Nachdem Norwegen sich Anfang des Jahres für die Zusammenarbeit mit Deutschland bei der Beschaffung und dem Betrieb von neuen Unterseebooten entschieden hat, arbeiten die Marinen beider Länder gegenwärtig an der Ausarbeitung gemeinsamer Detailspezifikationen. Diese sollen nach gegenwärtiger Planung im Sommer zusammen mit der Aufforderung zur Angebotsabgabe der Bauwerft thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) übergeben werden.
Auf der Messe Undersea Defence Technology (UDT) in Bremen wurden am Mittwoch einige Grundzüge der neuen U-Boot-Klasse mit der Bezeichnung 212 CD – CD steht für Common Design – deutlich. So sollen die Boote, von denen Norwegen zunächst 4 und Deutschland 2 beschaffen wollen, weiter in ihrer Signatur reduziert werden, so dass sich die Sonar-Rückstrahlung des Schiffskörpers verringert. Aus diesem Grund – und um die Agilität in flachen Gewässern beizubehalten – werden die Boote den Vorstellungen der deutschen Marine zufolge nur etwas größer als ihre Vorgänger der Klasse 212A ausfallen.
Wie es aus Industriekreisen heißt, soll es sich erstmals um ein echtes Stealth-U-Boot handeln. Um dies zur erreichen, will man offenbar von dem klassischen runden Design der Außenhaut abgehen. Nicht nur hinsichtlich der Formgebung, sondern auch bei der Beschichtung der Oberflächen sollen dem Vernehmen nach modernste Technologien eingesetzt werden. Die Einheiten werden wie ihre Vorgänger wieder mit nicht-magnetischem Stahl gebaut.
Nach Aussage von Kapitän Joachim Brune vom Marineunterstützungskommando, werden voraussichtlich Lithium-Ionen-Zellen für die Antriebsbatterie zum Einsatz kommen. Insgesamt solle die Geschwindigkeit, Seeausdauer und Reichweite der neuen Generation gegenüber den Vorgänger-Booten weiter erhöht werden. Darüber hinaus werden die 212CD-Boote über eine Minenverlegefähigkeit verfügen. Ob dies über die Torpedorohre oder auf andere Weise erfolge, sei im Augenblick noch offen, sagte Brune.
Die Boote werden den Planungen zufolge auch mit der neuen Rakete IDAS zur Bekämpfung von U-Boot-Jagdhubschraubern ausgerüstet. Zwar haben im Augenblick weder die norwegische, noch die deutsche Marine eine konkrete Forderung nach einem Flugkörper größerer Reichweite gestellt. Nach Aussage von Brune existiert in der Marine dazu allerdings ein Konzeptpapier. Die spätere Ausstattung mit einem solchen Effektor sei denkbar. Offenbar ist der norwegische Kongsberg-Konzern stark daran interessiert, seine Naval Strike Missile auch in eine Submarine-launched-Version weiterzuentwickeln.
Ob das zukünftige U-Boot tatsächlich so aussehen wird wie beschrieben, hängt nicht zuletzt vom Fortgang der Abstimmungen zwischen den beiden Marinestreitkräften ab. Im Augenblick geht es offenbar um die Klärung von Details, was Zeit in Anspruch nehmen kann. So haben beide Länder noch unterschiedliche Vorstellungen, wie das Rettungssystem konstruiert werden soll, erläuterte Brune.
Seiner Aussage zufolge plant die Marine langfristig mit einem Bestand von acht Unterseebooten. Dabei werde diskutiert, ob die Zahl der 212CD-Klasse im kommenden Jahrzehnt weiter aufgestockt werden sollte und im Gegenzug Boote der Klasse 212A an befreundete Marinen verkauft werden, bevor umfassende Modernisierungsarbeiten zur Mitte der Nutzungszeit anfallen. Brune rechnet damit, dass das erste neue deutsche Boot im Jahr 2025 oder 2026 zuläuft.
Auch Italien plant die Beschaffung von vier neuen Unterseebooten. Allerdings sieht es im Augenblick danach aus, dass sich die italienische Marine auf das bewährte Konzept der 212A stützt und dieses an vielen Stellen „chirurgisch“ weiterentwickelt. Das machte Kapitän Maurizio Cannarozzo auf der UDT deutlich. Es gehe darum, die italienische Industrie stärker in das Projekt einzubinden. Die rund zwanzig Jahre des gemeinsamen Bauprogramms mit Deutschland hätten auf italienische Unternehmen wie ein „Booster“ gewirkt.
In Zukunft sei unter anderem vorgesehen, die neuen italienischen Boote mit Lithium-Ionen-Batterien aus heimischer Fertigung auszurüsten und auch den nicht-magnetischen Stahl in Italien zu produzieren. Laut Cannarozzo soll im laufenden Jahr geklärt werden, wann mit dem Bauprogramm begonnen wird. Seiner Aussage zufolge könnten die Boote womöglich im Zeitraum von 2024 bis 2030 zulaufen.
lah/31.5.2017