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Neues Innovationszentrum der Bundeswehr in Erding geplant

Lars Hoffmann

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Die Bundeswehr will ein neues Innovationszentrum in der Nähe von München einrichten, in dem offenbar die verschiedenen mit Innovation beschäftigten Stellen aus dem Ministerium und seinen nachgelagerten Organisationen, den Streitkräften sowie möglicherweise auch privaten Unternehmen vertreten sein sollen.

Es gehe darum, Innovationen in bestehende Prozesse zu integrieren. Hierbei gebe es noch Verbesserungspotenzial, sagte die Präsidentin des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw, Annette Lehnigk-Emden, am Mittwoch auf der Handelsblatt-Tagung Sicherheit & Verteidigung in Berlin. Neue Ideen und Start-ups müssen ihren Worten zufolge „schneller in die Wirkung kommen.“ Man versuche dies zu erreichen, indem ein „Wirkverbund“ in einem Innovationszentrum der Bundeswehr gegründet werde, „das dem BAAINBw nachgeordnet sein wird“.

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Nach Aussage von Lehnigk-Emden werden im neuen Zentrum verschiedene Player der Bundeswehr, das Zentrum für Digitalisierung, das Planungsamt und das BAAINBw vertreten sein. Dort sollen der BAAINBw-Präsidentin zufolge neue Ideen organisatorisch zusammengeführt werden, um dann zu entscheiden, ob und wie damit weitergearbeitet werden soll.

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Dem Vernehmen nach ist die nordöstlich von München gelegene Gemeinde Erding als Standort für das Zentrum vorgesehen. Dort ist bereits das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) ansässig, das unter anderem Eigenschaften von Werkstoffen und Betriebsstoffen sowie von Textilien und Chemikalien untersucht. In Erding stehen der Bundeswehr noch weitere Liegenschaften zur Verfügung, wie etwa ein alter Fliegerhorst, der nicht mehr für den militärischen Flugbetrieb genutzt wird. Vorteilhaft dürfte auch die Nähe zu München mit seiner Technologie-Expertise und der dortigen Bundeswehr-Universität sein.

Innovationsthemen werden gegenwärtig vom Planungsamt der Bundeswehr, dem Zentrum Digitalisierung der Bundeswehr, dem BAAINBw, dem Forschungs- und Innovationshub sowie den Teilstreitkräften bearbeitet – offenbar nicht immer koordiniert und mit guten Ergebnissen.

Angaben über den Zeitplan, die Kosten sowie die konkrete Ausgestaltung des Innovationszentrums machte Lehnigk-Emden nicht. Insgesamt befindet sich das Vorhaben wohl noch in einer frühen Phase mit noch nicht geklärten Strukturfragen. Digitalisierung und Software Defined Defence dürfte vermutlich eine Schlüsselrolle bei dem neuen Zentrum einnehmen.

Innovation im Rüstungsbereich ist auch ein wichtiges Thema für die bayerische Landesregierung. So unterstützt sie die heimische Rüstungsindustrie bei diesem Thema bereits seit Jahren, unter anderem mit dem Technologie-Hub für die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (TechHUB SVI), der auch den Technologietransfer befördern soll.

„Wir legen bei der Technologieförderung einen stärkeren Fokus auf die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Mit den bayerischen Technologieförderprogrammen unterstützen wir die Branche gezielt bei der Entwicklung technologisch neuer Produkte und Verfahren sowie der Anwendung neuer Technologien“, heißt es im vorgestern vom bayerischen Wirtschaftsministerium veröffentlichten 10-Punkte-Aktionsplan SVI.

Das Thema Innovation und Bundeswehr stößt auch im Norden auf Resonanz. So hat der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen an Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geschrieben, um die Chancen für die Schaffung eines maritimen Bundeswehr-Innovationszentrums in Schleswig-Holstein auszuloten, wie aus einer Mitteilung der Landesregierung in Kiel von Anfang der Woche hervorgeht. „Aktuell entsteht bei München ein Innovationszentrum der Bundeswehr-Uni für Luft- und Weltraumprojekte“, so der Minister. Dabei gehe es darum, zivile Technologien für das Militär nutzbar zu machen und umgekehrt. Genau dieses Ziel werde in Schleswig-Holstein im maritimen Sektor verfolgt. Madsen: „Und ich bin überzeugt, dass wir im Schulterschluss mit dem Verteidigungsministerium und der Bundeswehr die Innovationsfähigkeit der Marine sowie der maritimen Wirtschaft und deren Zulieferer wesentlich stärken können. Vor allem die Kieler Förde mit ihren Unternehmen und Einrichtungen bietet dafür ein ideales Umfeld.“

Lars Hoffmann