Der Rüstungskonzern MBDA Deutschland will in den kommenden drei Jahren rund 250 Millionen Euro an seinem bayerischen Standort Schrobenhausen in die Fertigung von Lenkflugkörpern investieren und rund 300 neue Arbeitsplätze schaffen, wie Unternehmens-CEO Thomas Gottschild heute beim symbolischen Spatenstich für die neuen Produktionsgebäude sagte.
Zum Festakt auf dem Gelände waren neben Verteidigungsminister Boris Pistorius, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo
Gerhartz, sowie weitere Ehrengäste aus Politik, gereist. Die Investitionen auf dem Areal von MBDA in Schrobenhausen ermöglichen laut Unternehmen den Aufbau sogenannter Missile Hubs für Lenkflugkörper für die Bundeswehr und NATO-Partner.
In den vergangenen zwölf Monaten hat MBDA unter anderem Verträge zur Herstellung und Lieferung von bis zu 1.000 Patriot GEM-T-Flugkörpern im Rahmen von ESSI (European Sky Shield Initiative), 2.600 PARM-Waffensystemen und mehreren tausend Brimstone-Lenkflugkörpern abgeschlossen. Für die GEM-T wird in Schrobenhausen in Kooperation mit Hersteller Raytheon eine Endmontagelinie errichtet, die einzige außerhalb der USA.
Zudem unterstütze MBDA Deutschland federführend bei der Einführung und Indienststellung des israelischen Flugkörperabwehrsystems Arrow 3. Um diese und mögliche weitere Aufträge zu realisieren, sollen bis 2028 mehrere tausend Quadratmeter zusätzliche Produktionsflächen und Fertigungslinien sowie größere Bunker- und Lagerkapazitäten entstehen. Zudem plant MBDA bis Ende 2025, die Belegschaft um 25 Prozent auf über 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen.
Missile Hubs sind dem Unternehmen zufolge Zentren für Produktion, Wartung, Instandsetzung und Modernisierung von Waffensystemen und Lenkflugkörpern.
Verteidigungsminister Pistorius wies in seiner Rede bei der Veranstaltung darauf hin, dass er es als seine Aufgabe sieht, die rüstungswirtschaftliche Basis in Deutschland zu stärken. Es gehe darum, vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine die Rahmenbedingungen der Verteidigungsindustrie zu verbessern. Als wichtig bezeichnete er den Aufbau resilienter Lieferketten, die Sicherung der Rohstoffversorgung sowie Forschung. Die Sicherheitsindustrie müsse wie andere Branchen auch einen freien Zugang zur Finanzierung haben, forderte Pistorius. Dazu befinde er sich bereits mit Banken und Rating-Agenturen im Diskurs.
Beim Blick nach Europa wünschte er sich „mehr europäische Koordination“. Bei Endmontage der bis zu 1.000 GEM-T werden seinen Worten zufolge auch europäische Zulieferer eingebunden. Partner in dem Projekt sind neben Deutschland auch Spanien, Rumänien, die Niederlande und seit Ende vergangener Woche auch Schweden. „In Schrobenhausen produzierte Munition wird einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit Deutschlands leisten“, unterstrich der Verteidigungsminister.
Lars Hoffmann