Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat am Mittwoch die Mittel zur Finanzierung einer zweijährigen Studie für das mit Frankreich zu entwickelnde Main Ground Combat System (MGCS) als Nachfolge der derzeitigen Kampfpanzergeneration freigegeben. Wie das BMVg in einer Mitteilung weiter schreibt, soll das MGCS ab Mitte der 2030er Jahre die deutschen Leopard-2- und die französischen Leclerc- Kampfpanzer ablösen. Mit der Beauftragung einer Systemarchitekturdefinitionsstudie sei ein wichtiger nächster Schritt in der Fortführung der deutsch-französischen Zusammenarbeit gemacht worden, heißt es weiter.
Die Kosten für die in den kommenden beiden Jahre laufenden Systemarchitekturdefinitionsstudie teilen sich Deutschland und Frankreich. Die nun erfolgte Befassung des Haushaltsausschusses sei ein wichtiges politisches Richtungssignal im Hinblick auf eine zunehmende europäische Kooperation auch im Verteidigungsbereich, schreibt das BMVg. Dem Vernehmen nach sollen die drei Unternehmen Nexter, KMW sowie Rheinmetall an der Studie beteiligt werden.
Deutschland verfolgt nach eigenen Angaben einen innovativen „System of Systems“-Ansatz mit einer Kombination von bemannten und unbemannten Plattformen (Multiplattform-Konzept). Die Vorstellungen von Deutschland und Frankreich müssen nun in der nun bevorstehenden Phase harmonisiert werden: In den letzten Jahren wurden in Studien zunächst Fähigkeitsforderungen abgeleitet und anschließend nationale Konzepte entwickelt, die diese Forderungen erfüllen können. Diese Konzepte sollen mit der nun anlaufenden Systemarchitekturdefinitionsstudie weiterentwickelt und zusammengeführt werden.
Ursprünglich wollten Frankreich und Deutschland überdies ein gemeinsames Artillerievorhaben voranbringen. Das Projekt ist jedoch offenbar eingeschlafen. Konzeptionell haben sich beide Länder in den vergangenen Jahren sowohl bei der Artillerie – Ceasar in Frankreich und PzHaubitze 2000 in Deutschland – als auch bei den gepanzerten Ketten- und Radfahrzeugen in gegensätzliche Richtungen entwickelt.
Ist erst die Systemarchitektur in greifbarer Nähe, sollen Technologiedemonstratoren für das MGCS entstehen, wie das BMVg mitteilt. Mit dem Demonstrator solle nachgewiesen werden, dass die Forderungen des deutschen und des französischen Bedarfsträgers erfüllt werden. Denn MGCS soll in allen Operationsarten einen wesentlichen Beitrag im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr leisten.
Für das MGCS hat Deutschland die Führung übernommen. Beide Nationen sollen laut Mitteilung aber gleichermaßen von der Zusammenarbeit profitieren. Deshalb basieren die zu schließenden Verträge auf einer 50-prozentigen Finanzierung zwischen Deutschland und Frankreich, wie das BMVg schreibt. Beide Nationen sollen für die zukünftig beabsichtigte Nutzung der Arbeitsergebnisse ausreichende Rechte am geistigen Eigentum erhalten. Während der französische Nexter-Konzern in Staatseigentum ist, befinden sich KMW und Rheinmetall in Privatbesitz.
Durch die Investition in dieses Projekt werde es der deutschen Verteidigungsindustrie ermöglicht, sich durch die Entwicklung und Anwendung zukunftweisender Landsystemtechnologien auch langfristig als weltweit führende Landsystemindustrie zu positionieren, schreibt das BMVg. Manche Beobachter gehen jedoch davon aus, dass dafür eine Kooperation mit Frankreich nicht erforderlich ist.
Mit dem MGCS werde die nationale Schlüsseltechnologie „geschützte/gepanzerte Fahrzeuge“ im Sinne der Strategie der Bundesregierung erhalten und gestärkt, schreibt das BMVg. Das Vorhaben habe das Potenzial, mittelfristig das größte europäische landbasierte Rüstungsprojekt zu werden.
lah/12/12.3.2020