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Fortschritte bei zivilem Raketenantrieb der Bayern-Chemie

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Die MBDA-Tochter Bayern-Chemie und die Deutsche Gesellschaft- für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeiten bereits seit 2020 bei Antriebsentwicklung und -produktion von Raketen zusammen. Besonders leistungsfähige Raketenmotoren vom Typ „RED KITE“ der Bayern-Chemie sollen der DLR bei der Forschung im Weltraum neue Möglichkeiten eröffnen. Das Projekt befindet sich gegenwärtig voll im Zeitplan, wie beide Partner aktuell bestätigen. Für das Frühjahr kommenden Jahres plane man einen statischen Abbrandtest des Triebwerks und im Herbst 2023 einen Testflug in Nordnorwegen, erläuterte eine DLR-Sprecherin.

Wie Repräsentanten von DLR und Bayern-Chemie gestern im Rahmen einer gemeinsamen Informationsveranstaltung am Standort der Bayern-Chemie in Aschau am Inn erläuterten, bieten die neuen Antriebe wichtigen Bereichen aus Wissenschaft und Technik zusätzliche Forschungspotenziale und können so der raketenbasierten europäischen Forschungsarbeit im All neue Impulse verleihen. Zuständig für „RED KITE“ – übersetzt Roter Milan – beim DLR ist die Abteilung MORABA (Mobile Raketenbasis).

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Ein so genanntes „Dual Thrust“- Profil erlaubt „RED KITE“-Antrieben laut Hersteller hohe Beschleunigungswerte unmittelbar nach Abschuss, die etwa beim Zehnfachen der Erdbeschleunigung liegen und im weiteren Flugverlauf abfallen, wodurch aerodynamische Verluste minimiert werden. Damit eigne sich der „RED KITE“-Motor auch als Boosterstufe für viele andere Raketen aus dem Portfolio der MORABA. In Verbindung mit „RED KITE“ sollen der nationalen und internationalen Forschergemeinde damit in Zukunft leistungsfähige zweistufige Höhenforschungsraketen zur Verfügung stehen.

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Durch „RED KITE“-Antriebe können eine große Bandbreite möglicher Missionen und Trajektorien bedient werden. Für die Forschung unter Schwerelosigkeit ermöglichen steile Flugbahnen mit diesen Raketenmotoren nach Angaben des DLR Experimente außerhalb der Atmosphäre und ohne störende Beschleunigungskräfte von bis zu sieben Minuten Dauer. Ohne den Einfluss der Schwerkraft könnten beispielsweise materialphysikalische Phänomene deutlich zielgerichteter untersucht werden.

Die Forschung in den Bereichen Wiedereintritts- und Hyperschalltechnologien dagegen profitiert den Angaben zufolge von flachen Trajektorien, die ihren Nutzlasten eine minutenlange Exposition in der Stratosphäre bei Geschwindigkeiten bis Mach acht ermöglichen.

Rainer Kirchhartz, Leiter der MORABA, betont das Potenzial des neuen Antriebs: „Mit RED KITE haben wir für die Forschungsmissionen der wissenschaftlichen Gemeinschaft einen speziell an den Zielsetzungen und Bedürfnissen orientierten Antrieb zur Verfügung.“ Die gesteigerte Leistungsfähigkeit biete der Forschungsarbeit neue Potenziale, insbesondere für die Mikrogravitationsforschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen.

„Für die Forschungsziele der Atmosphärenphysik, der Hyperschallforschung und der Technologieerprobung stehen nun erweiterte Nutzlastkapazitäten und Forschungsmöglichkeiten zur Verfügung. Forschungsraketen, die auf „RED KITE“-Raketenmotoren als Unter- sowie Oberstufe basieren, können Nutzlasten von mehr als 450 kg in Höhen von bis zu 260 km bringen“, erläutert Kirchhartz.

Diese neuen Raketenmotore eignen sich seinen Worten zufolge außerdem als ideale Stufungspartner für andere Raketenstufen aus militärischen Beständen. Die Antriebe des DLR stammen teils aus militärischen Altbeständen, teils aus ziviler Fertigung. Der Sprecherin der Forschungsgesellschaft zufolge werden dabei unter anderem ausgemusterte Raketen der Typen Patriot und Hawk genutzt, die als erste Stufe einen „RED KITE“ erhalten.

Nach Aussage von Wolfgang Rieck, Geschäftsführer der Bayern-Chemie, handelt es sich bei der Höhenforschung um ein neues Anwendungsfeld für die eigenen Antriebstechnologien. Das Unternehmen ist in erster Linie auf militärische Anwendungen fokussiert und stellt unter anderem das Staustrahltriebwerk des Luft-Luft-Flugkörpers Meteor her. Laut Rieck werden die Feststoffraketenmotoren des Typs „RED KITE“  mit über 900 Kilogramm Treibstoff die größten jemals von der Bayern-Chemie entwickelten und gebauten Antriebe sein.
19.10.2022/12/lah