Anzeige

Positive Signale für TKMS und bei Schlüsseltechnologie

Nachdem der deutsche Werftkonzern ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) erst vor  wenigen Tagen den Zuschlag für den Bau von Korvetten für die brasilianische Marine erhalten hat, scheint es auch Fortschritte beim Exportauftrag nach Ägypten zu geben.

Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, hat der Haushaltsausschuss des Bundestages in der vergangenen Woche staatliche Hermes-Deckungen für die Lieferung von Schiffen nach Ägypten für mehr als zwei Mrd EUR gebilligt. Mit Hermes-Bürgschaften versichern sich Exporteure gegen politische und wirtschaftliche Risiken im Bestellerland. Den Kreisen zufolge  hat TKMS insgesamt sechs Schiffe mit Destination Ägypten abgesichert.

In früheren Berichten hieß es dazu, dass der Werftkonzern insgesamt vier Fregatten des Typs Meko A 200  an den Nil liefern will; drei davon sollen demnach in Deutschland gebaut werden. Die Baugenehmigung für das erste Schiff der Reihe wurde dem Vernehmen nach bereits im Januar von der Bundesregierung erteilt. Ägypten hatte vor einigen Jahren auch vier U-Boote des Typs 2009/1400 in Deutschland bestellt. Ein TKMS-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren. Seinen Worten zufolge sind die Gespräche mit Ägypten „weit fortgeschritten“.

Eine Veränderung hat sich offenbar hinsichtlich der Bauwerft für die Meko-Fregatten  ergeben: Nachdem anfangs Beobachter davon ausgegangen waren, dass der Lürssen-Konzern den Zuschlag erhalten würde – TKMS verfügt über keine Werft-Kapazitäten für den Überwasserschiffbau – soll  jetzt offenbar ein Unternehmen der Heinrich Rönner Gruppe zumindest einen Teil der  Arbeiten ausführen. Dabei handelt es sich gut informierten Kreisen zufolge um die Stahlbau Nord GmbH.

Auch technologisch kommt der zu ThyssenKrupp gehörende Konzern offenbar voran. Einer Pressemitteilung zufolge hat die Bremer TKMS-Tochter Atlas Elektronik erfolgreiche Tests mit dem neuen Anti-Torpedo-Torpedo SeaSpider in Kooperation mit der WTD 71 der Bundeswehr absolviert. Dabei sei die volle Sensor-to-Shooter-Funktionalität des Systems nachgewiesen worden, schreibt TKMS. Diese umfasse die Torpedo-Erkennung, -Klassifikation sowie –Lokalisation. Mit dem SeaSpider wurde demnach von Bord eines Marineschiffes ein so genanntes Autonomous Underwater Vehicle, das von einem Torpedo des Typs Mk37 abgeleitet wurde, detektiert und der beste Angriffspunkt ermittelt. Das Gleiche sei für das moderne Torpedo des Typs DM2A3 nachgewiesen worden.

Dem Vernehmen nach hofft TKMS,  2023 oder 2024 mit einem Launch-Customer einen Vertrag für den SeaSpider zu schließen. Neben Atlas Elekronik ist die kanadische Magellan Aerospace an der Entwicklung des Torpedos beteiligt. Die Kanadier haben wesentliche Anteile am Gefechtskopf und dem Raketenantrieb, die noch nicht bei der WTD getestet wurden. Insider gehen davon aus, dass auch die kanadische Marine Interesse an der Technologie hat. Die Tests an der WTD 71 wurden im Winter 2017/18 durchgeführt und die Ergebnisse im vergangenen Jahr ausgewertet.

Und es könnte noch ein weiteres Geschäft könnte auf die Kieler Werft zukommen: Sollte der Zuschlag für das neue MKS 180 der Marine an German Naval Yard Kiel (GNYK) gehen, wäre auch TKMS als Unterauftragnehmer mit an Bord. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, könnte die Aufforderung zur Erstellung des so genannten Best and Final Offer an die beiden im Wettbewerb verbliebenen Konsortien unter Führung von GNYK, beziehungsweis der niederländischen Damen-Werft unmittelbar bevorstehen. Einige Beobachter rechnen noch bis Ende April mit der Aufforderung. Sollte dies der Fall sein, könnte womöglich bis Jahresmitte das Angebot abgeben werden und dann im ersten Quartal 2020 der Vertragsschluss mit dem Gewinner erfolgen. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hatte bereits vor einigen Wochen in der Presse angedeutet, dass der Vertrag voraussichtlich nicht mehr wie geplant im laufenden Jahr unterzeichnet wird.

Sollte der Auftrag tatsächlich an GNYK gehen, hätte TKMS neben dem Brasilien-Auftrag, der den Aufbau von Kapazitäten im südlichen Landesteil beinhaltet, und dem Ägypten-Geschäft einen weiteren Großauftrag in den Büchern. Ein Großauftrag auch deshalb, weil ein MKS 180 mit mehr als 10.000 Tonnen Verdrängung deutlich größer als Fregatten anderen Marinestreitkräfte ausfällt.  Auch wenn das Typschiff gut informierten Kreisen zufolge erst 2028 an die Bundeswehr abgeliefert werden soll, dürfte die Sicherstellung der personellen Basis in den kommenden Jahren eine Herausforderung darstellen. Bereits in der Vergangenheit hat TKMS nach gewerblichem Fachpersonal für den Kieler Standort großräumig sogar bis nach Polen gesucht.

Die Strategie qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu entwickeln, könnte sich in den kommenden Jahren für die deutschen Werften auszahlen, falls der Überwasser-Marineschiffbau zur nationalen Schlüsselindustrie erklärt werden sollte. Denn dann könnten Aufträge für Marineschiffe direkt an heimische Werften gehen – eine internationale Ausschreibung würde entfallen. Nach Aussage des maritimen Koordinators der Bundesregierung, Norbert Brackmann, gegenüber dem NDR liegt eine Einigung für die Umsetzung dieser im Koalitionsvertrag aufgestellten Strategie mittlerweile vor. Es fehle nur noch der Kabinettsbeschluss, der jedoch für den Herbst sei. Das Projekt MKS 180 soll allerdings noch nicht unter die neue Regel fallen.
lah/9.4.2019

.i.td-icon-menu-up { display: none; }