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BDI fordert von Regierung massive Mittelaufstockung

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert von der Bundesregierung, die staatlichen Raumfahrtinvestitionen massiv aufzustocken und die Voraussetzungen für den Bau eines privaten Weltraumhafens in Deutschland zu schaffen. Dem Verband zufolge sollte das nationale Weltraumbudget von 285 Mio EUR auf mehr als 700 Mio EUR analog zu Frankreich erhöht werden.

BDI-Präsident Dieter Kempf verlangte, sich gegenüber den USA für eine gemeinsame bemannte Mondmission mit einer deutschen Astronautin für die Rückkehr zum Mond im Jahr 2024 einzusetzen. „Raumfahrt ist für Deutschland und seine Industrie im digitalen Zeitalter von zentraler Bedeutung“, sagte Kempf laut Mitteilung seines Hauses am Freitag anlässlich des ersten BDI-Weltraumkongresses in Berlin. Der BDI präsentierte diese und weitere Forderungen in der „Berliner Weltraumerklärung“.

Die Stärke des Hightech-Standorts Deutschland spiegele sich nicht in den staatlichen Raumfahrtinvestitionen wider, kritisierte der BDI-Präsident. Das Land liegt seinen Worten zufolge im internationalen Vergleich lediglich auf Rang acht, der Anteil dieser Investitionen am BIP beträgt laut BDI nur 0,05 Prozent. Nach BDI-Daten lag Frankreich 2017 dagegen bei staatlichen Raumfahrprogrammen international auf Platz zwei, gleich hinter den USA.

Die Bundesregierung sollte  nach den Vorstellungen des Industrieverbandes die Voraussetzung für den Bau eines privaten Weltraumhafens in Deutschland schaffen und eine deutsche Trägerrakete für kleine Nutzlasten durch Ausschreibung und Auftragsvergabe fördern. „Wenn Deutschland keine Möglichkeit schafft, werden neue Systeme von anderen europäischen Staaten starten“, sagte der BDI-Präsident. In den kommenden Jahren würden immer mehr Megakonstellationen mit zum Teil 12.000 Satelliten im erdnahen Orbit entstehen, die zum Beispiel weltweiten Internetzugang ermöglichen sollen. Der Bedarf an kleinen Trägerraketen werde massiv steigen.

„Bereits heute verfügt die deutsche Industrie über eine weltweit einmalige Kernkompetenz in der Raumfahrt“, sagte Kempf. Diese ergebe sich aus Systemhäusern, mittelständischen Unternehmen, Start-ups – und daraus, dass deutsche Unternehmen federführend Hersteller des europäischen Service-Moduls für das amerikanische Raumschiff Orion seien.

Nutzung für die Sicherheitspolitik

Laut einem Grundsatzpapier des BDI zur Raumfahrtpolitik hängt die Handlungsfähigkeit des Staates erheblich von der unabhängigen Urteilsfähigkeit ab. Weltraumsysteme für Kommunikation, Navigation und Erdbeobachtung sowie der unabhängige europäische Zugang zum All leisteten einen entscheidenden Beitrag für Deutschlands außen- und sicherheitspolitische Urteils- und Handlungsfähigkeit und für die Gewährleistung einer gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge.

Dem Papier zufolge sind militärische Einsätze ohne Weltraumsysteme nicht mehr vorstellbar. „Die Abhängigkeit von weltraumgestützten Systemen und Dienstleistungen wird mit der fortschreitenden Digitalisierung auch bei den Streitkräften weiter zunehmen“, prognostizieren die Autoren des Papiers. Der ungehinderte Zugang und die störungsfreie Verfügbarkeit weltraumgestützter Systeme und Dienstleistungen seien dabei von hoher Relevanz.

Die Basis für die Verfügbarkeit dieser Fähigkeiten seien neben den erforderlichen Systemkompetenzen auch der gesicherte Zugang zu strategischen Schlüsseltechnologien, die Beherrschung der Verwertungskette und die Fähigkeit zum gesicherten Betrieb der Systeme.

 Engere Kooperation mit Frankreich geplant

 Der Bedeutung des Weltraums für Deutschland scheint sich auch die Bundesregierung bewusst zu sein. Wie es in der Regierungserklärung von Toulouse nach dem deutsch-französischen Treffen von Mitte der Woche heißt,  verpflichten sich beide Länder zur Stärkung ihrer Zusammenarbeit in Bezug auf Weltraumthemen, vor allem im Bereich der Bedrohungsanalyse.

„Deutschland und Frankreich sind sich einig über die Bedeutung des GalileoProgramms für die Stärkung von Europas Autonomie im Bereich der globalen Satellitennavigationssysteme einschließlich ihrer militärischen Anwendungen“, heißt es in dem Text. Beide Regierungen seien sich einig, dass die Verbesserung der Zuverlässigkeit und Gewährleistung eines hohen Maßes an Sicherheit bei gleichzeitiger Bereitstellung der erforderlichen Interoperabilität und maximalen Nutzbarkeit Aufgaben von entscheidender Bedeutung seien.
lah/12/18.10.2019

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