Anzeige

Airbus und Leonardo wollen neue Hubschrauber entwickeln

Der europäischen Hubschrauberkonzerne Airbus Helicopters und Leonardo wollen in die Entwicklung einer neuen Hubschraubergeneration einsteigen. Man habe zusammen mit Italiens Leonardo das Programm „Next Generation Rotorcraft Technology“ NGRT auf Basis des European Defence Fund (EDF) ins Leben gerufen, sagte Jörg Katzenberger, Leiter Vertrieb und militärische Kundenbeziehungen von Airbus Helicopters Deutschland Ende November auf dem 12. Wehrtechnischen Kongress der CSU.

Katzenberger kündigte an, dass sich die Unternehmen – unter Einbindung vieler Partner und Zulieferer auch aus dem Mittelstand – für das Vorhaben beworben wollten. „Es ist uns ein Anliegen, insbesondere die Beteiligung der deutschen Luftfahrtindustrie in dem Programm sicherzustellen“, betonte der Airbus-Manager. Das Unternehmen hat mittlerweile bestätigt, dass der Antrag wie geplant abgebeben wurde. Deadline für die Teilnahmebewerbungen am EDF war der 9. Dezember; eine Entscheidung über den Zuschlag wird Brüsseler Beobachtern zufolge bis Mitte kommenden Jahres erwaret. Gut informieren Kreisen zufolge sollen auch Unternehmen wie Hensoldt oder die spanische Indra in dem Anbieter-Konsortium vertreten sein. Nach Angaben der EU wird das Projekt im Rahmen eines so genannten Grant, also eines nicht rückzahlbaren Zuschusses, bis 40 Millionen Euro finanziert.

Laut Katzenberger ist NGRT die Antwort auf die 2019 ins Leben gerufene Next Generation Rotorcraft Capability Initiative der NATO. Seinen Angaben zufolge sollen im Rahmen von Machbarkeitsstudien die Themenfelder modulare Systemarchitektur, Werkstoffe und Strukturen, integrierte Sensorik und Schutz sowie Antriebstechnologien für die neuen Hubschrauber untersucht werden. Dabei würden auch Fragen der Öko-Effizienz und Klimaneutralität berücksichtigt.

Der Airbus-Manager erwartet, dass in Zukunft Geschwindigkeiten von mehr als 370 Stundenkilometern und Reichweiten von 850 Kilometern realisiert werden könne. Dies stelle eine Erweiterung des aktuellen Einsatzspektrums von 20 bis 30 Prozent dar. Die neue Helikoptergeneration soll seiner Aussage zufolge „mit Blick auf das digitale Gefechtsfeld der Zukunft“ von Anfang an auf die Interoperabilität mit anderen Vorhaben wie dem Future Combat Air System (FCAS) ausgelegt werden. Dabei sollen die Einbindung in eine Combat Cloud sowie das so genannte Manned-unmanned Teaming (MUM-T) zur Sicherstellung der Führungsfähigkeit eingesetzt werden.

Nach Angabe des Airbus-Spezialisten entsteht mit dem High-Speed Demonstrator Racer ein technologisches Leuchtturmprojekt auf Basis des zivilen europäischen Clean-Sky-2-Projeketes. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen auch in das NGRT-Vorhaben einfließen und militarisiert werden. NGRT zielt offenbar auf eine Hubschrauberentwicklung ab den 2040er-Jahren. Denn bis dahin können dem Airbus-Manager zufolge die derzeitigen militärischen Hubschrauberkonzepte betrieben und weiterentwickelt werden.

Aber bereits ab den 2035er-Jahren müssen Hunderte von Hubschraubern in den NATO- und EU-Ländern ersetzt werden, wie aus der Ausschreibung des EDF hervorgeht. Um die Anstrengungen zu bündeln, sollten die Vorschläge für den EDF die Ergebnisse der EDA- als auch der NATO-Arbeitsgruppen zum Thema Helikopter berücksichtigen.

Nach Einschätzung der EU könnte die nächste Generation von Vertical Take-Off and Landing (VTOL) Systems ein „echter Game-Changer“ auf den Kriegsschauplätzen der Zukunft sein. Denn diese soll sicherere Missionsstandards für Piloten und Besatzungen sowie eine geringere Arbeitsbelastung aufweisen. Außerdem wird von der nächsten Hubschraubergeneration erwartet, dass sie ein tieferes Eindringen in feindliches Gebiet bei komplexen Luftangriffen und Spezialoperationen – einschließlich küstennaher oder maritimer Einsätze – und eine kürzere Zeit bis zum Erreichen des Einsatzortes ermöglicht. Gleichzeitig soll eine verbesserte Überlebensfähigkeit bei der Nahunterstützung aus der Luft und effektivere und schnellere CSAR/MEDEVAC-Operationen realisiert werden. Darüber hinaus wird eine Integration mit anderen Verteidigungsmitteln, wie etwa Drohnen, aber auch den Land- und Seestreitkräften angestrebt.
lah/13.12.2021

 

.i.td-icon-menu-up { display: none; }