Neue Rüstungsmesse DSEI Germany in Hannover geplant

Anzeige

Ab dem Jahr 2027 will die Deutsche Messe AG alle zwei Jahre eine neue Rüstungsmesse mit dem Namen „Defence & Security Equipment International Germany“ (DSEI Germany) in Hannover ausrichten. Wie es in einer Mitteilung Unternehmens heißt, soll die erste Veranstaltung vom 19. bis 22. Januar 2027 auf dem Messegelände in Hannover stattfinden. Wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilt, wird mit einer Ausstellungsfläche zwischen 20.000 und 30.000 Quadratmetern verteilt auf drei bis vier Hallen und der Freifläche geplant. Damit kündigt nach der Messe Essen eine zweite deutsche Messegesellschaft binnen weniger Wochen die Ausrichtung einer Rüstungsschau an.

DSEI Germany wird den Angaben zufolge von der Deutschen Messe AG in Partnerschaft mit den Veranstaltern der global führenden Sicherheits- und Verteidigungsmesse DSEI ausgerichtet. Veranstalter der DSEI, die alle zwei Jahre in London stattfindet, das nächst Mal im September 2025, ist Clarion Events.

Anzeige

DSEI Germany werde als Plattform dienen, um moderne militärische Ausrüstung, Rüstungsgüter, Technologien, Produkte, Prozesse und Materialien zu präsentieren, die für die Sicherstellung nationaler Wehrhaftigkeit, Bündnisfähigkeit und geopolitischer Sicherheit erforderlich sind, heißt es in der Mitteilung. Dabei zeige die Messe die gesamte Wertschöpfungskette und unterstütze Industrieunternehmen und deren Zulieferer dabei, sich auf die veränderte und größere Nachfrage im Zuge der Zeitenwende einzustellen.

Anzeige

In Anlehnung an das historische „Trinity House“-Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland, mit dem Ziel, die sicherheits- und verteidigungspolitische Zusammenarbeit beider Länder zu vertiefen, werde die DSEI Germany ein Forum für die Konsolidierung und den Ausbau von Partnerschaften und Allianzen sowohl innerhalb Europas als auch weltweit bieten und gleichzeitig die Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik fördern, heißt es weiter.

Der britische Ausrichter Clarion ließ die Frage von hartpunkt unbeantwortet, welchen Schwerpunkt die Messe setzen will, zumal fast zeitgleich in Großbritannien die International Armor Vehicle Conference (IAV) und kurz danach mit der IDEX einer der weltweit größten Messen der Welt stattfinden, an der in der Vergangenheit auch deutsche Unternehmen teilgenommen haben. Unbeantwortet blieb auch, ob es eine Begleit-Konferenz geben wird und wie es mit der Unterstützung durch das deutsche Verteidigungsministerium bestellt ist.

In der Mitteilung der Deutschen Messe AG wird Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius mit den Worten zitiert: „Die Zeitenwende erfordert von uns nicht nur eine strategische Neuausrichtung unserer Verteidigungspolitik, sondern auch die gezielte Förderung technologischer und industrieller Kompetenz.“ Deutschland brauche solche Plattformen wie DSEI Germany, um seine wehrtechnische Leistungsfähigkeit, Technologieführerschaft und Innovationsstärke auf internationalem Parkett zu demonstrieren. Eine Aussage darüber, ob das Ministerium die Messe in besonderer Weise unterstützen will, machte er nicht.

Nach Aussage von Chris Gallon, CEO, EMEA von DSEI, handelt es sich bei DSEI um eine seit langem etablierte und angesehene Marke im Verteidigungs- und Sicherheitssektor und genieße einen ausgezeichneten Ruf für die Durchführung von Veranstaltungen für ein internationales Publikum.

Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Messe AG, wird mit den Worten zitiert: „Keine andere Messegesellschaft verfügt über ein besseres nationales und internationales politisches Netzwerk als die Deutsche Messe AG. In Kombination mit unserem modernen Gelände, auf dem seit jeher Industriemessen von Weltrang stattfinden, können wir unsere Stärken gezielt einsetzen.“

Während die Eurosatory in Paris und die DSEI in London als die größten Militärmessen in Europa gelten, wurde das Thema Rüstung und Verteidigung trotz der leistungsfähigen deutschen Messewirtschaft hierzulande als Randthema behandelt. Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen. So hat sich mit der Enforce Tac in Nürnberg, die jährlich im Februar stattfindet, eine Messe für innere und äußere Sicherheit etabliert. Auch die zuletzt im Juni veranstaltete Internationale Luft- und Raumfahrausstellung (ILA) in Berlin hat sich zuletzt verstärkt auf das Thema Verteidigung fokussiert. Darüber konnte sich die von der CPM GmbH veranstaltete RÜ.Net in Koblenz nach eigenen Angaben zu einer Leitmesse für Rüstung und Nutzung in Deutschland entwickeln.

Ende September hat dann auch die Messe Essen angekündigt, mit der Euro Defence Expo eine neue Verteidigungsmesse aufzulegen, die vom 22. bis 25. September 2026 ihre Premiere in der Messe Essen feiern soll. Sie wird laut Veranstalter eine umfassende Plattform für Entscheidungsträger, Experten und Innovatoren bieten, um sich über Neuheiten rund um Sicherheits- und Verteidigungstechnologien zu informieren und auszutauschen. Die Euro Defence Expo soll parallel zur bereits etablierten Sicherheitsmesse Security Essen stattfinden.

Die Euro Defence Expo setzt einer Mitteilung des Veranstalters zufolge auf den Total-Defence-Ansatz, bei dem alle gesellschaftlichen Akteure beteiligt werden sollen, um Demokratie, Sicherheit und Freiheit gegen jegliche Bedrohung zu schützen – von hybriden Aktivitäten über Cyber-Attacken bis hin zur offenen militärischen Konfrontation. Geplant seien daher verschiedene Möglichkeiten und Foren für den Austausch zwischen Politik, Industrie und dem militärischen Nutzer von Sicherheits- und Verteidigungstechnologien.

Zu den bis jetzt angemeldeten Ausstellern gehören den Angaben zufolge unter anderem Heckler & Koch und die Deutsche Risikoberatung. Nach Aussage von Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen, wird daran gearbeitet, die JAPCC Joint Air and Space Power Conference während der Messe stattfinden zu lassen. Die begleitende Konferenz werde von der CPM GmbH organisiert. Aufgrund der nun zusätzlich geplanten Rüstungsmessen in Deutschland, ergibt sich insbesondere für kleinere Unternehmen aus dem Verteidigungssektor die Qual der Wahl. Denn anders als die großen Rüstungskonzerne dürften die wenigsten Player das Geld und die Zeit haben, auf allen Veranstaltungen Präsenz zu zeigen. Branchenkenner fragen sich deshalb, ob alle existierenden oder angekündigten Formate eine Zukunft haben.

Lars Hoffmann