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Hensoldt kauft Spezialisten für Open Source Intelligence

Der mittlerweile börsennotierte deutsche Sensor-Spezialist Hensoldt hat den österreichischen Anbieter von KI-basierten Open Source Intelligence (OSINT)-Lösungen SAIL LABS gekauft. Wie Hensoldt auf Nachfrage mitteilte, soll mit der Übernahme das Sensorportfolio mit  Lösungen für den digitalen Raum komplettiert und ein weiterer Schritt hin zu einem der führenden Datenanalyse-Häuser im Sicherheits- und Verteidigungssektor in Deutschland gemacht werden. Die Transaktion wurde offenbar Anfang dieses Monats vollzogen.

Nach Angaben von Hensoldt gilt das 1999 in Wien gegründete Unternehmen SAIL LABS – das dem Vernehmen nach rund 30 Mitarbeiter beschäftigt –  als einer der weltweit führenden Anbieter von OSINT-Lösungen, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Unter OSINT versteht man die Auswertung aller öffentlich zugänglichen Daten, sowohl im Fernsehen, Radio und Surface Web als auch in den sozialen Medien sowie im Deep Web. Die Anwendung von SAIL LABS kann den Angaben zufolge all diese Daten sammeln, indexieren, analysieren und visualisieren.

Ein Kernelement der Technologie stellt demnach die automatische Spracherkennung dar und die damit verbundene Daten-Analyse in mehr als 30 Ursprungssprachen. Konkrete Anwendungsfelder sind die Ermittlung von medialen Falschnachrichten oder Desinformationskampagnen oder die frühzeitige Identifizierung von Gefahrenquellen für Soldaten im Einsatz. Ein weiteres Einsatzfeld dürfte auch in der polizeilichen Aufklärung liegen.

Insider gehen davon aus, dass die auf KI basierende  Mustererkennung des österreichischen Unternehmens sowohl für die Social-Media-Überwachung als auch für die elektronische Aufklärung eingesetzt werden kann. Bei letzterer geht es unter anderem darum, gegnerische Feuerstellungen, Sensoren und Netzwerke zu erkennen. Um dies möglichst zeitnah zur realisieren, sind moderne Signalfilter erforderlich. Hensoldt gilt in Deutschland als wichtiger Hersteller von Signal-Intelligence-Lösungen, etwa im Rahmen des Vorhabens Pegasus.

Laut Hensoldt-CEO Thomas Müller will sein Unternehmen mit der Akquisition die Strategie fortsetzen, konsequent in Schlüsseltechnologien zu investieren. Damit solle die Position als führender europäischer Champion im Bereich der Verteidigungs- und Sicherheitselektronik ausgebaut werden.

Hensoldt hat nach eigenen Angaben bereits innovative Sicherheits-Technologien wie das Betriebssystem Trentos oder den Risc-V-Prozessor MIG-V vor allem intern entwickelt. Mit der KI-Technologie von SAIL LABS werde nun erstmalig in einen digitalen Plattformansatz investiert. Dieser soll den Angaben zufolge für die Kunden weiterentwickelt werden.

Die Erweiterung der Signal-Intelligence-Fähigkeiten um Cyber Intelligence-Anwendungen sieht Hensoldt als ein Schlüsselelement, um seinen Kunden Lösungen für eine umfassende Spektrum-Dominanz anbieten zu können, die sowohl das elektromagnetische Spektrum als auch den Cyberspace abdecken sollen.

SAIL LABS werde bei Hensoldt den Kern des Bereichs Analytics bilden, kündigte das Unternehmen an.  Dabei handele es sich um eine skalierbare Sensorplattform für intelligente Massendatenanalysen, die Staaten, Behörden und Streitkräfte dabei unterstützen soll, die klassische Fernmelde- und elektronische Aufklärung und OSINT zu integrieren. Das Ziel sei, die damit erfassten Daten intelligent auszuwerten und auf diese Weise ein übergreifendes Lagebild in Echtzeit zu generieren.

Auf diese Weise sollen umfassende Sensorlösungen für optische oder radarbasierte Überwachung eines Einsatzgebietes im Nahbereich bis hin zur Echtzeit-Darstellung eines Lagebilds über eine gesamte Region hinweg möglich werden.
lah/19.1.2021

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