB-10E bezeichnete System unterscheidet sich dabei im Layout stark von der KUB-BLA und auch der Lancet, welche ebenfalls von dem zum Konzern gehörenden Drohnenspezialisten ZALA-Aero entwickelt und gefertigt werden. Laut Mitteilung soll die allwettertaugliche und zu jeder Tages- und Nachtzeit einsetzbare KUB-10E über eine deutlich höhere Reichweite als die Vorgängermodelle verfügen. Dafür spricht auch die konventionelle Auslegung als Schulterdecker mit vergleichsweise großer Spannweite und Doppelleitwerk. Angetrieben wird die KUB-10E von einem Kolbenmotor mit Druckpropeller. Der Start erfolgt von einem Katapult.

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Über die Auslegung oder mögliche Optionen des Gefechtskopfs schweigt die Mitteilung. Bei den seitens des Herstellers aufgezählten Möglichkeiten des Einsatzes finden sich jedoch Einschränkungen, was darauf schließen lässt, dass für die KUB-10E keine Gefechtskopf-Option zur Bekämpfung von Kampfpanzern und Zielen hinter Deckungen zur Verfügung steht. Bezüglich der Leistungsparameter spricht der Hersteller davon, dass das System bei einer Dienstgipfelhöhe von 2.500 m eine Reisegeschwindigkeit von 100 km/h aufweist. Die KUB-10E soll im Temperaturbereich von -30°С bis +40°С und bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 15 m/s einsetzbar sein.

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Mit russischen Loitering-Munition-Designs vertraute Fachleute äußerten gegenüber hartpunkt die Vermutung, dass es sich bei der KUB-10E vermutlich nicht um eine agile Loitering Munition handelt. Das System scheint vielmehr eine für die Bekämpfung von stationären Zielen gedachte Einweg-Kampfdrohne zu sein. Hierfür spricht auch die vergleichsweise simple Navigationsausrüstung. Der Mitteilung zufolge besteht diese aus einer Kombination aus Satelliten- und Trägheitsnavigation. Eine integrierte Künstliche Intelligenz wie bei der KUB-BLA erwähnt die Mitteilungen ebenfalls nicht. Zudem scheinen bei der Realisierung der KUB-10E Bestandskomponenten herangezogen worden zu sein. So wies ein Luftfahrttechnik-Ingenieur gegenüber hartpunkt darauf hin, dass die verwendete Luftschraube um gute 25 Prozent gekürzt sei, was sich negativ auf die Effizienz auswirken, jedoch nötig sei, um der reduzierten Bauhöhe gerecht zu werden.

Die Beobachtungen sind keine spitzfindige Haarspalterei. Vielmehr könnte es sich um ein weiteres Mosaiksteinchen in einer sich abzeichnenden Trendwende handeln. Demnach besteht die Möglichkeit, dass Loitering Munition, die mit einer vergleichsweise komplexen Sensorik, Sicherheitsmechanismen und einer anspruchsvollen Zellenkonstruktion ausgestattet ist, für den Masseneinsatz bei zahlreichen Missionsarten in einem Krieg, wie er in der Ukraine zu beobachten ist, für beide Konfliktparteien langfristig zu kostspielig sein könnte. Demnach würde die KUB-10E mit seiner kostenreduzierten Auslegung genau diesen Umstand adressieren. Einen ähnlichen kostenreduzierenden Ansatz scheinen auf der ukrainischen Seite die erst unlängst von der Bundesregierung gelieferten Helsing Strike Drohnen zu verfolgen. Es ist daher durchaus möglich, dass auch auf russischer Seite ein Schwerpunkt auf die zukünftige Beschaffung von kosteneffizienten und einfachen, taktischen Einwegdrohnen gelegt wird.

Kristóf Nagy