Die philippinischen Streitkräfte haben sich im Rahmen des Programms Medium Multi-Purpose Assault Weapons (MMAW) with Precision Guided Munition (PGM) für den Panzerabwehrlenkflugkörper AT-1K Raybolt der südkoreanischen Hersteller Hanwha Vision und LIG Nex1 entschieden. Der bereits im Oktober erfolge Angebotszuschlag wurde seitens der Streitkräfte erst am 11. November 2024 öffentlich mitgeteilt. Demnach sollen für die Einsatzerprobung kurzfristig fünf Startgeräte und zehn Lenkflugkörper zufließen.
Das ursprünglich als Medium Multi-Purpose Assault Weapons (MMAW) bezeichnete Beschaffungsvorhaben zielte vormals auf ein ungelenktes System ab. Die philippinischen Streitkräfte hatten für diesen Zweck ab 2017 RPG-7-Klone des Typs ATGL-L vom bulgarischen Hersteller Arsenal beschafft. Diese abzulösen, erschien den Verantwortlichen nach der Analyse der Erkenntnis aus dem Ukrainekrieg weniger dringlich. Stattdessen entschied man sich für die Fähigkeitserweiterung der vorhandenen Werfer mit der Beschaffung von thermobaren Granaten.
Mit der Erweiterung um den als Precision Guided Munition (PGM) bezeichneten Programmanteil wurde abschließend ein idealerweise mehrrollenfähiges Lenkflugkörpersystem gesucht. Dieses soll laut Ausschreibungsunterlagen maximal ein Kaliber von 130 mm und ein gefechtsbereites Gesamtgewicht von 30 kg aufweisen. Die verlangte Reichweite liegt bei 2.000 m, die Mindestbekämpfungsentfernung im direkten Richten bei 65 m.
Der 2014 erstmalig der Öffentlichkeit präsentierte AT-1K Raybolt ist ein modernes Lenkflugkörpersystem, mit dem gepanzerte Fahrzeuge und niedrig fliegende Hubschrauber bekämpft werden können. Während die Flugkörper von LIG Nex1 gefertig werden, zeichnet Hanwha Vision für die Produktion der Startgeräte verantwortlich. Der mit einem Tandemsprengkopf ausgestattete, 13 kg schwere Flugkörper kann Ziele bis zu einer Entfernung von 3.000 m im Top-Attack-Modus oder im direkten Anflug bekämpfen. Die Durchdringungsleistung gibt der Hersteller mit 900 mm homogenem Panzerstahl (RHA) hinter reaktiver Panzerung an.
Obwohl Beobachter neben dem Bieter aus Südkorea auch noch Rafael mit der Spike MR und Raytheon mit der FGM-148 Javelin als potenzielle Wettbewerbsteilnehmer ansahen, qualifizierte sich der Mitteilungen zufolge nur das AT-1K Raybolt für die Ausschreibung. Insbesondere für Rafael hätte der Umstand gesprochen, dass die philippinische Marine bereits die Systeme Spike ER und Spike NLOS nutzt. Durch die nun anstehende Einsatzerprobung soll die finale Einführung stattfinden. Wie viel Lenkflugkörpersysteme final über die Laufzeit des Programms von fünf Jahren tatsächliche beschafft werden, wird maßgeblich durch die Haushaltslage der Streitkräfte bestimmt werden.
Kristóf Nagy