Das österreichische Bundesheer plant die querschnittliche Einführung von Kleinstdrohnen und hat dazu bereits die ersten Schritte unternommen. So wurden bereits Übungsdrohnen für die Ausbildung von Bediener und Fluglehrern, welche als Multiplikatoren in den Verbänden dienen sollen, beschafft. Dies geht aus einer Mitteilung des Bundesheers vom 01.02.2024 hervor. Die endgültige Typenentscheidung wird für Mitte 2024 erwartet. Dann will man in einem ersten Schritt 300 „gefechtstechnische unbemannte Militärluftfahrzeuge“ beschaffen, deren Zulauf in die Truppe in der zweiten Jahreshälfte beginnen soll.
Das Bundesheer hat eigenen Aussagen zufolge bereits mehrere handelsübliche gefechtstechnische unbemannte Militärluftfahrzeuge, wie Drohnen offiziell streitkräfteintern bezeichnet werden, beschafft. Mit diesen wird in den nächsten Wochen und Monaten der Ausbildungsbetrieb durchgeführt, um die für die Aufstellung der ersten Drohenkräfte benötigte Anzahl an Bedienern zu generieren. Anfangs soll die Ausbildung an der Heerestruppenschule schwerpunktmäßig auf die Aufklärungstruppe ausgerichtet werden. Mittelfristig soll laut Mitteilung jedoch jedes Bataillon der Jäger-, Panzer- und Panzergrenadiertruppe auf Zugebene über ein unbemanntes Luftfahrzeug (UAS) zur Aufklärung und Eigensicherung verfügen. Noch einen Schritt weiter geht die Ausstattung der Militärpolizei, der ABC-Abwehr- und der Pioniertruppe, wo die Ausstattung mit Drohnen auf Gruppenebene erfolgen soll.
Das Vorhaben des Bundesheers ist insbesondere im Vergleich zu dem kürzlich bekanntgeworden Ansatz innerhalb der Bundeswehr zur Beschaffung von Kleinstdrohnen zu sehen. Wie hartpunkt berichtete, erhielten Verbände des deutschen Heeres bereits im Herbst 2023 die Erlaubnis, handelsübliche Kleinstdrohnen eigenständig zu beschaffen und im Rahmen von Ausbildung und Übung in Deutschland einzusetzen. Im Gegensatz zu dem österreichischen Ansatz scheint der in der Bundeswehr etablierte Ansatz an selbstauferlegten Anforderungen zu kranken. Obwohl im Gegensatz zum Bundesheer bereits eine Positivliste für beschaffbare Drohnentypen vorliegt, scheint das Vorhaben durch die vorgeschriebenen Ausbildung der zukünftigen Bediener deutlich verzögert zu werden. Das Bundesheer scheint mit der zur Zeit laufenden Fluglehrer und Bedienerschulung dieses Problem bereits im Vorfeld zu lösen.
Aktuell verwendet das österreichische Bundesheer nur eine sehr beschränkte Anzahl an UAS. Ab 2014 erfolgte die Beschaffung von Drohnen des französischen Herstellers Survey Copter vom Typ Tracker im Wert von 16 Millionen Euro. Zudem wurden für Spezialkräfte Mavic Pro C2 des Herstellers DJI beschafft, welche jedoch bedingt durch das Herstellungstand China von Beobachtern als problematisch eingestuft werden. Ob diese Bedenken bei der finalen Typenentscheidung durch das Bundesheer eine Rolle spielen werden, muss sich noch zeigen. Im Falle der aktuell für die Schulung genutzten Plattformen wurde offenkundig eine marktverfügbare Version des genannten chinesischen Produzenten ausgewählt.
Die zurzeit avisierte Anzahl an Kleinstdrohnen ist im Lichte der Verlustzahlen in der Ukraine an vergleichbaren Systemen nur als Platzhalter anzusehen. Dennoch stellt die Entscheidung einen Paradigmenwechsel innerhalb des Bundesheeres dar. Zudem ist die Anzahl von 300 Systemen nicht als final zu betrachten. Nach der vollständigen Ausstattung aller oben genannten Kräfte entsprechend des geplanten Schlüssels bis Anfang 2025 sollen in den Folgejahren weitere Drohnen speziell für die Aufklärungszüge in den Bataillonen sowie die Aufklärungskompanien der Aufklärungs- und Artilleriebataillone beschafft werden.
Kristóf Nagy