Die Belegschaft von Airbus Defence and Space (ADS) in Bremen fürchtet um ihre Arbeitsplätze, wenn die Aufträge für das Transportflugzeug A400M abgearbeitet sind. Das könnte schneller als geplant der Fall sein, weil Frankreich und Spanien ihre eigentlich zugesagten Bestellungen reduzieren wollen, wie Verteidigungsminister Boris Pistorius bei seinem heutigen Besuch bei Airbus in Bremen in einer Pressekonferenz sagte. Er war auf Einladung der IG Metall zu einer Betriebsversammlung in die Hansestadt gereist.
Die Absicht der beiden Partnerstaaten, ihre Verträge nicht zu erfüllen, begründete Pistorius mit Haushaltproblemen. Es sei jedoch noch nichts entschieden, so der Minister. Man tue alles, damit ein Flugzeug wie der A400M leichter exportiert werden könne. Er fügte hinzu: „Es gibt gerade aus Polen ein sehr konkretes Interesse, an dem wir gemeinsam arbeiten.“ Weitere Details nannte er nicht. Beobachter gehen davon aus, dass Polen einen Bedarf von weniger als zehn Flugzeugen hat.
Wie der A400M-Programmleiter Gerd Weber bei der Presserunde ausführte, hat die Bundesregierung alle Verpflichtungen gegenüber Airbus eingelöst und wird mit 53 Maschinen der größte Flottenbetreiber sein. Seinen Worten zufolge reichen kurzfristige Exportaufträge jedoch nicht aus, um die wegbrechenden Bestellungen aus den beiden europäischen Ländern zu kompensieren.
Gut informierten Kreisen zufolge will Spanien 10 und Frankreich 13 Maschinen weniger abnehmen als avisiert. Damit könnten die Produktionslinien für fast drei Jahre ausgelastet werden. Wie es aus Gewerkschaftskreisen heißt, wird mit einem Ende der Herstellung in Bremen, wo der Rumpf gefertigt wird, bereits im Jahr 2027 gerechnet. Im Gegensatz zu Pistorius gehen die Gewerkschafter davon aus, dass die Entscheidung zur Lieferreduktion mittlerweile feststeht. Bereits im März soll demnach über das Ende der A400M-Fertigung final entschieden werden.
Eine Gewerkschaftsvertreterin forderte bei der Presserunde, Entwicklungsperspektiven für den ADS-Standort Bremen und die anderen deutschen Standorte zu entwerfen und sich nicht durch Frankreich im Airbus-Konzern dominieren zu lassen. Die Bundesregierung halte schließlich 11 Prozent an dem Konzern und habe ein Mitspracherecht.
Die Arbeitnehmervertreter hatten in den vergangenen Jahren immer wieder selbst Konzepte für den Bremer Standort vorgelegt, Entscheidungen wurden dann jedoch in der französischen Zentrale getroffen. In Gewerkschaftskreisen wird überdies kritisiert, dass ADS in Bremen überproportional vom Job-Abbau in der Raumfahrtsparte von Airbus betroffen ist.
Beobachter halten es für äußerst problematisch, dass Spanien und Frankreich trotz der zu erwarteten Bestellkürzungen vermutlich weiterhin den gleichen Wertschöpfungsanteil an der A400M-Produktion beibehalten könnten. Das widerspricht gängiger europäischer Praxis, wonach die Wertschöpfung proportional dem Auftragsvolumen auf die Partnerländer eines Rüstungsvorhabens verteilt wird. Demnach müsste die Endfertigung in Sevilla eigentlich geschlossen und nach Bremen verlegt werden.
Die problematische Entwicklung beim A400M wirft einen Schatten auf die beiden anderen europäischen Prestige-Projekte im Rüstungsbereich: MGCS und FCAS. Während bei MGCS nur Berlin und Paris zusammenarbeiten, sitzt Deutschland bei FCAS wieder mit beiden A400M-Partnern in einem Boot. Beide Vorhaben laufen schon in der Frühphase äußerst zäh.
lah