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Rheinmetall will Lynx und Panther für rund 25 Milliarden Euro in Italien verkaufen

Lars Hoffmann

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Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall will in den kommenden etwa 15 Jahren Kampf- und Schützenpanzer im Wert von rund 25 Milliarden Euro an die italienischen Streitkräfte liefern. Dazu sei sein Unternehmen eine Kooperation mit dem italienischen Leonardo-Konzern eingegangen, in deren Rahmen die Fahrzeugen gebaut werden sollen, sagte Rheinmetall-CEO Armin Papperger heute auf der Handelsblatt-Tagung Sicherheit & Verteidigung in Berlin.

Seinen Worten zufolge ist der erste Schützenpanerz Lynx bereits zu Tests nach Italien geliefert worden. Beim von Rheinmetall entwickelten Kampfpanzer Panther rechnet er mit einer Lieferung in etwa zwei Jahren. Die Wertschöpfung für dieses Panzerprogramm liegt nach Aussage von Papperger zu 60 Prozent in Italien, wobei 50 Prozent auf Leonardo entfallen und 10 Prozent auf Rheinmetall Italia. Die restlichen 40 Prozent der Wertschöpfung werden von den anderen europäischen Werken des Konzerns erbracht, wie Papperger sagte. Er gehe zu 100 Prozent davon aus, dass Italien die Beschaffung von Lynx und Panther umsetzen werde, sagte er auf Nachfrage.

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Wie der Manager auf der Konferenz ausführte, versucht sein Unternehmen zusammen mit Leonardo ein Systemhaus für „Main Battle Tanks und Infantry Fighting Vehicles“ mit Ausrichtung auf den internationalen Markt aufzubauen. Neben Deutschland und Italien könne womöglich auch noch eine dritte und vierte Nation dazukommen, sagte er und fügte an: „Wir werden viel schneller sein als der MGCS-Ansatz.“

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In das Projekt Main Ground Combat System (MGCS) seien in den vergangenen vier Jahren lediglich 25 Millionen Euro für vier große Systemhäuser geflossen, betonte Papperger. Daran könne man ablesen, mit welcher Intensität das Projekt vorangetrieben werde. „Wir müssen schneller werden. Ich finde gut, wenn man etwas europäisch macht, aber ich finde es schlecht, wenn man es verzögert.“

Deshalb arbeite man mit Leonardo an einer „Interimslösung“, in die Rheinmetall bereits „hunderte Millionen“ investiert habe. „Vielleicht wird es auch eine Komplettlösung“, räumte der Manager ein. Die für Italien vorgesehene Kombination von Kampf- und Schützenpanzer stelle so etwas wie ein „MGCS light“ dar, sagte Papperger, zumal in das System Drohnen integriert würden.

Neben dem italienischen Markt mit einem Volumen von etwa 25 Milliarden Euro erwartet Papperger, dass in den kommenden zehn Jahren etwa 50 Milliarden Euro in dem Bereich gebucht werden. „Da kann ich nicht warten, bis in `40 oder `45 MGCS fertig ist.“ Da Deutschland und Italien dabei zusammenarbeiten, handele es sich um eine europäische Lösung. Das MGCS sei dagegen deutsch-französisch. Italien habe man seinerzeit nicht in MGCS hineingelassen.

Presseberichten zufolge plant Italien die Beschaffung von 132 Kampfpanzern Panther mit einer Hauptwaffe im Kaliber von 120 mm sowie weiteren 140 Unterstützungsfahrzeugen auf dem gleichen Chassis, darunter Brückenleger, Berge- und Pionierpanzer.

Geplante Liefermengen und -zeiten des italienischen Kampf- und Schützenpanzerprogramms die Rheinmetall und Leonardo am 3. Februar im Rahmen einer Presseveranstaltung bekanntgegeben haben. (Bild: Rheinmetall und Leonardo)

Darüber hinaus soll das im vergangenen Jahr von Rheinmetall und Leonardo gegründete Joint Venture 1.050 Exemplare des Schützenpanzers Lynx und darauf aufbauende Varianten (5 unterschiedliche Varianten die 16 verschiedene Rollen erfüllen sollen) produzieren. Den Medienberichten zufolge soll nach Hochlaufen der Produktion die Kapazität für weitere 700 Panzer für den Export bestehen.

Lynx KF41 mit Leonardo-Panzerturm
Eine Leichtpanzer-Variante des Lynx mit einem 120mm-Turm von Leonardo hat Rheinmetall bereits im Rahmen der Eurosatory 2024 in Paris vorgestellt. (Bild: hartpunkt / Waldemar Geiger)

Wie es heißt, wird der Lynx in fünf Varianten gebaut: mit 120mm-Kanone als leichter Kampfpanzer, mit 30mm-Kanone (mit unbemanntem HITFIST-30-Turm), als Mörser-Träger (Nemo), Flugabwehrpanzer (Skyranger) sowie ohne Turm. Leonardo soll nicht nur den unbemannten Hitfist-Turm mit der elektrisch angetriebenen X-Gun im Kaliber 30 × 173 mm beisteuern, sondern auch das C4I-System, den elektrooptischen Sensor und Radar sowie die Funktechnik liefern.

Lars Hoffmann