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Neue Radargeräte für das Heer

Das von den Planern des Heeres erwartete „gläserne Gefechtsfeld“ der Zukunft lässt sich nur mit ausgefeilter Aufklärung erreichen. Um bei dieser Entwicklung nicht ins Hintertreffen zu geraten, sollen die deutschen Landstreitkräfte offenbar mit neuen Radargeräten ausgestattet werden. Wie aus einer kürzlich veröffentlichten Ausschreibung für ein Verhandlungsverfahren hervorgeht, will das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw insgesamt 69 Radarüberwachungsgeräte beschaffen.

Diese Geräte sollen für die bodengebundene, abstandsfähige, nahezu wetterunabhängige Aufklärung und Überwachung großer Räume – auch bei eingeschränkter Sicht  eingesetzt werden. Die Bezeichnung für die Technik lautet  Bodengebundenes abstandsfähiges Raum-überwachungssystem, kurz BARUE. Die Radargeräte sollen in der Heeresaufklärungstruppe und Artillerietruppe des deutschen Heeres verwendet werden. Wie aus Kreisen des Heeres zu vernehmen ist, sollen damit die veralteten Systeme ABRA und PARA abgelöst werden. Bei ABRA handelt es sich um ein in den 70er Jahren eingeführtes Artillerieradar auf MTW-Basis und bei PARA um ein auf dem Transportpanzer Fuchs montiertes Aufklärungsradar. Während ABRA für die Artillerie entwickelt wurde, erhielten die Panzeraufklärer PARA. Den Angaben des Heeres zufolge sollen zunächst 18 BARUE  ab 2022 für den Einsatz bei der VJTF 2023 beschafft werden. Eine so genannte FFF für BARUE soll dem Vernehmen nach bereits seit einigen Jahren vorliegen, offenbar ohne dass danach die Beschaffung eingeleitet wurde.

Laut Ausschreibungstext muss das geforderte mobile Radarsystem durch maximal zwei Soldaten aufgebaut und in Betrieb genommen werden können. BARUE soll in der Lage sein, erfasste Ziele in die Kategorien Personen, Radfahrzeuge, Kettenfahrzeuge, Luftfahrzeuge (Starr- oder Drehflügler und Kleinst-Lfz), Boote/Schiffe, Geschosseinschläge und Unbekannt zu klassifizieren.
Der Sensor muss laut BAAINBw die folgenden Ziele zu den angegebenen Entfernungen automatisch entdecken:

Detektionsreichweite (minimal)
— RCS* = 0,75 qm Person: 5 km,
— RCS = 2 qm Einzel-Kfz (Rad/Kette): 10 km,
— RCS = 10 qm Einzel-Kfz (Rad/Kette): 30 km,
— RCS = 5 qm Flugziel (große Drohne, Starr- /Drehflügler im bodennahen Luftraum): 10 km.

Vorstehende minimale Erfassungsreichweiten sind mit einer Detektionswahrscheinlichkeit von 80 Prozent bei einer Falschalarmrate von nicht mehr als 10 exp-60, zu gewährleisten.
* RCS = Radar Cross Section

Laut Ausschreibung muss der  Auftraggeber die volle Verfügungsgewalt über das gesamte Radarsystem besitzen. Das bedeutet, dass sie ohne Fremdvorgaben und ohne besondere Absicherungen zu handhaben und zu lagern sein müssen. Außerdem darf das  Radarsystem oder  Teile davon keinem restriktiven Exportkontrollverfahren, wie zum Beispiel ITAR (International Traffic in Arms Regulations) der USA, unterliegen.

Interessierte Anbieter müssen überdies die Ersatzteilversorgung für 15 Jahre gewährleisten und eine  Erklärung zur Zusammenarbeit mit den Firmen Airbus und ESG abgeben. Begründet wird letzteres mit dem Fakt, dass das Radarsystem unidirektional Daten an die Führungssysteme FüInfoSys H (Hersteller Airbus) und ADLER (Hersteller ESG) übermitteln soll. Als Zuschlagskriterium wurde der niedrigste Preis gewählt. Der Schlusstermin für den Eingang der Angebote oder Teilnahmeanträge ist der 27. Februar. Das BAAINBw gibt den  Beginn der Auftragsausführung mit dem 3. Januar 2022 an.  Der Abschluss ist auf den 11. Januar 2024 terminiert. Beobachter vermuten, dass Firmen wie Hensoldt oder Thales sich am Wettbewerb beteiligen könnten.
lah/12/16.1.2019

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