Die indische Regierung strebt offenbar den Status eines Beobachters beim Eurodrohnen-Programm, einem von Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien vorangetriebenen Medium Altitude, Long Endurance Remotely Piloted Air System (MALE RPAS), an. So heißt es im „Joint Statement: 7th India-Germany Inter-Governmental Consultations“, das nach Abschluss der bilateralen Regierungskonsultationen in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde: „Deutschland begrüßt auch den Antrag Indiens auf Beobachterstatus im Eurodrohnenprogramm der OCCAR“. Bundeskanzler Olaf Scholz war vergangene zusammen mit einigen Ministern zu den Gesprächen nach Indien gereist.
Sollte Indien den Status als Beobachter zuerkannt bekommen, wäre es nach Japan das zweite Land, das außerhalb der vier Entwickler-Nationen einen tieferen Einblick in das Programm und dessen technische Details erhält. Gemanag wird das Vorhaben von der europäischen Rüstungsagentur OCCAR. Japan hatte im September 2023 einen solchen Antrag gestellt und im darauffolgenden Dezember den Letter of Approval erhalten.
Indischen Medienberichten zufolge hat die Bundesregierung Indien die Beteilung am Eurodrohnen-Programm angeboten. Der bei der Eurodrohne im industriellen Lead befindliche Airbus-Konzern will das unbemannte Flugzeug unter anderem von Beginn an für die Seefernaufklärung und U-Boot-Jagd auslegen. Ein Einsatzgebiet, das sowohl für den Inselstaat Japan als auch den indischen Subkontinent mit seiner langen Küstenline eine besondere Bedeutung haben dürfte. Der Beobachter-Status wird als Vorstufe für eine mögliche Beschaffung oder Beteiligung am Eurodrohnen-Programm gesehen.
Die Eurodrohne soll laut Hersteller vollkommen ohne sogenannte ITAR-Komponenten, die der US-Exportkontrolle unterliegen, auskommen. Indien und Airbus Defence and Space arbeiten bereits eng bei der Beschaffung und der lokalen Fertigung des Transportflugzeugs C-295 zusammen. So hat Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez erst vor wenigen Stunden zusammen mit Indiens Premierminister Narendra Modi die erste lokale Fertigungslinie für die C-295 in Indien offiziell eröffnet.
Wie aus dem Statement zu den indisch-deutschen Regierungskonsultationen weiter hervorgeht, wollen beide Staaten den bilateralen Austausch in Sicherheits- und Verteidigungsfragen intensivieren, auch durch verstärkte Aktivitäten in den Bereichen Forschung, gemeinsame Entwicklung und Koproduktion auf bilateraler Ebene. In diesem Zusammenhang werden laut Statement beide Seiten eine verstärkte Zusammenarbeit auf Industrieebene im Verteidigungssektor unterstützen, mit besonderen Schwerpunkten in den Bereichen technologische Zusammenarbeit, Herstellung/Koproduktion und gemeinsame Entwicklung von Verteidigungsplattformen und -ausrüstung.
lah