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Caracal der ukrainischen Spezialkräfte keine Luftlandeplattform?

Waldemar Geiger

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In Fachkreisen war die Überraschung zunächst groß, als Rheinmetall im November 2023 in einer Pressemitteilung die baldige Lieferung von Caracal-Fahrzeugen an die ukrainischen Streitkräfte ankündigte, die durch die Bundesregierung finanziert werden sollte. Der hauptsächliche Grund für die Überraschung lag in dem angekündigten Liefertermin, der für die ersten fünf Fahrzeuge seitens des Unternehmens mit „Ende 2023 und Anfang 2024“ angegeben wurde. Denn der Düsseldorfer Rüstungskonzern hatte erst wenige Monate vorher – im Juli 2023 – den Rahmenvertrag für die Herstellung und Lieferung der zukünftigen „Luftlandeplattformen“ für die deutschen und niederländischen Luftlandetruppen erhalten. Der Lieferbeginn für die Serienfahrzeuge der Luftlandeplattform – die auf Basis der Caracal-Plattform entwickelt wird – wurde für Anfang 2025 vereinbart. Den hartpunkt vorliegenden Informationen zufolge haben jedoch Verzögerungen in dem Vorhaben dazu geführt, dass bis heute kein einziges Serienfahrzeug an die Bundeswehr übergeben wurde.

Kritiker des Bundeswehr-Beschaffungswesens nahmen den Umstand zum Anlass, wiederholt auf die überbordenden Prüf- und Testverfahren der Bundeswehr hinzuweisen. Nun zeigen jüngst veröffentlichte Bilder der ukrainischen Streitkräfte, dass es sich bei den ukrainischen Caracals um andere Fahrzeugplattformen handelt als jene, die in die deutschen und niederländischen Streitkräfte eingeführt werden. Zudem wurden die ersten ukrainischen Caracals gemäß der mittlerweile eingestellten Überblicksliste der Bundesregierung zu den deutschen Unterstützungsleistungen erst im Herbst 2024 und nicht Ende 2023 an die ukrainischen Streitkräfte übergeben.

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Wie Ende der Woche veröffentlichte Bilder zeigen, wurde mindestens eines der ukrainischen Caracal-Fahrzeuge für die Nutzung an das „Ranger-Regiment“ der ukrainischen Spezialkräfte übergeben. Zudem ist aus dem Bild (linker Teil des Titelbildes) deutlich ersichtlich, dass die ukrainischen Fahrzeuge auf Basis der älteren Baureihe 461 der Mercedes-Benz-G-Plattform aufgebaut sind und nicht auf der aktuellen – 2021 vorgestellten Baureihe 464, die als Basis für die deutschen und niederländischen Luftlandeplattformen dient. Erkennbar ist dies sehr leicht an der dünneren Front-Stoßstange. Die Baureihe 464 verfügt unter anderem über einen leistungsstärkeren Antrieb und eine höhere Nutzlast.

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Zudem sind an den ukrainischen Caracals keine Verzurrösen für die Luftverlastung und schnelle Luftver- und Entladung der Fahrzeuge erkennbar, so dass deren Eignung als Luftlandefahrzeug erheblich eingeschränkt sein dürfte.

Übersicht Caracal-Baureihe 461 und 464
Anhand des Bildvergleiches sind die fehlenden Verzurrösen und das Fehlen der für die 464-Baureihe typischen breiten Stoßstange deutlich erkennbar. (Bilder: Streitkräfte der Ukraine und Rheinmetall)

Gleichwohl verfügen beide Fahrzeuge erkennbar über den von der ACS Armoured Car Systems GmbH entwickelten und aus Aluminium-Gitterrohrenrahmen bestehenden modularen Aufbau. Dieser ist sowohl mit der 461er- als auch der 464er-Baureihe kompatibel. Weitere spezielle Ausstattungsmerkmale der ukrainischen Caracals sind zumindest anhand der beiden zur Verfügung stehenden Bilder nicht eindeutig erkennbar.  

Waldemar Geiger