Polen hat sich bei der Modernisierung seiner Luftverteidigung für das US-System Patriot der Firma Raytheon und damit gegen das von Deutschland, den USA und Italien entwickelte MEADS entschieden. Wie der polnische Präsident Bronislav Komorowski am Dienstag bekanntgab, sollen jetzt exklusive Verhandlungen mit der US-Regierung beginnen.
Laut einer Mitteilung der US-Botschaft in Polen beinhaltet das integrierte polnische Raketenabwehr- und Luftverteidigungsprogramm ein Auftragsvolumen von bis zu 5 Mrd USD, davon könnten mindestens 2,5 Mrd USD auf US-Exporte entfallen.
US-Lobbying zahlt sich aus
Dies stärke die industrielle Basis in den USA und sichere Arbeitsplätze. „Ökonomische Diplomatie“ in Unterstützung amerikanischer Unternehmen sei ein Kernstück der US-Politik, heißt es weiter. Die Auswahl von Raytheon wird in der Mitteilung als Erfolg der koordinierten Interessenvertretung durch das State Department, das US-Handelsministerium sowie das Pentagon bezeichnet.
In Deutschland soll noch in diesem Jahr über ein Nachfolgemuster für das in die Jahre gekommen Patriot-Luftabwehrsystem entschieden werden. Wobei auch hier MEADS und eine modernisierte Patriot-Variante im Rennen sind. Raytheon hat mit dem Zuschlag aus Polen den zweiten Großauftrag binnen kurzer Zeit gewonnen. Erst vor wenigen Tagen wurde ein Geschäft von über 2 Mrd USD mit einem nicht genannten Kunden veröffentlicht (s. Meldung vom 18. April). Dabei könnte es sich Kreisen zufolge womöglich um Saudi-Arabien handeln.
Airbus H225M Caracal vorausgewählt
Außerdem plant Polen den Kauf von Transporthubschraubern beim europäischen Hersteller Airbus. Das polnische Verteidigungsministerium habe den H225M Caracal von Airbus Helicopters vorausgewählt, teilte der Flugzeugbauer mit. Damit sind alle anderen Mitbewerber aus dem Bietprozess ausgeschieden.
Polen zieht das Modell Caracal von Airbus anderen Hubschrauber-Mustern vor. Foto: Airbus Helicopters
Pressemeldungen zufolge könnte der Deal ein Volumen von 3 Mrd USD aufweisen. Die ursprünglich geplante Stückzahl sei jedoch von 70 auf 50 Exemplare reduziert worden. Von dem Helikopter-Muster, das auf dem Super-Puma basiert, wurden laut Hersteller bereits 108 Stück verkauft. Im Einsatz ist der Caracal unter anderem in Frankreich, Brasilien, Mexiko und Thailand. Airbus hatte sich mit dem in der Bundeswehr eingeführten Transporthubschrauber NH-90 offenbar wegen der höheren Stückkosten nicht an der Ausschreibung beteiligt.
Das polnische Verteidigungsministerium plant überdies die Beschaffung eines Kampfhubschraubers. Bei dieser Ausschreibung ist Airbus Helicopters mit dem Tiger vertreten. Konkurrenten sind dabei offenbar der Apache von Boeing und der T129 von AgustaWestland/Turkish Aerospace Industries.
lah/12/22.4.2015