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Panzerabwehr – Niederlande wollen iCLU und Spike LR2 beschaffen

Waldemar Geiger

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Die niederländischen Streitkräfte beabsichtigen die Modernisierung der infanteristischen Panzerabwehr und wollen in diesem Zusammenhang neue Startgeräte sowie Lenkflugkörper für das Panzerabwehrlenkflugkörpersystem Spike LR beschaffen. Wie einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums (Defensie) vom 2. September zu entnehmen ist, sollen die neuen Systeme ab 2026 zum Einsatz kommen und die seit 25 Jahren in Nutzung befindlichen Systeme ersetzen, die ihre technische und operative Lebensdauer erreicht haben.

Aus der Defensie-Mitteilung geht zudem hervor, dass auch die neuen Panzerabwehrlenkflugkörpersysteme vom gleichen Hersteller wie die derzeit eingesetzten Waffen – dabei handelt es sich um das Waffensystem Spike LR des israelischen Staatskonzerns Rafael Advanced Defense Systems – beschafft werden sollen. Ein entsprechender Vertrag soll noch im Oktober 2024 mit Rafael geschlossen werden. Der Zulauf der Systeme, die neben dem Einsatz in den Landstreitkräften auch bei der Marineinfanterie sowie der Königlich Niederländischen Marine eingesetzt werden, ist für 2026 bis 2028 geplant.

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Auch wenn in der Mitteilung nicht explizit erwähnt wird, um welches neue System es sich bei der geplanten Beschaffung handelt, lässt sich aus der angegebenen Leistungsbeschreibung schlussfolgern, dass sowohl neue Startgeräte bzw. Waffenanlage des Typs integrated Command and Launch Unit (iCLU) als auch neue LR2-Lenkflugkörper gekauft werden sollen.

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Spike LR2 ist ein Panzerabwehrlenkflugkörpersystem der 5. Generation und besteht aus iCLU und LR2-Lenkflugkörper. Es ist sowohl für den Einsatz von Plattformen als auch durch abgesessene Kräfte konzipiert. Zum Zielspektrum gehören mittel und schwer gepanzerte Fahrzeuge sowie befestigte Stellungen in einem Entfernungsband bis 5.500 Meter. Der Einsatz der Waffe ist in den Modi „Fire & Forget“, „Fire & Observe“ sowie „Manual Mode“ möglich. Im „Fire & Forget“-Modus lenkt sich der Lenkflugkörper nach Verschuss ohne weitere Bediener-Maßnahmen in das erfasste Ziel. Im „Fire & Observe“-Modus hingegen kann der Schütze nach dem Abschuss das Ziel wechseln oder die Bekämpfung abbrechen. Außerdem erlaubt die Waffe eine Zielbekämpfung, ohne dass der Schütze beim Abfeuern das Ziel sieht („Non-Line of Sight“, NLOS). In der Endphase kann der Schütze den Angriffswinkel wählen: direkt oder von oben.

Im Gegensatz zu der bis dato in den Niederlanden genutzten CLU hat die iCLU mehrere Vorteile: Das generell modernere Gerät ist deutlich kompakter und zum Anschluss einer SUDOCU-Bedieneinheit (Smart Unit of Display for Operational Commanding Use) befähigt. Mittels der SUDOCU kann ein Truppführer eines Spike-Panzervernichtungstrupps dem Schützen Ziele zuweisen, oder die Feuerleitung übernehmen sowie eine Videoaufzeichnung des Schusses vornehmen. Zudem wir auf der Bedieneinheit ein Echtzeitbild des Suchkopfbildes des Lenkflugkörpers angezeigt. Auch die Einblendung von digitalem Kartenmaterial (Karte oder Satellitenbild) ist möglich, welche eine Grundvoraussetzung für die Berechnung einer Trefferprognose für das Schießen ohne direkte Sichtverbindung (NLOS) bildet. Das Gewicht der auf einem Dreibein genutzten iCLU beträgt 14 Kg, die SUDOCU wiegt weitere 1,2 Kg.

Die weitere Grundvoraussetzung für den Einsatz der Waffe ohne direkte Sichtverbindung auf das Ziel ist der Lenkflugkörper vom Typ LR2 – das LR2 steht für Long Range 2. Der LR2-Flugkörper wiegt 13 kg, ist 1,2 Meter lang und hat einen Durchmesser von 13 cm. Nach Angaben des Herstellers verfügt der Spike LR2 über einen leistungsstarken Tandem-HEAT-Gefechtskopf, der alle heutigen Panzer und Fahrzeuge vernichten kann. Es wird aber auch eine Variante mit einem Mehrzweckgefechtskopf angeboten.

Weitere Vorteile des LR2-Lenkflugkörpers gegenüber der Version LR1 sind unter anderem:

  • Reichweitensteigerung von 4.000 Meter auf bis zu 5.500 Meter.
  • Verbesserte Steuerung und die Möglichkeit einer höheren Flugbahn, die einen steileren Endanflugwinkel von bis zu 70 Grad erlaubt. Dies ermöglicht eine bessere Wirkung hinter Deckungen sowie die Ausnutzung von Schwachstellen in der Panzerung des Zieles.
  • Verbesserte Optronik des Flugkörpers mit einer besseren Auflösung für den Schützen und der Möglichkeit, den Suchkopfsensor auch im Flug in den Modi visual/infrarot zu wechseln.
  • Nutzung eines ungekühlten IR-Suchers. In der Version LR1 muss der IR-Sucher mittels einer Gaspatrone gekühlt werden. Einmal aktiviert, steht die Funktion für eine weitere Aktivierung nicht mehr zur Verfügung, bis die Gaspatrone getauscht wird. Der Lenkflugkörper kann somit nur noch im Visual-Modus genutzt werden, bis eine neue Patrone eingesetzt wird.

Waldemar Geiger