Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wollen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und weitere Partner „die kritische Fähigkeitslücke im Bereich der weitreichenden Abstandswaffen“ schließen. Wie es in einer Mitteilung des BMVg heißt, soll eine europäische Kooperation bei Entwicklung, Beschaffung, Betrieb und Ausbildung gefördert werden. Die Waffensysteme aus der Kategorie Deep Precision Strike haben demnach Reichweiten von über 500 Kilometern. Die Zeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung verdeutliche den europäischen Willen zur fairen Lastenteilung und unterstreiche die Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie, schreibt das Ministerium.
Während des NATO-Gipfels in Washington unterzeichneten die Verteidigungsminister Frankreichs, Polens, Italiens und Deutschland eine entsprechende Absichtserklärung zur Entwicklung von konventionellen Präzisionsschlagfähigkeiten großer Reichweite. Das Projekt läuft unter der Bezeichnung Elsa (European Long-Range Strike Approach). In früheren Presseberichten waren überdies Spanien und Schweden als mögliche Interessenten genannt worden.
Insider gehen davon aus, dass eine neue Boden-Boden-Waffe eine Reichweite von deutlich über 1.000 Kilometern aufweisen dürfte. Als Systeme bieten sich ballistische Raketen, Marschflugkörper und Hyperschall-Waffen an. Bei der letzteren Kategorie besteht der größte Entwicklungsbedarf.
Im Zusammenhang mit den deutsch-französischen Gesprächen zur Deep-Precision-Strike-Fähigkeit, die der Washingtoner Absichtserklärung vorausgegangen waren, hatte Frankreich dem Vernehmen nach die Missile de Croisière Naval (MdCN) – frei übersetzt als Marinemarschflugkörper – als Basis für die Entwicklung der neuen Abstandswaffe ins Spiel gebracht. Hergestellt wird die MdCN vom europäischen Lenkwaffenspezialisten MBDA. Dem Konzern dürfte auch bei der Entwicklung der neuen Fähigkeit eine besondere Rolle zukommen, denn außer Polen halten die anderen drei Signatoren der Absichtserklärung sowie Großbritannien Anteile an MBDA.
lah