Die polnischen Territorialverteidigungskräfte (Wojska Obrony Terytorialnej – WOT) sollen im Hinblick auf Ausbildung und Ausrüstung den Erfordernissen der aktuellen Bedrohungslage angepasst werden, hierzu sind konkrete Schritte insbesondere im Bereich der Ausstattung mit Kleinstdrohnen (sUAS) – in der Ausführung Aufklärung, Logistik oder Wirkung – in Planung. Dies verkündete der Kommandeur der Territorialverteidigung General Krzysztof Stańczyk in einem am 14. August erschienenen Interview auf dem polnischen Fachpresseportal Defence24.pl.
Demnach sieht Stańczyk nicht nur einen Handlungsbedarf bei der Ausstattung mit Artilleriesystemen, Aufklärungsfahrzeugen und modernen Kommunikationslösungen. Auch die weitreichenden und alle Ebenen der Organisation durchdringende Integration von unbemannten Luftfahrzeugen (UAS) steht laut dem General ganz oben auf der Prioritätenliste.
So habe die Integration von FlyEye-Aufklärungsdrohnen bereits begonnen. Diese sollen nicht nur grundsätzlich die Aufklärungsfähigkeit stärken, sondern speziell im Verbund mit der Warmate Loitering Munition die Fähigkeit der Territorialverteidigungskräfte, Feuerkraft auf Distanz zu projizieren, deutlich verbessern. Bis 2025 sollen insgesamt 350 FlyEye-Systeme zulaufen. Damit würde die polnische Territorialverteidigung über eine größere Flotte taktischer Aufklärungsdrohnen dieser Klasse verfügen als die gesamte Bundeswehr.
Der FlyEye UAV des polnischen Herstellers WB Electronics wurde erstmal 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt und seitdem an die polnischen Streitkräfte, Truppen der Territorialverteidigung und den Grenzschutz geliefert. Laut Hersteller ist die FlyEye mit einem Abfluggewicht von 9,9 kg nach zehn Minuten Vorbereitungszeit aus der Hand zu starten. Die maximale Flugzeit beträgt über 150 Minuten. Die maximale Flugstrecke wird von WB Electronics mit über 150 km bei einer Marschgeschwindigkeit von 60 km/h angegeben, wobei die sichere Telemetrie-Verbindung bis zu 180 km reichen soll. Der Gimbal unter dem Rumpf nimmt sowohl eine Tagsicht- als auch eine Thermalkamera auf und ermöglicht eine von der Flugrichtung unabhängige Ausrichtung.
General Stańczyk betont in dem Interview aber auch die Rolle von Drohnen, vornehmlich von sUAS auf der unteren taktischen Ebene für die zukünftige Ausrichtung der WOT. 228 Nanodrohnen seien bereits bestellt. Mittelfristig soll zudem die Beschaffung von insgesamt 3.500 Kleinstdrohnen in der Auslegung als Multicopter erfolgen. Diese sollen nicht nur der Aufklärung dienen. Auch für die Nutzung der Drohnen als Träger von Wirkmittelabwurflasten und für die Abwicklung der frontnahen Logistik sind bereits Überlegungen vorhanden. Zudem sollen auch FPV-Drohnen und ihre Nutzer direkt in die Truppe integriert und so die Präzision und Feuerkraft im Ganzen verbessert werden.
Insbesondere die Entwicklung im Bereich der sUAS-Beschaffung und -Nutzung erfolgen laut dem General in enger Abstimmung mit den polnischen Streitkräften. Es ist davon auszugehen, dass hierdurch mittelfristig nicht nur in der Beschaffung, sondern auch im Bereich der Ausbildung und Wartung kostensenkende Synergieeffekte genutzt werden können.
Die vom Kommandeur der Territorialverteidigung angesprochene, noch zu entwickelnde Drohnenabwehrfähigkeit wurde nur kurz umrissen. Der Beteuerungen der Bedeutsamkeit der damit verbundenen Herausforderungen folgte kein konkreter Maßnahmenkatalog. Es ist jedoch auch hier anzunehmen, dass die WOT den Entwicklungen in den polnischen Streitkräften folgen wird.
Kristóf Nagy