Im Rahmen der Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO) läuft gerade die Vergabeprozesse für die so genannten Führungsfunkgeräte, die auch in Fahrzeuge eingebaut werden. Selbst wenn die neue digitale Technologie in Kürze eingeführt werden sollte, gehen Experten davon aus, dass nach einigen Jahren aufgrund der schnellen technischen Entwicklung ein Austausch erforderlich sein könnte.
Damit müssten wieder neue Funkgeräte in Trägerfahrzeuge, wie den Schützenpanzer Puma oder den Transportpanzer Boxer sowie die anderen Fahrzeugmuster der Bundeswehr installiert werden. Um die damit verbundene Musterintegration, die als sehr kosten- und zeitaufwendig gilt, zu umgehen, hat das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw erstmals einen Standard für so genannte Racks entwickelt, die in Zukunft die Funktechnik in den Fahrzeugen aufnehmen sollen. Vergleichbar sind diese grob mit den vor einigen Jahrzehnten für Autos festgelegten Standardabmessungen und Schnittstellen für die Schächte von Autoradios, nur dass sie militärischen Ansprüchen genügen müssen.
Formuliert sind die Anforderungen in den Technischen Lieferbedingungen (TL) mit der Bezeichnung TL A-0200, die im Dezember vergangenen Jahres veröffentlicht wurden. Wie es heißt, sollen alle zukünftigen Fahrzeuge der Bundeswehr basierend auf dieser Norm mit Kommunikationstechnik ausgestattet werden. Sowohl Funkgeräte- als auch Fahrzeughersteller haben damit eine klare Vorgabe, was sie bei der Konstruktion berücksichtigen müssen. „Diese Technischen Lieferbedingungen (TL A-0200) beschreiben die Anforderungen und die allgemeinen Bedingungen für die D-LBO IT-Ausstattungen der Muster- und Serienintegration von Fahrzeugen sowie für die Beschaffung von Geräten, die im Rahmen D-LBO in die Fahrzeuge integriert werden“, heißt es dazu in dem Dokument.
Dem Vernehmen nach testen Hersteller im Augenblick gerade, ob und wie die TL A-200 in Bestandsfahrzeugen der Bundeswehr angewendet werden kann. Ein Problem sind dabei die begrenzten Platzreserven – insbesondere in Kampffahrzeugen. Nach Angaben des Amtes für Heeresentwicklung wurden zwei Radfahrzeuge – ein Lkw UTF 15t und ein Mercedes Benz der G-Klasse – bereits als Demonstratoren mit standardisierten Rüstsätzen ausgestattet.
Auf den 90 Seiten der TL A-200 werden zum Teil sehr präzise Anforderungen formuliert. So muss beispielsweise eine Mindesttragfähigkeit von 1,3 kg pro 10 mm Rack-Höhe gegeben sein. Außerdem soll das Rack für Geräte einen EMV-gerechten Masseanschluss gem. DIN 72333 Teil 3, DIN 46234 und DIN 46444 ermöglichen.
Spielraum gibt es bei den Größen des Einbausatzes. So kann das Rack in sechs Größenvarianten ausgeführt sein. Dabei variiert die Innenmaßbreite in fest vorgegebenen Stufen von 260 mm bis 460 mm. Andere Vorgaben betreffen unter anderem die Anschlüsse für Strom und Antenne, Stromverteiler, Sicherungen, Dokumentation und Verkabelung.
In dem Dokument sind auch explizit Anforderungen niedergeschrieben, die im Zusammenhang mit den Planungen für die D-LBO stehen: Verfügt das Fahrzeug etwa über einen drehbaren Turm, muss die Netzwerkverkabelung zwischen dem Turm und dem Fahrgestell Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 100 MBit/s für die Anwendungsbereiche SATCOM und LTE sicherstellen.
Hinsichtlich der USB-Verkabelung wird festgelegt, dass das Sensor-Gateway für die Weiterleitung von Sensorinformationen an die Tactical Core Middleware eine vorgegebene DDS-Middleware Implementierung der OMG Data Distribution Service Spezifikation nutzen muss.
Weitere Anforderungen beziehen sich auf die Schockfestigkeit hinsichtlich Minen, Aufprall/Unfall, die Vibrationsfestigkeit, das Temperaturband für die geforderten Fähigkeiten, die Zugänglichkeit und die Belüftung.
lah/2.2.2022