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AK-12K und AK-12SK – warum stellt Kalaschnikow Kurzversionen des AK-12 Sturmgewehrs vor?

Kristóf Nagy

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Kalaschnikow hat angekündigt, auf der Rüstungsmesse IDEX 2025 neben dem neuen leichten Maschinengewehr RPL-7 mit der AK-12K und der AK-12SK zwei kompakte Versionen des Sturmgewehrs AK-12 mit deutlich verkürzten Rohrlängen zu zeigen. Dies gab der russische Konzern am 27. Januar 2025 in einer Pressemitteilung bekannt. Auch wenn die Adaption der AK-12-Platform auf den ersten Blick logisch erscheint, fertigt Kalaschnikow bereits seit letztem Herbst das von den Leistungsparametern überlegen wirkende und ebenfalls überaus kompakte Sturmgewehr AM-17.

Mit der AK-12K und der noch kürzeren AK-12SK wird das System zu einer Handwaffenfamilie im Kaliber 5,45 x 39 mm ausgeweitet. Dabei sind die im Laufe der Zeit entstanden technischen und ergonomischen Verbesserungen in den Entwurf beider Gewehre eingeflossen. Kalaschnikow bietet eigenen Angaben zufolge für beide Waffen einen 800 g schweren Signaturreduzierer an. Des Weiteren kommt das gleiche Magazin zu Einsatz wie bei der regulären AK-12. Während die AK-12S sogar die gleiche verstellbare Schulterstütze wie der große Bruder aufweist, verfügt die kompaktere SK-Version über einen Hinterschaft der gespenstisch an den der AM-17 erinnert.

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Die Rohrlänge beträgt um die 290 mm bei der K und 230 mm bei der SK. Während die längere Version (K) ein Leergewicht ohne Magazin von 3400 g aufweist, kommt die kürzere SK immer noch auf 3200 g. Damit wiegt selbst die SK 700 g mehr als das kompakte AM-17-Sturmgewehr. Zudem verfügen die relativ konventionell ausgelegten, kurzen AK-Versionen im Gegensatz zu der AM-17 bauartbedingt nicht über eine durchgehende Picatinny-Schiene auf der Oberseite. Selbst die Länge des AM-17-Sturmgwehrs mit eingeklappter Schulterstütze ist 10 mm geringer als bei der kompakteren AK-12SK-Version und das bei gleicher Rohrlänge.

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AM-17 Sturmgewehr
AM-17 Sturmgewehr (Bild: Kalaschnikow)

Es stellt sich daher die Frage, warum wenige Monate nach der Bekanntgabe der erfolgreichen Erprobung, Einführung und des Produktionsbeginns der AM-17 Kalaschnikow gleich zwei neue, kurze Sturmgewehre vorstellt werden, welche ebenfalls für die Ablösung der deutlich in die Jahre gekommenen kurzen AKS74U infrage kommen.

Der Grund hierfür könnte die bekannte russische Praxis sein, dass als eingeführt bezeichnete Systeme, selbst im Falle einer eingerichteten Produktionsstraße nicht zwangsläufig in der Menge bestellt werden, dass sie querschnittlich ausgegeben werden können. Das Sturmgewehr vom Typ AM-17 könnte hierfür ein Paradebeispiel werden. Die Waffe ist mit ihrem zweiteiligen Gehäuse und dem hohen Polymeranteil produktionsseitig herausfordernd und vergleichsweise teuer. Beiden kurzen AK-12 Versionen profitieren wiederum von einem hohen Gleichteileanteil mit der unter Volllast laufenden AK-12-Gewehrfertigung. Dies bedeutet neben einer signifikanten Kostenreduzierung auch die gemeinsame Nutzung vorhandener Ersatzteile, was insbesondere unter dem Gesichtspunkt der im letzten Jahr angekündigten, neuen russischen Initiative für die vorbeugende Wartung und Reparatur beschädigter Handwaffen von Bedeutung sein könnte.

Nicht zuletzt wird die AK-12 durch die Vorstellung der K und SK, wie bereits festgestellt, zu einer Handwaffenfamilie, was das System für ausländische Kunden interessant machen kann. Ein Aspekt mit hoher Relevanz für noch immer Export-fokussierten russischen Rüstungsindustrie.

Die Frage ob bzw. welche der drei neuen Kompakt-Sturmgewehre die Nachfolge der AKS74U in den russischen Streitkräften antreten wird, ist daher vollkommen offen. Auch eine parallele Fertigung und Nutzung aller drei bzw. sogar vier Muster ist nicht unwahrscheinlich. Der Nutzerkreis eines kurzen Gewehrs im Kaliber 5,45 x 39 mm ist sehr groß. Er reicht vom Fahrer eines LKW über den Hubschrauberpiloten bis zum Spetznaz-Operator und ist damit alles andere als homogen, auch im Anforderungsspektrum.

Kristóf Nagy