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Europäische Drohne: Geringes Marktpotenzial Risiko für Industrie

Erst Mitte Mai haben die Verteidigungsminister Deutschlands, Frankreichs und Italiens ihre Unterschrift unter eine Absichtserklärung zur Entwicklung einer waffenfähigen Aufklärungsdrohne bis 2025 gesetzt.

Damit haben sie öffentlichkeitswirksam ihren Willen bekundet, technische Defizite und die Abhängigkeit von den USA und Israel in dieser Technologie zur verringern.

Ungeklärt ist dabei allerdings, ob die Nachfrage nach Drohnen auf dem innereuropäischen und auf dem Weltmarkt ausreicht, um eine industrielle Fertigung in der EU wirtschaftlich zu rechtfertigen. Laut Torben Schütz von der Stiftung Wissenschaft und Politik kann diese Frage im Augenblick zwar nicht eindeutig beantwortet werden. Wie er auf dem Forum Unmanned Vehicles der DWT in Bonn am Montag sagte, ist jedoch aus den meisten Szenarien bis zum Jahr 2030 kein Bedarf von 400 unbemannten Luftfahrzeugen der MALE-Klasse (Medium Altitude Long Endurance) aus europäischer Produktion abzuleiten. Diese Zahl setzt er als Schwelle, ab der sich für die Industrie eine Produktion lohnt. Entsprechende Programme würden sich deshalb womöglich nicht rechnen und lediglich einen Gewinn an Know-how bringen, warnt er.

Schütz empfiehlt deshalb der europäischen Wirtschaft und Politik, möglichst viele Staaten am Drohnenprogramm zu beteiligen und sich auf wenige Varianten zu einigen. In der Vergangenheit waren die Kosten einzelner EU-Rüstungsprojekte wie beim Hubschrauber NH-90 unter anderem wegen nationaler Sonderwünsche immer wieder aus dem Ruder gelaufen. Und auch bei dem im Mai beschlossenen trilateralen Drohnenprojekt scheinen die Anforderungen zu divergieren: Wie es aus Fachkreisen heißt, wollen die Italiener nur ein Triebwerk, die Deutschen zwei und die Franzosen gar einen Turboprop-Antrieb.

SWP-Experte Schütz geht davon aus, dass die europäische Industrie grundsätzlich über die Fähigkeiten verfügt, eigene unbemannte Luftfahrzeuge herzustellen. So haben in der Vergangenheit beispielsweise die Konzerne Airbus und BAE Systems Drohnen als Versuchsträger entwickelt, genauso wie der italienische Flugzeug-Produzent Piaggio, dessen Hammerhead-Drohne auf Basis eines erprobten Flugzeugmusters von der italienischen Luftwaffe beschafft werden soll. Bis dato habe es jedoch kein anderes europäisches System ins Militär geschafft, so Schütz. Stattdessen kauften Italien, Frankreich und Großbritannien das US-System Reaper/Predator von General Atomics. Was diese Abhängigkeit von einem außereuropäischen Lieferanten bedeutet, mussten die Italiener offenbar erst kürzlich erfahren. So hätten die USA den italienischen Wunsch abgelehnt, ihre unbemannten Luftfahrzeuge des Typs Predator/Reaper zu bewaffnen, sagte Schütz.

Seinen Worten zufolge haben die Vereinigten Staaten jedoch Anfang des Jahres ihre strikten Exportbeschränkungen für Drohnen gelockert. Das könnte ein Vorgeschmack auf den Wettbewerb sein, dem sich die Europäer in Zukunft – zumindest im Hochpreissektor – auf den Exportmärkten für unbemannte Luftfahrzeuge stellen müssen.

lah/3.6.2015

 

 

 

 

 

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