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Schnöggersburg und neue Panzer erfordern Modernisierung

Das Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Nähe von Gardelegen in der Altmark soll in den kommenden Jahren modernisiert werden, um die neuen Waffenträger der Bundeswehr – wie den Schützenpanzer Puma und den Transportpanzer Boxer – in das Übungsgeschehen einzubinden. Bislang könnten Duelle lediglich mit bereits eingeführten Waffensystemen wie dem Leopard 2 und dem Marder simuliert werden, sagte der Leiter des Zentrums, Oberst Uwe Alexander Becker, am Rande des „Tages der offenen Tür“ seiner Einrichtung am vergangenen Samstag.
P1000267Die letzten Leopard 2A5 der Bundeswehr simulieren im Gefechtsübungszentrum mittels Lasertechnik  den Gegner. Foto: lah

Im weitläufigen Gefechtsübungszentrum mit seiner maximalen Ausdehnung von 30 mal 12 Kilometern üben in erster Linie gepanzerte Truppen mit bis zu 1.500 Soldaten den Kampf in Heide- und Waldgebieten, wobei die vor Ort stationierten zwei Kompanien Panzergrenadiere, eine Kompanie Panzer sowie ein Jägerkompanie den Gegner darstellen. Dabei fällt allerdings kein scharfer Schuss, denn mittels Laser und Sensoren des Duellsimulators AGDUS können Treffer an Fahrzeugen und Soldaten dargestellt und im Nachgang ausgewertet werden.

P1000251Im Lagezentrum laufen alle Daten des Trainings ein und werden ausgewertet.  Foto: lah

Überwacht wird das gesamte Geschehen bis in kleinste Details in einem Lagezentrum, in dem unter anderem Position und gegebenenfalls Verwundungsgrad jedes Soldaten auf Bildschirmen dargestellt werden.

3D-Fähigkeit für Übung im urbanen Raum

Becker rechnet mit vier bis fünf Jahren, die für die Modernisierung der Anlage erforderlich sind. Neben einer Verbesserung der Systemstabilität und der Integration neuer Waffensysteme werde das System in Zukunft auch eine 3D-Fähigkeit aufweisen, sagte er. Diese wird benötigt, wenn die auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes im Bau befindliche Übungsstadt mit dem Namen Schnöggersburg mit über 500 Häusern und einem U-Bahn-Tunnel in Betrieb genommen wird. Dreidimensionalität sei dann erforderlich, um den Standort von Soldaten in Gebäuden mit bis zu sechs Stockwerken oder im Untergrund darstellen zu können, erläuterte der Leiter des Zentrums.  Gegenwärtig kann die Position von Gerät und Mannschaften nur zweidimensional abgebildet werden. Den Planungen zufolge soll Ende 2017 das so genannte Urban-Warfare-Training in Teilen von Schnöggersburg aufgenommen werden. Die vollständige Fertigstellung des Komplexes und die Inbetriebnahme sind für 2020 vorgesehen.

Niederländer üben mit deutschen Panzern

Neben der Bundeswehr trainieren auch befreundete Nationen wie Niederländer, Österreicher, Georgier und Amerikaner in der Altmark. Dabei findet die Ausbildung an etwa 240 Tagen im Jahr mit 21 Durchgängen a zehn Tagen statt. Waffen und Fahrzeuge müssen von den übenden Truppen mitgebracht werden. Die Niederländer verlängerten jedoch aufgrund der langen Anfahrtswege in der Regel zweimal jährlich auf 14 Tage, erläuterte Becker. Dabei werde einem niederländischen Panzergrenadierbataillon stets eine deutsche Panzerkompanie beigestellt, um den Kampf der verbundenen Waffen zu trainieren, denn das niederländische Heer hat seine eigene Panzerwaffe abgeschafft.

P1000252Acht Funkstationen auf dem Truppenübungsplatz leiten die Daten der übenden Truppe an die Zentrale weiter.  Foto: lah

Am Einsatz der verbundenen Waffen zeigt nach Aussage von Becker auch die US-Army verstärktes Interesse. Ein Aufenthalt der Amerikaner auf dem Truppenübungsplatz habe allerdings gezeigt, dass diese ihre Simulationstechnik anpassen müssten, um mit den Deutschen in der Altmark trainieren zu können. Becker rechnet damit, dass die US-Army in Zukunft eher unterhalb der Bataillonsebene in der Colbitz-Letzlinger Heide üben wird.

Auch andere Nationen, die nicht über die gleichen Panzerfahrzeuge wie die Bundeswehr verfügen, dürften Schwierigkeiten haben, in der Altmark zu trainieren. Denn die Nutzung der Simulatoren erfordert laut Becker einen umfassenden Eingriff in die Feuerleittechnik der Fahrzeuge.

Rheinmetall als industrieller Dienstleister

Damit der eng getaktete Ausbildungsbetrieb reibungslos läuft, greift die Bundeswehr beim Betrieb des Gefechtsübungszentrums auf die Privatwirtschaft zurück: Rund 250 Mitarbeiter des Rheinmetall Dienstleistungszentrums Altmark GmbH sind dabei sowohl für die Wartung der Gefechtsfahrzeuge als auch die Betreuung der gesamten Simulationstechnik verantwortlich. Rheinmetall hat auch die technische Hard- und Software für den Truppenübungsplatz geliefert.

Offenbar war das russische Militär von der Leistung der Rheinmetall-Technik so angetan, dass es gleich ein ähnliches Zentrum für die eigenen Truppen in Deutschland bestellt hat. Aufgrund der Ukraine-Krise hat das Bundeswirtschaftsministerium die Lieferung bekanntlich 2014 untersagt.
lah/6.9.2015

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