Die Bundeswehr plant die Beschaffung von bis zu sechs großen Luftverteidigungsfregatten des Typs F 127, die über neue Fähigkeiten bei der Bekämpfung von Luft-, See- und Landzielen verfügen sollen. Die Kosten für diese neuen Schiffe samt Bewaffnung dürften Expertenschätzungen zufolge im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Vor diesem Hintergrund haben sich die beiden führenden deutschen Marinewerften thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) und die NVL-Unternehmensgruppe darauf verständigt, bei dem Projekt zu kooperieren. So wollen tkMS-CEO Oliver Burkhard und NVL-Gesellschafter Friedrich Lürßen morgen auf der Fachmesse SMM in Hamburg eine Zusammenarbeitsvereinbarung zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Bau der MEKO-A400-Fregatte unterzeichnen.
Wie aus einer tkMS-Mitteilung weiter hervorgeht, bündeln beide Unternehmen mit der Projektgesellschaft ihre Kompetenzen und Fertigungskapazitäten und wollen damit die notwendigen Voraussetzungen für eine zügige und zuverlässige Fertigung der neuen Fregatten schaffen. Die Entwicklung einer neuen Luftverteidigungsfregatte sei eine der zukunftsweisenden Projekte des Zielbildes Marine 2035+.
Laut jüngsten Angaben der IG Metall von vergangener Woche beschäftigt die fast vollständig auf den Marineschiffbau fokussierte tkMS rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist damit neben der Meyer-Gruppe die größte deutsche Werft. Die Lürssen-Gruppe kommt dagegen auf rund 3.300 Beschäftigte, wobei offenbar das zivile und militärische Geschäft zusammengezählt wird. Die drei Werften stehen für fast drei Viertel aller Beschäftigten im deutschen Schiffbau. Lürssen und tkMS hatten in der Vergangenheit auch bereits Gespräche über die Zusammenlegung des Marine-Geschäftes geführt, was jedoch zu keinem Ergebnis geführt hat. Gegenwärtig befindet sich tkMS im Prozess der Herauslösung aus dem thyssenkrupp-Konzern.
Dass ein Gemeinschaftsunternehmen für eine MEKO-A400-Fregatte gegründet werden soll, deutet darauf hin, dass tkMS seinen Entwurf durchgesetzt hat. Denn diese Bezeichnung hat der Kieler Schiffbaukonzern für seinen Design-Vorschlag für die Klasse F127 bereits genutzt. Die als Nachfolger der Sachsen-Klasse vorgesehenen Schiffe sollen deutlich mehr können als ihre Vorgänger. So ist vorgesehen, sie zur seegestützten Ballistic Missile Defence (Seabased Lower-Layer BMD), der Abwehr hypersonischer Bedrohungen durch Cruise-Missiles und Glide-Vehicles sowie zum Naval Maritime Precision Strike – Long Range zu befähigen. Um diese Fähigkeiten möglichst schnell und mit geringem Risiko zur realisieren, sollen bewährte Komponenten aus den USA integriert werden.
lah