Einem Bericht des Redaktionsnetzwerkes Deutschland zufolge haben die Schweizer Ruag Holding und die britische Babcock International Group Interesse an drei zum Verkauf stehenden Panzerwerkstätten der bundeseigenen HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH. Die HIL will ihre Niederlassungen in Darmstadt, Doberlug-Kirchhain und St. Wendel verkaufen. Laut Medienbericht haben die beiden ausländischen Konzerne „erste Angebote“ abgegeben.
„Wir bestätigen, dass Ruag sich als Bieter qualifiziert hat“, teilte ein Sprecher des schweizerischen Rüstungskonzerns auf Anfrage mit. „Aufgrund der laufenden Ausschreibung können wir jedoch keine weiteren Angaben bekannt geben“, so der Sprecher weiter. Ruag erbringe bereits heute in Deutschland zahlreiche Leistungen im Bereich Maintainance Repair Overhaul (MRO) für das Heer und die Luftwaffe. Die britische Babcock lehnt im Gegensatz zu den Schweizern jeglichen Kommentar zu den Presseberichten ab. Die offizielle Frist zur Angebotsabgabe läuft erst im Oktober aus. Laut RND zeigen auch Rheinmetall, KMW und die Flensburger FFG Interesse an den zum Verkauf stehenden Betrieben.
Das Verteidigungsministerium hatte bereits 2016 entschieden, die drei Werke abzustoßen. Die Privatisierung sollte ursprünglich bis Ende 2017 abgeschlossen sein. Aufgrund diverser Komplikationen wird jetzt offenbar das Jahr 2020 angestrebt, wie aus einer Antwort des BMVg auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervorgeht.
Im Rahmen der Entstaatlichung müssen erhebliche Mittel für Rechtsbeistand und Beratung ausgegeben werden. Das Ministerium plant für die Gesamtdauer des Privatisierungsvorhabens von Juni 2016 bis Ende 2020 Ausgaben aus dem Einzelplan 14 in Höhe von rund 42,57 Mio EUR ein. Bis zum 31. Mai dieses Jahres wurden bereits rund 23,51 Mio EUR für Rechtsberatungsleistungen und betriebswirtschaftliche Unterstützungsleistungen ausgegeben.
Die drei HIL-Werke sollen aus der HIL GmbH ausgegliedert und auf neu zu gründende Rechtsträger – so genannte Werke-GmbHs – , als Tochtergesellschaften der HIL GmbH, übergehen, heißt es in der Antwort des Ministeriums weiter. Die Anteile an diesen Werke-GmbHs würden anschließend an die künftigen Betreiber veräußert.
Um eine kontinuierliche Auftragslage und eine konjunkturunabhängige Beschäftigungssicherung in den Werken zu gewährleisten, solle die HIL GmbH mit den privatisierten Werke-GmbHs Leistungsverträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren und einem festen Auftragsvolumen schließen, das im Wesentlichen dem heutigen Auftragsvolumen in den HIL-Werken entspreche.
Laut einem vom BMVg im vergangenen Jahr durchgeführten Wirtschaftlichkeitsvergleich, ist die Abgabe der HIL-Werke gegenüber dem Fortbetrieb in Eigenregie mit Personalregeneration um rund 181 Mio EUR wirtschaftlicher. Das Ministerium schränkt jedoch ein, dass vor der Abgabe der HIL-Werke anhand der finalen und verbindlichen Angebote der Bieter nachgewiesen werden muss, dass die Abgabe an industrielle Betreiber – auch unter Berücksichtigung der zurechenbaren Beraterausgaben – weiterhin die wirtschaftlichste Form der Bedarfsdeckung ist.
Parallel zum Verkauf der drei Werke strebt das Ministerium an, die HIL zukunftsfest zu machen. Wie es in einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Ausschreibung heißt, wird „eine Vielzahl an neuen Mitarbeitern in allen Bereichen“ der HIL gesucht, um den weiteren Unternehmenserfolg sicherstellen zu können. „Hierfür müssen Maßnahmen ergriffen werden um die Bekanntheit und die Attraktivität der HIL GmbH als Arbeitgeber zu steigern.“
Aus diesem Grund solle ein so genanntes Employer-Branding-Konzept für die HIL GmbH im Zeittraum vom 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2020 umgesetzt werden. Dabei soll eine Agentur für rund 430.000 EUR unter anderem eine Branding-Strategie entwickeln, einen Messestand konzipieren, Personalanzeigen kreieren sowie die Internet-Seite relaunchen.
lah/12/27.8.2018