Auf der von Defence IQ ausgerichteten International Armoured Vehicles Conference 2025, die vom 21. bis 23. Januar in Farnborough (Großbritannien) stattfindet, präsentieren die Unternehmen Moog und Supacat gemeinsam die Reconfigurable Integrated Weapons Platform (RIwP) auf dem High Mobility Transporter (HMT) von Supacat, der mit einer gepanzerten Kabine ausgestattet ist. Zudem wird das Flugabwehrsystem auch auf einem Dingo 3 von KNDS zu sehen sein.
Das Fahrzeug wird für das GBAD-Programm (Ground Based Air Defence) des britischen Heeres angeboten, das zwei Anforderungen umfasst: eine für die Flugabwehr im Nahbereich und eine für die Abwehr von Drohnen (UAS). „Die Army möchte zwei separate Fahrzeuge, aber wir gehen davon aus, dass die verschiedenen Fähigkeiten auf einer einzigen Plattform dem Nutzer viel mehr Auswahlmöglichkeiten bieten. Das bedeutet, dass das Fahrzeug und die Besatzung über etwas verfügen, das alles bekämpfen kann, was sich in der Luft befindet, sei es ein UAS oder ein Hubschrauber“, erklärte Richard Allen-Miles, EMEA Capture Lead von Moog, in einem Interview mit der Redaktion.
„Die vorgestellte HMT-Variante basiert auf dem verlängerten Jackal 3-Fahrgestell mit integrierter gepanzerter Kabine“, erläuterte Phil Applegarth, Direktor und Leiter von Supacat. Der RIwP ist ein echter, funktionsfähiger Geschützturm, der aus den Vereinigten Staaten stammt. „Er kam im November 2024 in Großbritannien an und hatte bis Weihnachten 90 Prozent seiner Funktionalität und Integration erreicht“, so Allen-Miles weiter.
„Der HMT ist modular aufgebaut, und solange Platz für den Turm vorhanden war, war auch die gesamte Energieversorgung vorhanden“, führte Applegarth weiter aus. Der RIwP ist auf einer Pritsche am Heck des Fahrzeugs montiert und mit der Thales High Velocity Missile – Starstreak – sowie der M230 LF Bushmaster-Kanone von Northrop Grumman im Kaliber x 113 mm bewaffnet. Bei Bedarf kann er auch mit dem Lightweight Multi-role Missile (LMM) ausgerüstet werden. Ein 7,62-mm-Maschinengewehr vervollständigt die Bewaffnung des Turms, der mit einem elektro-optischen/Infrarot-Sichtgerät der Serie L3 MX ausgestattet ist, das zur Standardausrüstung der amerikanischen Stryker-Fahrzeuge gehört, die die RIwP tragen. Der Turm könne jedoch mit jeder beliebigen Optik oder Sensorik ausgestattet werden, erklärte Allen-Miles.
Der Supacat ist eine bewährte Plattform der British Army, von der fast 1.000 Fahrgestelle im Einsatz sind und 96 Prozent der Lieferkette im Vereinigten Königreich angesiedelt sind. Der Supacat könnte ein interessantes Angebot für die Army sein, die bis 2030 die Zahl der in Betrieb befindlichen Plattformen auf 15 reduzieren will, erklärte Applegarth. Die Nutzung des bereits in Betrieb befindlichen Jackal-Fahrgestells für neue Fähigkeiten könnte in diesem Fall ein relativ risikoarmes Konzept für die Army darstellen.
Allerdings wird der Turm auf der diesjährigen IAV auch auf einem Dingo 3 gezeigt, der ebenfalls mit HVM/LMM-Kanistern bewaffnet ist. KNDS beteiligt sich mit dem Dingo 3 am Land Mobility Programme, einem Vorhaben, mit dem die British Army unterschiedliche neue Fahrzeuge einführen möchte.
