Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems und Airbus Defence and Space haben auf der gegenwärtig laufenden Paris Air Show eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) unterzeichnet, um ihre strategische Zusammenarbeit zu vertiefen. Beide Unternehmen arbeiten gemeinsam an Lösungen, um insbesondere die taktische, luftgestützte Aufklärung nahtlos in moderne Führungs- und Informationssysteme zu integrieren.
Im Vordergrund dieser Bemühungen steht nach Angaben der beiden Partner die schnelle und effektive Stärkung von Fähigkeiten der Streitkräfte bei gleichzeitiger Sicherstellung der europäischen technologischen Souveränität.
Nach Aussage von Harald Mannheim, Head of Defence Digital and Cyber bei Airbus Defence and Space und zuständig für den Bereich Connected Intelligence, geht es darum, Lagebilder zu verdichten, indem sensorische Informationen, die Quantum System mit den eigenen Drohnen generiert, in die Systeme von Airbus eingebunden werden. Wie er in Paris gegenüber hartpunkt erläutert, können auf diese Weise große und schwere Aufklärungsplattformen mit kleinen, zahlenmäßig hochverfügbaren Plattformen von Quantum Systems kombiniert werden, um präzisere Informationen „on the spot“ zu genieren.
Wie Martin Karkour, der bei Quantum Systems den Vertrieb leitet, erläutert, gibt es für konkrete Kundenbedarfe für gemeinsame Lösungsansätze. Daran arbeite man bereits gemeinsam, sagt der Quantum-Systems-Manager und verweist auf Ausschreibungen zu dem Thema in Europa. In den nächsten Wochen werden seinen Worten zufolge die ersten gemeinsamen Produkte vorgestellt.
Karkour betont die lange Partnerschaft zwischen Airbus und Quantum Systems. Schon vor vielen Jahren habe der Luftfahrtkonzern in sein Unternehmen investiert. Zusammen seien bereits „Top-Notch-Projekte“ sowie anspruchsvolle Studien umgesetzt worden. Jetzt würden die Fähigkeiten beider Firmen zusammengeführt, um die Informationsaufbereitung und Verfügbarmachung zu verbessern. „Es geht um ein konsolidiertes und gesamtheitliches Lagebild, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen“, sagt Karkour.
Quantum Systems und Airbus setzen bei ihrem KI-gestützten Aufklärungs- und Wirkverbund bewusst auf Transparenz und Schnittstellen-Offenheit. Der europäische Nutzer soll die volle Kontrolle über Technologie, Daten und Weiterentwicklung der Systeme besitzen. Zudem sollen bestehende Initiativen rund um offene Schnittstellen, digitale Gefechtsfelder und zukunftsweisende Simulationsumgebungen gemeinsam weiterentwickelt werden.
Der nutzerzentrierte Ansatz ist den beiden Partnern zufolge eine direkte Lehre aus den Entwicklungen auf dem Gefechtsfeld in der Ukraine. Quantum Systems unterhält dort eine eigene Produktion und einen R&D-Hub.
„Diese Partnerschaft ist ein starkes Signal für die europäische Verteidigungsindustrie. Gemeinsam mit Airbus gestalten wir ein vernetztes, autonomes und souveränes Ökosystem für unbemannte Systeme – einsatzbereit, interoperabel und offen für Partner. Hierzu werden wir die Quantum Systems MOSAIC-Architektur unterhalb der Airbus CombatCloud anbinden. Damit entsteht ein Aufklärungs-Wirkverbund von großen Höhen bis auf die unterste Ebene auf dem Gefechtsfeld hinab“, betont Florian Seibel, CEO von Quantum Systems.
Nach Aussage von Michael Schöllhorn, CEO von Airbus Defence and Space, steht die Partnerschaft im Zeichen der strategischen Vision von Airbus, ein europäisches Ökosystem in der militärischen Luftfahrt zu gestalten. „Hier geht es konkret darum, Europas Souveränität bei KI-gestützten Missionssystemen sowie beim ‘Crewed-Uncrewed-Teaming’ zu gewährleisten.“
Quantum Systems wird den Angaben der Firmen zufolge eng mit den Airbus-Geschäftsbereichen ‘Air Power’ und ‘Connected Intelligence’ zusammenarbeiten.
Lars Hoffmann