Das Schweizer Bundesamt für Rüstung armasuisse beabsichtigt, für das System bodengestützte Luftverteidigung mittlerer Reichweite (Bodluv MR) vier oder fünf Systeme IRIS-T SLM des deutschen Herstellers Diehl Defence zu beschaffen. Die Verhandlungen mit dem Hersteller seien in einer fortgeschrittenen Phase, schreibt die armasuisse in einer Mitteilung. Die Vertragsunterzeichnung findet den Angaben zufolge voraussichtlich im dritten Quartal 2025 statt. Die Beschaffung solle im Rahmen einer Programmvereinbarung der European Sky Shield Initiative (ESSI) stattfinden, heißt es weiter. Die Schweiz hatte im Oktober vergangenen Jahres die Beitrittserklärung zu ESSI unterzeichnet.
Im Monat zuvor war bekannt geworden, dass Diehl Defence als einziger Anbieter im Wettbewerb für Bodluv MR verblieben war. Die Rüstungskonzerne Kongsberg und MBDA hatten die armasuisse darüber informiert, kein Angebot abgeben zu wollen.
Wie aus der aktuellen Meldung hervorgeht hat die armasuisse vom 31. März bis 11. April in Zusammenarbeit mit der Schweizer Armee den Radarsensor vom Typ TRML-4D für das neue System erprobt. Mit der Erprobung sei ein weiterer Schritt im Beschaffungsprozess erreicht worden, schreibt die armasuisse. Die Eigenschaften des Radars seien in der spezifischen Schweizer Topografie getestet und verschiedene Abklärungen zur Frequenzverträglichkeit mit zivilen Systemen wie dem Wetterradar durchgeführt worden. Die Tests fanden wechselnd auf dem bundeseigenen „Homberg“ sowie auf dem Gelände des Flugplatzes Emmen statt.
Die zukünftige bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv) trägt laut armasuisse zur Wirkung im Rahmen der Wahrung der Lufthoheit und der Luftverteidigung sowie zum Schutz vor Angriffen mit Fernwaffen bei. Als Teil der integrierten Luftverteidigung (Integrated Air Defence, IAD) werde die Bodluv Bedrohungen auf unterschiedliche Distanzen und Höhen bekämpfen. Das System Bodluv MR stärke die Wirkung im unteren, mittleren und teilweise oberen Luftraum auf mittlere Distanzen. Ziel sei es, die Handlungsfreiheit in der integrierten Luftverteidigung zu vergrößern und die Fähigkeit zur raumbezogenen Marschflugkörperabwehr neu zu erlangen. Beim Projekt Bodluv großer Reichweite hatte sich die Schweiz bereits im Jahr 2021 für die Beschaffung des amerikanischen Systems Patriot entschieden. Für Bodluv MR wurde im Rüstungsprogramm 2024 ein Verpflichtungskredit von 660 Millionen Franken bewilligt.
Sensor-Erprobungen auf dem Homberg und in Emmen
Die Erprobung des Radars erfolgte in Zusammenarbeit mit der Armee, Diehl Defence und dem Radar-Lieferanten Hensoldt. Die Eigenschaften des Radars wurden laut Mitteilung in der spezifischen Schweizer Topografie getestet sowie verschiedene Abklärungen zur Frequenzverträglichkeit mit zivilen Systemen, z.B. Wetterradar, durchgeführt. Es wurden keine Schießversuche durchgeführt.
Bei den Erprobungen fanden laut armasuisse Flüge mit den Luftfahrzeugen PC-12, PC-7, F/A-18 und Helikopter statt. Die Luftfahrzeuge flogen verschiedene Szenarien, um die Detektionsleistung, die Detektionsreichweite und die Klassifikationsleistung des Radars zu testen. Weiter diente ein Radarzielsimulator dazu, Ziele mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und verschiedenen anspruchsvollen Radarquerschnitten zu simulieren.
lah