Die Bundeswehr hat in den vergangenen Jahren mehrere Schritte unternommen, um die Truppe mit neuer persönlicher Ausrüstung auszustatten. Beschafft wurden Schutzwesten, Kampfbekleidungssysteme und Rucksäcke für eine Vollausstattung der Truppe, welche nach Aussage des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw bis 2025 erreicht werden soll.
Bei der beschleunigten Vollausstattung der Truppe, welche nach der russischen Invasion in die Ukraine beschlossen wurde, stand Tempo an erster Stelle, um die ehemals für 2031 angedachte Vollausstattung auf 2025 vorzuziehen. Damit dies gelingen konnte, wurde de facto nur Ausrüstung beschafft, welche bereits im Vorfeld – über einzelne Vorhaben wie beispielsweise VJTF – in geringen Stückzahlen in die Truppe eingeführt wurde. Dies hatte zu Folge, dass teilweise auch Ausrüstung im Zulauf ist, welche bereits vor mehreren Jahren entwickelt wurde und so heute nicht mehr dem aktuellsten Stand entspricht. Die dafür geschlossenen bzw. geänderten Rahmenverträge laufen in wenigen Jahren aus, so dass die Bundeswehr damit begonnen hat, Nachfolgelösungen dieser Ausrüstung auszuschreiben.
Im Sommer wurden beispielsweise neue Rahmenverträge für die Lieferung einer modernisierten Variante des Kampfbekleidungssystems KBS-SK ausgeschrieben, nun folgt die Eröffnung eines Teilnahmewettbewerbs für die Beschaffung neuer Gefechtshelme, wie aus einer heute veröffentlichten Mitteilung der Bw Bekleidungsmanagement GmbH, einer 100 prozentigen Inhouse-Gesellschaft der Bundeswehr, die für die Beschaffung persönlicher Ausrüstung im Auftrag des BAAINBw zuständig ist, auf der europäischen Online-Vergabeplattform TED hervorgeht. Der Mitteilung zufolge werden insgesamt zwei Rahmenverträge ausgeschrieben.
Der erste Vertrag betrifft die Lieferung für sogenannte Gefechtshelme Streitkräfte im Zeitraum 1.3.2026 bis 28.2.2031 sowie der dazugehörigen Ersatzteile – wie beispielsweise Hygiene Sets – im gleichen Zeitraum. Während bei der Lieferung der Helme die Möglichkeit besteht, diese um zweimal ein Jahr zu verlängern, kann die Lieferung der Ersatzteile um drei Jahre und anschließend weitere zwei Jahre – also maximal bis zum 28.2.2036 – verlängert werden.
Der zweite Vertrag betrifft die Aufbereitung der neuen Gefechtshelme im Zeitraum 01.01.2028 bis 31.12.2032 mit der Möglichkeit zur Verlängerung um drei Jahre und weitere zwei Jahre.
Absicht der Bundeswehr ist es der Mitteilung zufolge, mindestens 63.000 sogenannte Fullcut-Helme und 8.000 Highcut-Helme zu beschaffen. Maximal sollen aus dem Rahmenvertrag bis zu 249.080 Gefechtshelme abgerufen werden können, wobei darauf verwiesen wird, dass der Anteil Fullcut und Highcut bedarfsabhängig abgerufen werden soll. Zusätzlich soll eine entsprechende Anzahl an Helmbezügen mitgeliefert werden.
Gut informierten Kreisen zufolge sind die 8.000 Highcut-Helme in erster Linie für die Nutzung in den spezialisierten Kräften (Bspw. Fernspäher, EGB-Fallschirmjäger, Kampfretter, etc.) vorgesehen. Der Passus, dass im Rahmen des Folgeabrufes „Fullcut und Highcut bedarfsabhängig abgerufen werden“, deutet jedoch darauf hin, dass zukünftig auch andere Truppenteile mit dem Highcut-Helm ausgestattet werden könnten.
Darüber hinaus ist erwähnenswert, dass der ausgeschriebene Helm nur dem Namen nach – „Gefechtshelm, Streitkräfte“ – dem aktuellen (seit 2022 querschnittlich in Einführung befindlichem) Gefechtshelm entsprechen soll. Je nachdem welcher mögliche Anbieter schlussendlich den Zuschlag erhält, wird es sehr wahrscheinlich ein komplett neuer Helm werden. Insider gehen davon aus, dass die Ausschreibung „technologie- bzw. materialoffen“ erfolgt, dies bedeutet, dass die Bundeswehr nur eine bestimmte Halteleistung (Schutzniveau) und ein Maximalgewicht in den jeweiligen Kopfgrößen vorgeben wird, so dass theoretisch sowohl Polyethylen- als auch Aramidhelme bezuschlagt werden könnten.
Waldemar Geiger