Das europäische Raumfahrtunternehmen ArianeGroup zeigt auf der gegenwärtig in Frankreich stattfindenden Paris Air Show zwei Modelle von taktischen ballistischen Raketen mit hoher Reichweite, die womöglich auch für den Einsatz als „Deep Precision Strike“-Waffe geeignet sind. Wie aus gut informierten Kreisen zu vernehmen ist, handelt es sich bei den als Missile Balistique Tactique (MBT) bezeichneten Modellen um Konzeptentwürfe, die für die französischen Streitkräfte erstellt und diesen auch angeboten wurden.
Aus einem Ende April veröffentlichten Bericht der Französischen Nationalversammlung geht hervor, dass sich die französischen Militärs neue Abstandswaffen mit möglichst mehr als 2.000 Kilometern Reichweite wünschen. Um hier eine Entscheidungsgrundlage zu haben, wurde laut Bericht die Firma MBDA mit einer Studie für einen Marschflugkörper großer Reichweite und die ArianeGroup mit einer Studie zu einer entsprechenden ballistischen Rakete beauftragt.
Die beiden in Paris gezeigten Modelle der MBT dürften nicht den realen Größenverhältnissen entsprechen, da der mehrstufige Flugkörper (links im Bild) in der Realität deutlich größer als das einstufige Konzept sein dürfte. Insider gehen davon aus, dass die Reichweite bei mindestens 1.000 Kilometern liegen dürfte. Bei der mehrstufigen Rakete soll eine Reichweite bei 2.500 Kilometern realistisch sein.
Während die ArianeGroup dem französischen Verteidigungsminister offenbar bereits ein konkretes Angebot für eine taktische Rakete großer Reichweite vorgelegt hat, wollen Großbritannien und Deutschland ebenfalls gemeinsam eine „Long-Range Strike Capability“, eine Abstandswaffe mit einer Reichweite von mehr als 2.000 Kilometern entwickeln, wie die britische Regierung Mitte Mai mitgeteilt hat. Das BMVg wollte sich auf Nachfrage nicht zu der dabei genutzten Technologie äußern. In Frage kommen prinzipiell Marschflugkörper, ballistische Raketen oder eine Hyperschallwaffe. Letztere dürfte am aufwendigsten zu entwickeln sein.
Sollte sich Berlin und London auf eine ballistische Rakete für die neue Fähigkeit verständigen, wäre womöglich auch eine Kooperation mit Frankreich und der ArianeGroup denkbar. Das Unternehmen hat neben zivilen Weltraumraketen wie der Ariane 6 auch die französische Atomrakete M51 entwickelt und betreibt diese. Das Know-how für eine taktische Rakete wäre somit vorhanden. Allerdings hat Frankreich bisher große Summen in die Technologie investiert und es ist offen, ob das Land sein Wissen teilen würde. Überdies stehen deutsch-französische Gemeinschaftsprojekte zuletzt unter keinem guten Stern. So fordert der französische Flugzeugbauer Dassault dem Vernehmen nach und entgegen ursprünglicher Abmachungen größere Anteile am Kampfflugzeug des Future Combat Air System (FCAS).
Lars Hoffmann