Das Deutsche Heer plant im Rahmen einer Nutzerkreiserweiterung die Verbände der Heeresaufklärungstruppe mit Vector-Aufklärungsdrohnen des deutschen Drohnenherstellers Quantum Systems auszustatten, die derzeit im Rahmen des Vorhabens „ferngeführte Aufklärungssystem, luftgestützt, kurze Entfernung“ (FALKE) für den Einsatz in den Spezialkräften der Bundeswehr eingeführt werden.
Quantum Systems wurde im September 2023 von dem Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw mit der Herstellung und Lieferung von insgesamt 14 FALKE-Systemen – bestehend aus einer Kontrolleinheit und einer Vector-Drohne – an das Kommando Spezialkräfte beauftragt. Den Angaben des BAAINBw zufolge soll das eigenständig einsetzbare System zur präzisen Aufklärung über eine Entfernung von bis zu 30 km genutzt werden und einen integrierten Kombisensor mit optischer und Infrarotkamera verfügen.
Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber hartpunkt bestätigt hat, werden nun weitere FALKE-Systeme beschafft. „Auf Basis des bestehenden Vertrages werden die zusätzlichen Systeme FALKE im Rahmen eines Änderungsvertrages beschafft“, so der Sprecher. „Jeder Verband, der einen Bedarf entsprechend begründen kann, wird mit dem System FALKE ausgerüstet“, so der Sprecher weiter. Seinen Ausführungen nach wird die Drohne in der Domäne Aufklärung die Fähigkeitslücke zwischen kurzer Reichweite (abgedeckt durch ALADIN) und mittlerer Reichweite (abgedeckt durch LUNA) schließen.
Bei der Vector handelt es sich um eine taktische eVTOL fixed-wing Aufklärungsdrohne mit einer Fähigkeit senkrecht starten und landen zu können. Seit der Markteinführung im Jahr 2020 wurde das System stetig weiterentwickelt – nicht zuletzt Aufgrund von Erfahrungen die im Ukraine-Krieg gesammelt wurden. Die Bundesregierung hat Quantum Systems beauftragt mehrere hundert dieser Systeme an die ukrainischen Streitkräfte zu liefern. Stand Mitte Oktober 2024 wurden nach Angaben der Bundesregierung rund 350 dieser durch Deutschland finanzierten Aufklärungsdrohnen an die Ukraine übergeben.
Bei einer Spannweite von 2,80 m beträgt das maximale Abfluggewicht von 8,5 kg. Die drei Hubtriebwerke werden elektrisch angetrieben. Für den Übergang in den Horizontalflug werden die Triebwerke um 90 Grad nach vorn geschwenkt. Den Marschflug übernimmt allein das Hecktriebwerk. Damit erreicht der Vector eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und je nach verwendeter Batterie eine Flugzeit bis 180 Minuten. Die Aufklärungstiefer der Drohne soll Herstellerangaben zufolge abhängig von der genutzten Kommunikationstechnik bis zu 50 km betragen. Als Optronik-Paket kommt Quantum Systems zufolge ein Sensor vom Typ Raptor (8x IR, EO 40x Zoom + 2x digital + Laseroption) zum Einsatz.
Zudem hat das Unternehmen eine KI-Navigationssensorik entwickelt, welche es der Drohe ermöglicht, bei Tag, Nacht und schlechter Sicht sowie ohne jeglichen Empfang von Navigationssignalen punktgenau zu navigieren, hartpunkt berichtete. Das als „Receptor AI“ bezeichnete KI-Sensor Upgrade basiert Quantum Systems zufolge auf einem Nvidia-Chip Jetson Orin und mehreren Sensoren für die Vector-Aufklärungsdrohne. Neben der GNSS-unabhängigen Navigation soll Receptor AI auch eine automatisierte KI-gestützte Objekterkennung und –Identifikation ermöglichen. Die Funktionalität hinter Receptor AI basiert auf einer Infrarot-gestützten visuellen Navigation. Damit sind QS zufolge auch autonome Nacht- und Schlechtwetterflüge möglich. Ob die FALKE-Systeme der Bundeswehr über diese Funktionalität verfügen werden, ist nicht bekannt. Das Unternehmen wollte dazu auf Anfrage keine offiziellen Angaben machen.
Waldemar Geiger