Der italienische Rüstungskonzern Leonardo und der Düsseldorfer Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall wollen ein Joint Venture gründen, das einen neuen europäischen Nukleus für die Entwicklung und Produktion militärischer Gefechtsfahrzeuge bilden soll. Wie Rheinmetall in einer Mitteilung weiter ausführt, ist ein entsprechendes Memorandum of Understanding (MoU) von den beiden Unternehmen bereits Anfang Juli in Rom unterzeichnet worden.
Der Mitteilung zufolge werden die Rheinmetall AG und Leonardo S.p.A. zu jeweils 50 Prozent an der neuen Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) beteiligt sein, die ihren Hauptsitz in Rom und eine operative Zentrale in La Spezia haben wird. Die Gründung des Unternehmens, die bis Januar 2025 erwartet werde, stehe unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen, heißt es weiter.
Das Hauptziel des Joint Ventures sei die industrielle Entwicklung und anschließende Vermarktung des neuen italienischen Kampfpanzers (MBT) und der neuen Lynx-Plattform für das Programm „Armoured Infantry Combat System (AICS)“ im Rahmen der Landsystemprogramme des italienischen Heeres, schreibt Rheinmetall. Die Entwicklung und Produktion weiterer Fahrzeuge dieser Familie, wie Berge-, Pionier- und Brückenlegefahrzeuge, sei ebenfalls geplant. Beide Partner erwarten den Angaben zufolge umfangreiche Absatzchancen für ihre gemeinsamen Produkte auf internationalen Märkten.
Der von Rheinmetall entwickelte Kampfpanzer Panther KF51 wird laut Mitteilung die Basis für den neuen Kampfpanzer darstellen, der den Kampfpanzer Ariete in der italienischen Armee ersetzen soll. Das italienische AICS-Programm sieht die Beschaffung von über 1.000 gepanzerten Kampfsystemen in 16 Varianten vor. Neben dem klassischen Schützenpanzer werde es auch Flugabwehr- (Skyranger), Aufklärungs- und Panzerabwehrversionen geben. Alle Modelle werden Rheinmetall zufolge modular aufgebaut sein – der Schützenpanzer Lynx solle die technologische Basis bilden.
Während beide Unternehmen die Hälfte der Anteile am Gemeinschaftsunternehmen halten, sollen 60 Prozent der Arbeiten in Italien durchgeführt werden. Dies betreffe insbesondere die Endmontage, Homologationstests, Auslieferungsaktivitäten und logistische Unterstützung, schreibt Rheinmetall. Im Rahmen der MBT- und AICS-Programme würden Missionssysteme, Elektronikausstattungen und Waffenintegration von Leonardo gemäß den Anforderungen des italienischen Kunden entwickelt und produziert.
Rheinmetall ist nach eigenen Angaben in Italien bereits mit drei Tochtergesellschaften vertreten und erwirtschaftet mit insgesamt rund 1.500 Mitarbeitern an fünf Standorten einen Umsatz von etwa 1 Milliarde Euro.
Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: „Wir schaffen ein neues Schwergewicht im europäischen Panzerbau. Mit Leonardo und Rheinmetall schließen sich zwei führende europäische Anbieter von Verteidigungstechnologie zusammen, um anspruchsvolle Projekte zu realisieren. Wir adressieren damit primär den italienischen Markt, zukünftig aber auch andere Partnerstaaten, die Modernisierungsbedarf im Bereich ihrer Kampfsysteme haben. Rheinmetall bringt die perfekten Technologien für den italienischen Bedarf ein.“
Nach Aussage von Roberto Cingolani, CEO von Leonardo, handelt es sich bei der Zusammenarbeit um einen bedeutenden Schritt in Richtung der Schaffung eines europäischen Verteidigungssystems auf der Grundlage spezialisierter gemeinsamer Plattformen. „Rheinmetall und Leonardo wollen modernste Technologien entwickeln, die auf internationaler Ebene wettbewerbsfähig sind“, so Cingolani.
lah