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Bundeswehr eröffnet Teilnahmewettbewerb für das Projekt „Stationäre multispektrale Tarnausstattung“

Waldemar Geiger

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Bereits heute führt die Verbreitung der Drohnentechnologie und der technische Fortschritt in der Satellitenaufklärungstechnik – mittlerweile können Aufklärungsbilder in einer Qualität und Aktualität von kommerziellen Anbietern bezogen werden, die noch vor wenigen Jahren nur für wenige staatliche Stellen zugänglich gewesen sind – dazu, dass das Gefechtsfeld immer „gläserner“ wird. Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung anhält, so dass Truppenverbände und Militärtechnik kaum noch vor Aufklärung geschützt werden können.

Künstliche Tarnmittel wie Tarnnetze oder Tarnanstriche im Verbund mit natürlichen Tarnmitteln wie Bewuchs können die visuelle Aufklärung erschweren, stoßen aber spätestens dann an ihre Grenzen, wenn die Aufklärung beispielsweise mittels Radartechnik oder Thermalkameras erfolgt. Um die Aufklärung durch solche Systeme zu erschweren, gibt es sogenannte Multispektraltarnnetze. Solche Netze sind in der Lage, mehr als nur ein Spektrum – das visuelle – zu tarnen. Wobei tarnen nicht bedeutet, dass man gänzlich unsichtbar wird, sondern vielmehr ein Zustand erreicht wird, der die Detektionsreichweite signifikant verringert. Multispektraltarnnetze sind in der Lage, mindestens zwei teilweise aber auch mehr Spektren zu tarnen. So kann beispielsweise die thermische (teilweise vom Nahinfrarotbereich bis hin ins UV-Spektrum) und oder elektromagnetische Signatur von Objekten verschleiert bzw. reduziert werden, so dass die Aufklärungsreichweite signifikant verringert wird. Die „höhere“ Tarnwirkung solcher Netze geht neben dem höheren Preis oftmals, abhängig vom Spektrum, auch mit einem höheren Gewicht sowie Einschränkungen beim Empfang von Funk- und Navigationssignalen einher. In der Bundeswehr werden solche Tarnsysteme derzeit hauptsächlich für Fahrzeuge genutzt.

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Wie aus einer heute auf der europäischen Vergabeplattform TED veröffentlichten Mitteilung des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw hervorgeht, plant die Bundeswehr, nun auch Multispektraltarnnetze für die Tarnung von Objekten oder Stellungen zu beschaffen. Das BAAINBw hat dazu einen Teilnahmewettbewerb für die Beschaffung solcher Netze im Rahmen des Projektes „Stationäre Multispektrale Tarnausstattung (SMT)“ eröffnet.

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Wie das BAAINBw in der TED-Mitteilung schreibt, dient das Projekt der langjährigen Ausstattung aller Truppenteile und Projekte der Bundeswehr mit Tarnnetzen unterschiedlicher Größe für verschiedene Umgebungen (Wald, Wüste, Schnee, Urban) sowie der notwendigen Stützausstattung. Dazu sollen bis zu 219.261 Multispektral-Tarnnetz-Sätze, aufgeteilt auf verschiedene Ausprägungen und Netzgrößen, sowie bis zu 104.536 Sätze an Stützausstattungen beschafft werden.

Die SMT soll nach Angaben des BAAINBw den querschnittlichen Bedarf der gesamten Bundeswehr decken und die in Nutzung befindlichen Modelle zur stationären Tarnung ersetzen.

„An die SMT sind Anforderungen zu einer deutlichen Tarnwirkung/multispektralen Signaturreduzierung in verschiedenen Spektralbereichen zu stellen. Im Vergleich zu einem ungetarnten Objekt/Fahrzeug darf in keinem Spektralbereich eine Verschlechterung auftreten“, heißt es in der Mitteilung.

Welche Spektralbereiche das SMT tatsächlich abdecken soll, geht aus den öffentlich einsehbaren Informationen nicht hervor.

Ersichtlich sind jedoch einige Anforderungen an die potenziellen Lieferanten der Multispektralnetze. So muss der Bewerber beispielsweise über eine Fertigungskapazität zur Herstellung von multispektraler Tarnausstattung (in der Größe 6×6 m) von mindestens 14.000 Stück pro Jahr verfügen. Die Fertigungsstätte muss sich zudem in der Europäischen Union befinden und der genaue Ort dem BAAINBw mitgeteilt werden.

Das Bundeswehr-Beschaffungsamt beabsichtigt das Verfahren nach Abschluss des Teilnahmewettbewerbs „maximal mit den am besten geeigneten fünf Bewerbern“ fortzusetzen. Die Ermittlung der fünf am besten geeigneten Bewerber erfolgt anhand folgender Kriterien:

  • Fertigungskapazität (Tarnnetze 6×6 m) mit einer Gewichtung von 50 Prozent.
  • Referenzen für ähnliche erfolgreich absolvierte Projekte in der jüngsten Vergangenheit mit einer Gewichtung von 25 Prozent.
  • Erzielter Gesamtumsatz in den letzten drei Jahren mit solchen Projekten von insgesamt mindestens 70 Millionen Euro netto mit einer Gewichtung von ebenfalls 25 Prozent.

Waldemar Geiger