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Mix zwischen Eurofighter und F-18 wahrscheinlich

Die seit geraumer Zeit kursierenden Gerüchte einer Beschaffung sowohl von Eurofightern als auch amerikanischen F-18-Jets als Ersatz für die betagten Tornado-Jagdbomber der Luftwaffe scheint sich zu bewahrheiten. Aktuellen Medienberichten zufolge könnten insgesamt bis zu 45 F-18 des US-Flugzeugbauers Boeing sowie 45 Eurofighter von Airbus als Nachfolger der deutschen Tornados gekauft werden. Das sollen Planungen des Verteidigungsministeriums vorsehen, die offenbar bereits Politikern und Industrievertretern vorgestellt wurden, wie dpa mitteilt.

Gut informierten Kreisen zufolge könnten insgesamt zwischen 80 und  90 Eurofighter beschafft werden. Davon voraussichtlich  33 als Ersatz der Tranche 1 des Eurofighters, 3 als Versuchs- und Erprobungsmuster sowie 2 Maschinen als Ersatz für Verluste bei einem Unfall. Bei den F-18 wiederum würden womöglich 30 in der Konfiguration F  Block 3 Super Hornet für den Einsatz im Rahmen der Nuklearen Teilhabe der NATO sowie 15 in der Version als Growler zur elektronischen Kampfführung geordert werden. Angeblich gibt es zwischen der Luftwaffe und der Industrie eine Vereinbarung, im Verhältnis 2:1 Eurofighter und F-18 zu beschaffen.

Dem Vernehmen nach sollen die als Tornado-Nachfolge vorgesehenen 45  Eurofighter möglicherweise in der Konfiguration Long Term Evolution (LTE) zulaufen. Um diesen Standard zu erreichen, sind jedoch noch erhebliche Entwicklungsleistungen erforderlich. Vorgesehen ist im Rahmen der LTE auch eine Version zur elektronischen Kampfführung. Diese wird in Fachkreisen als wichtig angesehen, um den nationalen Zugriff auf kritische Daten zu gewährleisten und eine Basis für die Weiterentwicklung der Technologie im Rahmen des FCAS-Vorhabens zu haben. Gerüchten zufolge könnte die Beschaffung von 135 Fliegern mit bis zu 16 Mrd EUR zu Buche schlagen.

Vor dem Hintergrund der noch nicht absehbaren Kosten der Corona-Pandemie für die Wirtschaft und den deutschen Staat bleibt abzuwarten, ob eine geplante Beschaffung einer so großen Zahl von Flugzeugen finanziell überhaupt umgesetzt werden kann.  Zumal es sich nur um eine Entscheidung des BMVg handeln würde.

Sollte die Ministerin der Auswahl der F-18 zustimmen, wäre dies zumindest ein deutliches politisches Zeichen in Richtung USA und NATO. Volkswirtschaftlich wäre der Betrag von etwa fünf Mrd EUR für die Flugzeuge vermutlich besser zur Stabilisierung des aufgrund der Corona-Krise in schweres Fahrwasser geratenen europäischen Luftfahrtkonzerns Airbus angelegt. Auf jeden Fall sollte die hiesige Branche in die Wartung und Instandhaltung der US-Flugzeuge eingebunden werden, um eine gewisse Wertschöpfung vor Ort zu generieren.

Wobei die volkwirtschaftlichen Multiplikatoreffekte in den vorgelagerten Stufen einer Flugzeugbeschaffung deutlich höher liegen dürften.  Einer Studie von DIW Econ im Auftrag von Airbus zufolge resultiert aus dem staatlichen  Auftragsvolumen von 100 Mio EUR für Forschung und Entwicklung für ein neues Flugzeug eine volkswirtschaftliche Bruttowertschöpfung von 128 Mio EUR durch direkte und indirekte Effekte. Bei gleich hohen Ausgaben des Staates in der Bauphase eines Fliegers ergibt sich eine Bruttowertschöpfung von immerhin 114 Mio EUR, während dieser Wert in der Phase Reparatur und Instandhaltung nur bei 106 Mio EUR liegt. Die staatlichen Investitionen in die Flugzeugproduktion ziehen überdies entsprechend positive Effekte auf Beschäftigung und Steueraufkommen nach sich.

Ob die deutsche Wirtschaft umfassend bei Wartung und Instandhaltung der von Boeing hergestellten F-18 eingebunden werden kann, dürfte im Rahmen des Foreign Military Sales Case zwischen dem BMVg und dem US-Verteidigungsministerium zu verhandeln sein. Die Luftwaffe bekäme mit der F-18 wie gewünscht ein zweites Flugzeugmodell, was allerdings technologisch nicht mehr auf dem neuesten Stand sein dürfte und zunächst noch für das Tragen einer Nuklearwaffe zertifiziert werden muss. Allerdings scheint der Kostenrahmen einfacher kalkulierbar zu sein, da Sonderwünsche der deutschen Streitkräfte kaum durchsetzbar wären, wie das Beispiel Schweiz zeigt. Auch könnte die Luftwaffe womöglich ihre Fähigkeiten ausbauen: Schließlich werden die F-18 in den USA in erster Linie von Flugzeugträgern aus eingesetzt.

Welches Signal ein deutscher Kauf von F-18 in die Schweiz senden würde, ist noch ungewiss. Die Eidgenossenschaft will ihre alten F-18 Modelle in den kommenden Jahren ersetzen. Neben Boeing mit der neuen Super Hornet, Dassault mit der Rafale, Lockheed Martin mit der F-35 bemüht sich Airbus darum, den Eurofighter zu platzieren. Dabei bekommt das Unternehmen erhebliche Unterstützung aus der Bundesregierung. Ein Argument von Airbus lautet, dass die Schweiz das gleiche moderne Modell wie die Luftwaffe beschaffen könnte.
lah/26.3.2020

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