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Schützenpanzer Puma wieder für die VJTF vorgesehen

Nachdem im vergangenen Jahr der Ausfall mehrerer Schützenpanzer Puma bei einer Übung für einen öffentlichen Aufschrei gesorgt hatte und in der Folge das Fahrzeug aus der NATO-Speerspitze oder VJTF abgemeldet wurde, scheint sich die Lage für den Schützenpanzer gegenwärtig zu entspannen. Es sei davon auszugehen, dass die erste mit dem Schützenpanzer Puma „VJTF“ ausgestattete Kompanie zeitnah technisch wieder einsatzbereit sein werde, schreibt das Verteidigungsministerium in einer Mitteilung mit Bezug auf den Bericht, der gestern dem Parlament über das Analyseergebnis der Ausfälle des Schützenpanzers Puma im Dezember 2022 zugeleitet wurde. Aus diesem Bericht, der unserer Redaktion vorliegt, geht hervor, dass diese technische Einsatzbereitschaft bereits binnen weniger Tage erreicht werden soll. Nach Abschluss eines ergänzenden Ausbildungsabschnitts solle die betreffende Kompanie noch im ersten Quartal in das Kräftedispositiv VJTF eingegliedert werden.

„Die Bereitstellung der zweiten mit SPz PUMA „VJTF“ ausgestatteten Kompanie wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen“, schreibt das Ministerium. Laut Bericht kann dies erst nach „Vorliegen aller notwendigen Voraussetzungen (z.B. Verfügbarkeit von Ersatzteilen)“ erfolgen. Um den Puma bei der VJTF zu ersetzen, hatte die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht angeordnet, den betagten Schützenpanzer Marder einzusetzen.

 Hintergrund

Hintergrund des Berichts ist der Übungsdurchgang 12/22 im Schießübungszentrum der Panzertruppen in Munster, der vom 30. November bis 16. Dezember vergangenen Jahres stattfand und an dem 18 Schützenpanzer Puma teilnahmen. Im Verlauf der Übung wurden bis zu ihrem Ende alle 18 Fahrzeuge als nicht mehr einsatzbereit gemeldet. „Nach sieben zuvor absolvierten Übungen mit SPz Puma im Gefechtsübungszentrum und im Schießübungszentrum, mit vergleichbarer Intensität und Übungsinhalten bei deutlich geringerem Schadaufkommen, waren diese Ausfälle so nicht zu erwarten“, schreibt das BMVg. Insbesondere die Hersteller des Kampffahrzeugs waren danach in den Verdacht geraten, maßgeblich für den Ausfall verantwortlich zu sein. Mittlerweile verdichten sich jedoch die Hinweise, dass zum großen Teil Defizite bei der Truppe zu den Problemen geführt haben. Denn dem Bericht zufolge weisen die Schäden kein singuläres systematisches Fehlerbild auf. Neue, bisher unbekannte Schadensmuster seien nicht aufgetreten. Vielmehr war das Instandsetzungspersonal der Truppe nach Abmeldung eines unterstützenden Verbandes aufgrund der Vielzahl der vermeintlich kleinen und einfach zu behebenden Schäden der Aufgabe nicht mehr gewachsen.

Das Deutsche Heer, das Beschaffungsamt in Koblenz, die Heeresinstandsetzungslogistik GmbH, die industriellen Partner sowie das BMVg hätten zwischen den Ausfällen der Fahrzeuge im Dezember und dem vorliegenden Bericht in einem Kraftakt die überwiegende Mehrzahl der ausgefallenen Systeme instandgesetzt, Ursachen analysiert, Handlungsempfehlungen erarbeitet und das weitere Vorgehen am 13. Januar im Rahmen eines Spitzengespräches abgestimmt, heißt es in der gestrigen Pressemitteilung. „Im Ergebnis sind alle Parteien aufgefordert die aufgetretenen Defizite zu beseitigen. Dies gilt für die Amtsseite/ die Truppe, wie für die Industrie.“

Alle Beteiligten seien nach wie vor von der Leistungsfähigkeit des Pumas überzeugt. Es herrsche jedoch Einvernehmen, dass durch jeden Stakeholder weitere Anstrengungen unternommen werden müssten, bevor das Gesamtsystem die erforderliche technische und logistische Robustheit erreicht habe.

Weitere Untersuchung vorgesehen

Mit dem Zulauf der ersten Schützenpanzers Puma im weiterentwickelten Rüststand „S1“ im April 2023 wird nach Angaben des Ministeriums eine taktische und eine technisch-logistische Untersuchung durchgeführt. Dieser Rüststand adressiere viele der aufgetretenen und bekannten Schadbilder auf technischer Ebene, die Wirksamkeit der Maßnahmen werde im Rahmen der Untersuchungen nachgewiesen, so das BMVg. Aus dem Bericht an das Parlament geht in der Tat hervor, dass eine große Zahl der aufgetretenen Schäden mit dem Puma im Rüststand „S1“ wahrscheinlich nicht aufgetreten wäre. So wurden in der Übung drei Monitore im hinteren Kampfraum beschädigt, die im neuen Rüststand an einer geeigneteren Stelle angebracht werden. Zudem wird der Wartungszugriff verbessert, so dass einzelne Komponenten, wie Batterien, schneller ausgetauscht werden können.

Dem BMVg zufolge werden die erforderlichen organisatorischen und logistischen Verbesserungen umgesetzt und im militärischen Führungsprozess abgebildet. „Die Ausbildung für Instandsetzungspersonal aller Ebenen wird im Zusammenwirken mit der Industrie intensiviert. Das technisch-logistische Unterstützungskonzept wird überarbeitet, der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Instandsetzungsebenen vertieft. Die Stundenansätze für den technischen Dienst werden erhöht und die Verfügbarkeit von Ersatz- und Austauschteilen verbessert, gleiches gilt für die entsprechenden industriellen Kapazitäten“, schreibt das Ministerium. Entsprechende Vereinbarungen und notwendige Zusagen der industriellen Partner würden derzeit abgestimmt.

Probleme wahrscheinlich bei Truppe und Logistik

Der Entschluss, zeitnah nur eine der beiden Panzergrenadierkompanien des VJTF-Verbandes mit dem Puma zu bestücken, während der Auftrag der zweiten Kompanie weiterhin auf unbestimmte Zeit durch eine mit dem Marder ausgerüstete Einheit wahrgenommen werden soll, ist dem Bericht zufolge unter anderem auf mangelnde logistische Kapazitäten (Ersatzteile und Ausbildungsstand) zurückzuführen. Vermutlich wurde bei der Instandsetzung der ausgefallenen Puma Material verbraucht, welches nun erst wieder nachbeschafft werden muss. Hier scheint die Bundeswehr von Anfang an zu knapp kalkuliert zu haben.

Die Bundeswehr hat allerdings 40 VJTF-Pumas erhalten, obwohl für die VJTF nur zwei Kompanien, also in Summe 28 Pumas notwendig sind. Rein rechnerisch stände also eine Reserve an Fahrzeugen bereit. Warum die Bundeswehr trotz dieser Reserve nicht in der Lage ist, kurzfristig zwei Puma-Kompanien in die VJTF einzumelden, geht aus dem Bericht nicht hervor.
wg/lah/24.1.2023

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