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Indien sucht Sturmgewehr kurzer Reichweite

Kristóf Nagy

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Die indischen Streitkräfte planen die Beschaffung von bis zu 425.000 Gewehren kurzer Reichweite. Absicht ist es offenbar, die teilweise noch aus den 1960er Jahren stammenden und veralteten Maschinenpistolen 1A1 und 2A1 im Kaliber 9 x 19 mm zu ersetzen. Diese wurden auf Grundlagen einer Sterling-Lizenz von der Indian Ordnance Factory gefertigt.

Der Bieterwettbewerb unterteilt sich in den aktuell laufende Sommer- und in die später im Jahr geplante Winterevaluierung. Dabei untersucht das Erprobungskommando nicht näher definierte Parameter in Bezug auf Funktionssicherheit, Haltbarkeit und Präzision. Neben dem Anspruch eine möglichst kompakte und leichte Waffe zu erhalten, haben die indischen Streitkräfte nur das Kaliber in Form der 5,56 x 45 mm Patrone festgesetzt. Dies ist insbesondere deshalb überraschend, da für den oben genannten Zweck der Ablösung von Maschinenpistolen im Kaliber 9 x 19 mm die staatliche Armament Research & Development Establishment (ARDE) seit fast zwei Jahrzehnten an einem „Personal Defense Weapon (PDW)“-Projekt arbeitet.

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Bereits 2002 erkannte die für Handwaffenprojekte zuständige und im Punjab ansässige ARDE den Umstand, dass eine kompakte Version des als Standardhandwaffe der indischen Streitkräfte erkorenen INSAS-Gewehres im Kaliber 5,56 mm x 45 ungeeignet war, um querschnittlich die Maschinenpistole als Waffe für Sicherheitskräfte sowie in den indischen Streitkräften abzulösen. In der Folgezeit entstand zuerst unter Federführung des Ordnance Factory Board (OFB) eine 5,56 x 30 mm Patrone, welche dem PDW-Kaliber zuzuordnen ist. Internationale Beobachter wiesen bereits damals auf die deutliche Ähnlichkeit zur Patrone des Colt MARS (Mini Assault Rifle System) hin. Die Erprobung einer Vorserie mit 50 Waffen begann jedoch erst ab 2016. Zahlreiche Testkampagnen, auch unter Einbeziehung militärischer und polizeilicher Spezialkräfte, blieben jedoch vorerst ergebnislos, bis Ende 2020 bekannt wurde, dass das vormals als Modern Sub Machine Carbine bezeichnete und nun unter dem Kürzel JVPC, welches für Joint Venture Protective Carbine steht, laufende System vollumfänglich bereit für die Einführung sei. Die aktuell laufende Evaluierung eines Gewehrs kurzer Reichweite im Kaliber 5,56 x 45 mm stellt daher vermutlich den Schlusspunkt der JVPC-Entwicklung dar.

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Medienberichten zufolge haben die ersten Hersteller bereits die Sommerevaluierung erfolgreich bestanden. Namentlich ist die von dem indischen Unternehmen Jindal Defence und dem brasilianischen Hersteller Taurus Arms eingereichte Entwurf als bestätigt bekannt. Dabei handelt es sich um eine für die lokale Fertigung vorgesehen Version der Taurus T4, einem Colt-M4-Klon.

Kristóf Nagy