Grundstein für norwegisch-deutschen U-Boot-Wartungskomplex gelegt

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Die Verteidigungsminister Norwegens und Deutschlands haben am Montag den Grundstein für die gemeinsame U-Boot-Wartungsanlage auf dem Marinestützpunkt Haakonsvern in der Nähe von Bergen gelegt. Dort sollen die zukünftigen U-Boote der Klasse 212 CD, von denen jedes Land sechs Exemplare beschaffen will, gewartet und instandgesetzt werden. Nach Aussage von Verteidigungsminister Boris Pistorius wird der Fokus der Anlage in Skværvika auf Haakonsvern auf der Wartung der U-Boot-Hülle liegen, während in Kiel die Wartung von Elektronik sowie Führungs- und Waffeneinsatzsystem im Vordergrund stehe. Die Anlage soll 2029 fertiggestellt sein. Dann ist auch der Zulauf des ersten norwegischen U-Bootes der Klasse 212 CD vorgesehen. Nach den Worten von Norwegens Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram befindet sich das U212-CD-Programm „voll im Zeitplan“. Er rechnet mit dem Start der Erprobung des ersten Bootes der Klasse im Jahr 2027. In Skværvika soll auch die norwegische U-Boot-Flotille stationiert werden, sowie die deutschen Boote, wenn sie sich in Norwegen aufhalten.

Norwegen hat bislang vier U-Boote bestellt, sich jedoch entschieden, eine Option auf zwei weitere U-Boote zu ziehen. Deutschland hat zwei U-Boote bestellt, steht jedoch kurz vor einer Entscheidung im Bundestag über eine Erweiterung für vier weitere. Nach Aussage von Pistorius könnte die 25-Mio-Euro-Vorlage für die vier zusätzlichen Boote womöglich bereits im Haushaltsausschuss am kommenden Mittwoch behandelt werden. Er dankte ausdrücklich den Politikern der CDU/CSU für ihre Kooperationsbereitschaft bei dem Projekt.

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Die Vereinbarung zwischen Norwegen und Deutschland, eine neue Generation von U-Booten gemeinsam zu bauen, ist eine der größten Verteidigungsinvestitionen in Norwegen, wie das norwegische Verteidigungsministerium schreibt. Die Zusammenarbeit umfasst auch Training und Ausbildung, die Entwicklung neuer Technologien, Forschung und Innovation. Der Aufbau einer Wartungseinrichtung in Haakonsvern war bereits 2018 vereinbart worden.

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Im Bezug die Kooperation bei den U-Booten sagte Pistorius in seiner Rede: „Wir entwickeln sie zusammen, wir bauen sie zusammen und wir werden sie gemeinsam betreiben und warten.“ Bei der Kooperation mit Norwegen in der NATO gehe es um den Schutz der Unterwasser-Infrastruktur sowie die Offenhaltung der Seeverbindungen nach Nordamerika. Seinem norwegischen Amtskollegen zufolge verfügt Norwegen über rund 9.000 Kilometer Pipelines für Gas und Öl auf dem Meeresgrund sowie umfangreiche Kabelverbindungen für Strom und Telekommunikation, die geschützt werden müssen.  

Nach Angaben des norwegischen Verteidigungsministeriums öffnet die deutsch-norwegische U-Boot-Zusammenarbeit die Tür für andere Nationen, die Teil des Netzwerks werden möchten, und stärke Norwegens Position als zentraler Akteur in der maritimen Sicherheit in Europa und der NATO. Kanada, Polen und Griechenland haben demnach bereits Interesse bekundet, teilzunehmen.

Pistorius unterstrich in seinen Ausführungen, dass Deutschland großes Interesse daran hat, die Kooperation mit Norwegen weiter auszubauen und gemeinsam Fregatten zu entwickeln und zu beschaffen. Man mache Fortschritte beim Projekt der F127 und sehe erhebliches Kooperationspotenzial bei dem Vorhaben mit Norwegen. Die F127 wird mit Schwerpunkt auf Luftverteidigung konzipiert und weniger auf U-Boot-Jagd ausgelegt, wie es die Norweger in ihren Strategiepapieren bislang gefordert haben. Allerdings war bei der Bekanntgabe der potenziellen Partner für die gemeinsame Beschaffung und den Betrieb von Fregatten vor wenigen Wochen durch das norwegische Verteidigungsministerium nur von der Fähigkeit die Rede, zwei U-Boot-Jagdhubschrauber aufzunehmen – dies dürfte bei der angestrebten Größe der F127 kein Problem sein.

Norwegen hatte kürzlich bekanntgegeben, mit den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland Gespräche über eine Kooperation bei den Fregatten führen zu wollen, die kommendes Jahr in eine Entscheidung münden sollen. Verteidigungsminister Gram betonte, dass man nicht erneut wie bei der Fridtjof-Nansen-Klasse eine eigen Klasse von Fregatte betreiben wolle. Ein Land von der Größe Norwegens benötige einen Partner.

Für die F127 könnte überdies sprechen, dass das Schiff im Gegensatz zu den Entwürfen der anderen Nationen noch die ausdefiniert ist, womit norwegische Vorstellungen aber auch Unterlieferanten berücksichtigt werden könnten. Pistorius sprach davon, dass Offset-Vereinbarungen auch der norwegischen Industrie zugutekommen. Norwegens Parlament fordert in der Regel bei Rüstungskäufen im Ausland solche Offset-Geschäfte als finanziellen Ausgleich dafür. Eine Forderung, die nicht alle Länder erfüllen können oder wollen.
lah