Das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw hat im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens nicht letale Impulskurzwaffen beschafft, die unterschiedliche inerte, bzw. mit Reizstoff gefüllte Geschosse verschießen können. Das mit der Lieferleistung beauftragte Unternehmen POL-TEC GmbH & Co. KG bestätigte hartpunkt gegenüber auf Anfrage, dass der Auftrag die Lieferung von TCP Waffen des US-Herstellers PepperBall umfasst. Der maximale Gesamtwert des Auftrags liegt bei 3,6 Millionen Euro, wie aus einer Veröffentlichung des BAAINBw auf der europäischen Online-Vergabeplattform TED hervorgeht.
Aus der Veröffentlichung geht zudem hervor, dass neben den Waffen auch, zusätzliche Antriebsmittel, aktive Zieleinrichtungen, Trageausstattungen, Transport- und Lagerbehälter, Werkzeugausstattungen und Reinigungsgerät sowie verschiedene Sorten von Munition, bzw. auch Ausbildungsleistungen Teil des Auftrags sind. Bei der Trageausstattung ist vermutlich das Holster der TCP gemeint. Die Antriebsmittel bezeichnen höchstwahrscheinlich die Gaskartuschen. Welche aktiven (vermutlich Laser) Zielmittel im Auftrag inkludiert sind, war nicht Gegenstand der Mitteilungen.
Die PepperBall TCP ist Herstellerangaben zufolge eine für polizeiliche und Strafvollzugsanwendungen entwickelte Pistole im Kaliber .68 und kann sowohl Standardgeschosse als auch das VXR-Projektil mit gesteigerter Reichweite verschießen. Als Antriebsmittel dient entweder eine CO2- oder Stickstoff-Gaskartusche. Die als Halbautomat ausgelegte Pistole mit einer Magazinkapazität von 6 Projektilen weist ein Leergewicht von 770 g auf. Die Wirkung im Ziel gibt der Hersteller je nach Entfernung und Geschoss mit 10 bis 15 Joule an. Neben einer offenen Visierung kann die TCP am Rahmen über eine Picatinny-Schiene einen Ziellaser oder wahlweise ein Waffenlicht aufnehmen. Als Projektile stehen unterschiedliche inerte, bzw. mit Reizstoff gefüllte Geschosse in Form von Rundkugeln zur Verfügung. Das reichweitengesteigerte VXR-Geschoss verfügt zudem über einen Kunststoff-Führungsring mit gezogener Struktur.
Der Zuschlag für die nicht letale Impulskurzwaffe ist indes nicht der einzige Vertriebserfolg der in Fürth ansässigen POL-TEC GmbH in Bezug auf die Bundeswehr. Bereits im September wurde bekannt, dass das Unternehmen einen Rahmenvertrag für die Lieferung von Farbmarkierungsmunition im Kaliber 5,56 x 45 mm und 9 x 19 mm von der Bundeswehr erhalten hat. Dabei handelte es sich um die seit geraumer Zeit eingeführten Simunition-Patronen.
Zudem war erst kürzlich ebenfalls einer Veröffentlichung des BAAINBw auf der europäischen Online-Vergabeplattform TED zu entnehmen, das POL-TEC den Zuschlag für die Beschaffung von Beleuchtungsmodulen (BelM) für das System Pistole Spezialkräfte erhalten hat. Bei der Pistole handelt es sich um zwei Varianten der Performance-Duty-Pistolen-Familie des deutschen Kurzwaffenherstellers Carl Walther GmbH, welche als P14 und P14K eingeführt werden. Auf Anfrage von hartpunkt war zu dem Lichttyp und Hersteller keine weitere Information vom Lieferanten zu erhalten. Aus wohlinformierten Kreisen ist jedoch zu vernehmen, dass es sich um ein Produkt des US-Herstellers Surefire handelt. Dies ist wenig überraschend, da POL-TEC seit geraumer Zeit Distributor des US-Waffenlichtspezialisten ist.
Kristóf Nagy