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Rheinmetall will große Raketenmotoren und Satelliten bauen

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Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat schon im vergangenen Jahr den Aufbau einer Raketenmotorproduktion in Deutschland angekündigt. Wie Rheinmetall-CEO Armin Papperger heute bei einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte, geht es dabei nicht nur um Motoren für Artillerieraketen, die in Systemen wie PULS oder HIMARS eingesetzt werden können, sondern auch um solche mit noch größerer Reichweite. Man plane mit Motoren für Reichweiten von 50 bis 500 Kilometern. Überdies sei die Ausrüstung vorhanden, um Motoren für Raketen herzustellen, die womöglich auch Reichweiten von mehr als 2.000 Kilometern realisieren können.

Aufgrund von Engpässen bei der Beschaffung von Anlagen rechnet Papperger mit rund zwei Jahren für den Aufbau der Produktion. Er räumte ein, dass sein Unternehmen bislang noch keinen Auftrag für die Raketenproduktion von der Bundeswehr erhalten hat. Dies liege daran, dass bislang nur fünf PULS-Systeme ohne eine große Anzahl von Raketen beschafft werden sollen. Aufgrund der weltweit ausgelasteten Kapazitäten für Raketenmotoren geht der Manager davon aus, dass Deutschland bei seinem Unternehmen bestellen wird. Für PULS-Raketen sei es aber noch zu früh.

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Darüber hinaus kündigte der Rheinmetall-CEO den Bau eines Test-Centers für Raketenmotoren an, um diese dann selbst qualifizieren zu können.

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Das Unternehmen denkt auch daran, in ein neues Geschäftsfeld einzusteigen: den Bau von Satelliten. In Neuss, nahe dem Hauptsitz in Düsseldorf, könnte nach Aussage des Firmenchefs womöglich eine High-Tech-Fabrik entstehen, in der Komponenten für Loitering Munition, Elektronik, Schutzelemente sowie Komponenten für Satelliten gebaut werden. Papperger wies in diesem Zusammenhang auf ICEYE hin, ein finnischer Satelliten-Produzent und Betreiber einer Satellitenkonstellation, an dem sich Rheinmetall finanziell beteiligt hat. Man befinde sich mit der Regierung in Gesprächen, sich als „Satellite House“ zu etablieren. Die Idee sei, mindestens sechs LEO-Satelliten zu haben und dann jeweils in den kommenden Jahren zwischen sechs bis zehn Satelliten in Deutschland unter Lizenz zu bauen. „Das ist ein neues Business-Modell“, sagte Papperger. Es sei kein Riesengeschäft, aber womöglich könne man damit 200 Millionen Euro machen.

ICEYE ist bislang eher bekannt für Mikrosatelliten für den Low Earth Orbit (LEO), die mit einem Synthetic Aperture Radar (SAR) für die Aufklärung ausgestattet sind. In Deutschland sind die bekanntesten Satellitenbauer Airbus Defence and Space sowie die Bremer OHB. Airbus will aufgrund der schlechten Auftragslage bei Großsatelliten über 2.000 Stellen in der Sparte abbauen.

Rheinmetall hat heute auch seine Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr vorgelegt und dabei neue Rekorde erzielt. Der Konzernumsatz erhöhte sich den Angaben zufolge vor allem in den Divisionen des militärischen Geschäfts, das mittlerweile rund 80 Prozent des Konzernumsatzes umfasst. Im zivilen Bereich zeigt sich hingegen ein indifferentes Bild. Der Rheinmetall-Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2024 einen Konzernumsatz von 9.751 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahresumsatz in Höhe von 7.176 Millionen Euro erhöhten sich die Erlöse um 2.575 Millionen Euro oder 36 Prozent. Das steigende Geschäftsvolumen mit der Bundeswehr erhöhte den nationalen Anteil am Konzernumsatz und ließ den Auslandsanteil im Berichtsjahr auf 70 Prozent sinken (Vorjahr 76 Prozent). 

Am 31. Dezember 2024 lag der Rheinmetall Backlog bei 55 Milliarden Euro und erreichte damit nach 38 Milliarden Euro im Vorjahr einen neuen Höchstwert. Das operative Konzernergebnis kletterte deutlich um 61 Prozent auf einen neuen Spitzenwert von 1.478 Millionen Euro und erhöhte sich somit überproportional gegenüber dem erzielten Umsatzwachstum.

Die Sparte Vehicle Systems erzielte im Geschäftsjahr 2024 mit seinen Aktivitäten im Bereich der militärischen Rad- und Kettenfahrzeuge einen Umsatz von 3.790 Millionen Euro. Der Vorjahreswert von 2.609 Millionen Euro wurde damit deutlich um 45 Prozent übertroffen.
Weapon and Ammunition ist den Angaben zufolge mit ihren Aktivitäten bei Waffensystemen und Munition sowie bei Schutzsystemen ein zentraler Umsatztreiber im Rheinmetall-Konzern. Als wachstumsstärkste Division im Konzern konnte sie ihren Umsatz von 1.756 Millionen Euro im Vorjahr auf 2.783 Millionen Euro deutlich erhöhen, was einem Zuwachs von 58 Prozent entspricht.

Electronic Solutions, die Lösungen im Bereich der Verteidigungselektronik entwickelt und produziert, erzielte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 1.726 Millionen Euro und übertraf damit den Vorjahreswert um 31 Prozent (Vorjahr: 1.318 Millionen Euro).

Mit Wirkung zum 1. Januar 2024 wurde das zivile Geschäft von Rheinmetall neu strukturiert: Sensors and Actuators sowie Materials and Trade wurden zu Power Systems zusammengefasst. Power Systems bildet das organisatorische Dach von Rheinmetall für wesentliche technologische Kompetenzen auf zivilen Märkten. Hier waren im Berichtsjahr leichte Einbußen beim Umsatz in Höhe von ‑2 Prozent oder ‑46 Millionen Euro auf 2.038 Millionen Euro zu verzeichnen.

Der Rheinmetall-Konzern erwartet im Geschäftsjahr 2025 einen Umsatzanstieg um 25 Prozent bis 30 Prozent gegenüber dem Umsatz im Geschäftsjahr 2024 von 9,8 Milliarden Euro.
lah