Die im Ukraine-Krieg im Einsatz befindlichen Vector-Aufklärungsdrohnen verfügen seit jüngster Zeit über eine KI-Navigationssensorik, welche es der Drohe ermöglicht, bei Tag, Nacht und schlechter Sicht sowie ohne jeglichen Empfang von Navigationssignalen punktgenau zu navigieren. Dies bestätigte die Quantum-Systems GmbH (QS), ein im bayrischen Gilching ansässiger Drohnenspezialist und Hersteller der Vector auf Nachfrage von hartpunkt. Wie das Unternehmen erklärt, wird das KI-Navigationsmodul in dem kürzlich eröffneten QS-Entwicklungsstandort in der Ukraine getestet und weiterentwickelt.
Das als „Receptor AI“ bezeichnete KI-Sensor Upgrade basiert QS zufolge auf einem Nvidia-Chip Jetson Orin und mehreren Sensoren für die Vector-Aufklärungsdrohne. Neben der GNSS-unabhängigen Navigation soll Receptor AI auch eine automatisierte KI-gestützte Objekterkennung und –Identifikation ermöglichen.
Nach Aussagen des Unternehmens stellt das neue Upgrade eine weitere Möglichkeit der Signal-unabhängigen Positionsbestimmung der Aufklärungsdrohnen dar und verbessert ihren Einsatz unter GNSS-denied Bedingungen grundlegend. In Zeiten des elektronischen Kampfes, bei dem Navigationssignale gestört oder verfälscht werden, trägt das System zur Problemlösung des Drohneneinsatzes unter solchen Bedingungen bei.
Die Funktionalität hinter Receptor AI basiert auf einer Infrarot-gestützten visuellen Navigation. Damit sind QS zufolge auch autonome Nacht- und Schlechtwetterflüge möglich. Zudem wurde die Objektsensorik deutlich verbessert. „Hard- und Softwareseitige Upgrades erlauben nun eine bessere Objekterkennung, Klassifizierung, Identifizierung und das Tracking der Objekte“, schreibt das Unternehmen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass das Upgrade nach Aussage von Quantum Systems ohne jegliche Gewichtsveränderungen oder Reichweiteneinbußen bzw. grundlegenden Veränderungen an der bestehenden Drohnenarchitektur erfolgt.
Das bayerische Unternehmen ist seit dem ersten Kriegsjahr in der Ukraine engagiert und lieferte bereits im August 2022 das erste Los von 33 Aufklärungsdrohnen des Typs Vector. Laut einer aktuellen Übersicht der Bundesregierung sind bislang 262 Vector-Systeme samt Ersatzteilen über die Ertüchtigungsinitiative der Bundesrepublik an die ukrainischen Streitkräfte ausgeliefert worden. Weitere 213 Systeme sollen folgen.
Bei der Vector handelt es sich um eine Aufklärungsdrohne der Kategorie eVTOL fixed-wing. Bei einer Spannweite von 2,80 m beträgt das maximale Abfluggewicht 8,5 kg. Die drei Hubtriebwerke werden elektrisch angetrieben. Für den Übergang in den Horizontalflug werden die Triebwerke um 90 Grad nach vorn geschwenkt. Den Marschflug übernimmt allein das Hecktriebwerk. Damit erreicht der Vector eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und je nach verwendeter Batterie eine Flugzeit bis 180 Minuten. Die Aufklärungstiefe soll bei 35 bis 50 km betragen.
Waldemar Geiger