Die von KNDS Frankreich entwickelte Colibri-Munition und die Teilnahme am „Larinae Loitering Munition“-Programm hat unlängst wichtige Meilensteine erreicht. Dies gab das Rüstungsunternehmen am 19. Juni in einer Pressemitteilung bekannt. Laut Mitteilung soll in Kürze die Versuche mit den neuen Wirkmittelladungen beginnen.
Das Larinae-Programm geht auf eine Initiative der französischen Agentur für Rüstungsinnovation (AID) zurück und wurde im Mai 2022 insbesondere im Lichte des Ukrainekrieges begonnen. Ziel war es, eine kosteneffiziente Lösung zur Bekämpfung von Zielen mit einer Reichweite von über 50 km und einer Flugdauer von über einer Stunde zu entwickeln. Die Loitering Munition soll zudem in der Lage sein, stark gepanzerte Ziele, wie Kampfpanzer, zu bekämpfen. Auch die Fähigkeit, sich bewegende Ziele bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h – nicht nur an Land, sondern auch auf dem Wasser – treffen zu können, ist Teil des Anforderungskatalogs. Bereits im Juni 2023 wählte AID ein Konsortium rund um MBDA und ein weiteres bestehend aus Nexter Arrowtech (Teil von KNDS), dem Drohnenspezialisten EOS Technologie und dem Tracking-Systeme-Hersteller TRAAK aus.
Laut der auf der Eurosatory 2024 zugänglich gemachten Informationen ist der von KNDS ins Feld geführte Larinae-Entwurf in unterschiedlichen Antriebsarten verfügbar und in der Lage, einen 3 kg schweren Gefechtskopf mit einer projektilbildenden (Hohl)Ladung ins Ziel zu bringen. Die Loitering Munition basiert dabei auf einem Entwurf des bei Bordeaux ansässigen Unternehmens EOS Technologie. Die als Veloce 330, ISTAR 330 und Rodeur 330 bezeichneten Varianten des Luftfahrzeugs sind hoch modular ausgestaltet. So kann neben der Payload, die sowohl eine Wirkladung als auch Mittel der elektronischen und elektrooptischen Aufklärung (ISTAR) beinhalten kann, auch der Antrieb gewählt werden. Dieser ist im Falle der Veloce 330 ein kompaktes Strahltriebwerk, während die Rodeur 330 über einen sparsamen Verbrennungsmotor verfügt. Die Drohne kann als Senkrechtstarter (VTOL) ausgelegt selbst starten oder vom Katapult aus gestartet werden. Die für das Larinae-Programm entwickelte Veloce 330 Version kann laut Datenblatt eine Spitzengeschwindigkeit von 400 km/h erreichen, bei einer sicheren Datenverbindung bis zu 100 km und ist mit diesen Leistungsparametern und dem beschriebenen Gefechtskopf potenziell in der Lage auch gegen Hubschrauber eingesetzt zu werden. Die Zielführung kann sowohl automatisiert oder aus der First Person View (FPV) erfolgen.
Das zweite, deutlich kleinere und leichtere Loitering-Munition-Modell ist die Colibri, welche KNDS für die Verwendung in der Ukraine entwickelt. Das unbemannte Luftfahrzeug entstand in Zusammenarbeit mit dem französischen Drohnenspezialisten Delair. Laut den auf der Rüstungsmesse Eurosatory 2024 veröffentlichten Details ist dieses 2,3 kg schwer und verfügt über einen Gefechtskopf mit vorfragmentierten Splittern und einer Masse von 500 g. Damit ist die Loitering Munition in der Lage, insbesondere ungeschützte Personenziele und Fahrzeuge zu bekämpfen. Diese können dank der integrierten Optronik Tag und Nacht selbstständig aufgeklärt werden. Die Colibri basiert vollumfänglich auf der Delair UX11-Drohne. Laut KNDS ist die Loitering Munition zur Bekämpfung von Zielen in einem Radius von 5 km vorgesehen und weist eine Flugzeit von etwa 45 Minuten auf.
Beide Systeme sind laut Hersteller gegen elektronische Gegenmaßnahmen gehärtet und auch in der Lage, in Regionen mit unterdrückter Satellitennavigation zu operieren. Zudem sind die Gefechtsköpfe beider Luftfahrzeuge so konstruiert, dass die Loitering Munition im Falle einer Rückkehr ohne weitere Maßnahmen durch den Bediener handhabungssicher aufgenommen werden kann. Während die Serienreife der Colibri in wenigen Wochen erwartet wird, legt KNDS in seiner Mitteilung das Erreichen dieses Meilensteins für die Veloce 330 und deren Varianten auf das erste Quartal 2025.
Kristóf Nagy