Die nächsten Schritte für das GBAD-Programm der British Army sind nicht eindeutig, allerdings dürfte es die anstehende Überprüfung der Verteidigungsstrategie (Strategic Defence Review) überstehen, da es eine absolut kritische Fähigkeitslücke schließen soll, die dadurch entstanden ist, weil das Vereinigte Königreich viele seiner Stormer SHORAD-Fahrzeuge an die Ukraine gespendet hat. „Wir hoffen, dass das Heer einen Test der konkurrierenden Systeme anordnen wird, um zu sehen, wie sie sich bewähren“, erklärte Allen-Miles. Das GBAD-Programm umfasst auch einen Bedarf für neue Führungsinformationsfähigkeiten sowie Luftverteidigungssysteme mittlerer Reichweite.
Technisches Profil: HMT und RIwP
Das RIwP-Flugabwehrsystem (ausgesprochen „rip“) ist so konzipiert, dass es rekonfigurierbar ist, d. h., wenn es von der British Army ausgewählt wird und sich die Bedrohungslage ändert, können neue Flugkörper, Effektoren und Sichtmittel relativ einfach in den Turm integriert werden, ohne dass ein neuer Beschaffungsprozess für den Turm erforderlich wird. Dies hat die US Army bereits unter Beweis gestellt, die RIwP ursprünglich mit Stinger- und Hellfire- Flugkörpern für das so genannte IM-SHORAD-Programm (heute Sgt Stout) beschaffte. In einigen Fällen wurden die Hellfire- Flugkörper inzwischen entfernt und durch einen neuen Pod mit vier zusätzlichen Stinger-Raketen ersetzt. Das RIwP ist außerdem mit der Stabilisierungstechnologie von Moog ausgestattet, die dazu beiträgt, die teuren Flugkörper vor Schäden durch Vibrationen und Stöße zu schützen, die durch das Fahren in schwierigem Gelände verursacht werden.
Die StarStreak- Flugkörper haben sich in der Ukraine bewährt. Sie sind optisch gelenkt und nutzen eine Laserstrahlführung und erreichen Geschwindigkeiten von über Mach 3 – mehr als 1.000 Meter pro Sekunde bei einer Reichweite von 7 km. Der Flugkörper ist mit drei Darts bewaffnet, die einen Wolfram-Gefechtskopf bilden, der für die Bekämpfung von sich schnell bewegenden und gepanzerten Zielen wie Kampfhubschraubern ausgelegt ist. Die Darts – oder Hitiles, wie sie von Thales genannt werden – sind so konzipiert, dass sie das Ziel penetrieren und kinetische Schäden verursachen, bevor ein kleiner Gefechtskopf gezündet wird, was die Chancen auf eine erfolgreiche Bekämpfung weiter erhöht. Die 30-mm-Kanone M230 LF von Northrop Grumman stellt ebenfalls eine wertvolle Ergänzung für die Bekämpfung von UAS dar. Voraussetzung dafür ist jedoch die Beschaffung des Annäherungszünders vom Typ XM1211, der eine hohe Abschusswahrscheinlichkeit gegen UAS-Ziele aufweist. Mit normaler 30-mm-Munition lassen sich kleine, manövrierende Ziele, wie sie in der Ukraine und in Syrien häufig vorkommen, nur schwer treffen.
Der HMT 6×6 von Supacat kombiniert das verlängerte Fahrgestell Jackal 3 mit einer geschlossenen gepanzerten Kabine, die vier Personen Platz bietet und sie vor Explosionen und Beschuss schützt. Die Nutzlast beträgt 4.000 kg bei einem Grundgewicht einschließlich Besatzung und Panzerung von 8.000 kg und einem Gesamtgewicht von bis zu 12.000 kg. Das Fahrgestell ist 7,1 m lang, mit einer Einzelachse vorne in der Mitte des Fahrerhauses und einer Doppelachsbaugruppe hinten am Fahrgestell, die dazu dient, das zusätzliche Gewicht, das auf der Pritsche installiert werden kann, zu verteilen. Die Reichweite beträgt 800 km und die Höchstgeschwindigkeit 120 km/h.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 20.01.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence