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Gravehawk – Großbritannien liefert kostengünstiges Flugabwehrraketensystem an die Ukraine

Kristóf Nagy

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Großbritannien will noch dieses Jahr 15 Flugabwehrraketensysteme des eigens für die Ukraine entwickelten Typs Gravehawk liefern. Dies berichtete der britische Streitkräftesender British Forces Broadcasting Service am 12. Februar 2025. Demnach sind zwei Systeme bereits in der Ukraine und erfolgreich im Rahmen der aktiven Luftverteidigung erprobt worden.

Vor Beginn des Treffens der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel äußerte sich auch der britische Ressortleiter John Healey zu der Entwicklung und geplanten Lieferung. Demnach ist das Gravehawk-Programm ein weiterer Beleg für Großbritanniens langfristiges Engagement an der Seite der Ukraine im Krieg mit Russland. Entwickelt wurde das System durch nicht näher genannte britische Unternehmen. Die Kontrolle über das 18 Monate laufende Projekt hatte dabei die sogenannte Taskforce Kindred des britischen Verteidigungsministeriums, welche die Lieferung britischer Waffen und Ausrüstung an die Ukraine durchführt.

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Ein großer Vorteil von Gravehawk sollen laut dem Ministerium die geringen Entwicklungs- und Systemkosten sein. Demnach betrug der finanzielle Aufwand für die gesamte Entwicklung 6 Millionen Pfund (7,2 Millionen Euro). Der Preis für ein System liege bei 1 Million Pfund (1,2 Millionen Euro). Dem Bericht zufolge sollen die 15 Systeme der Serienlieferung noch dieses Jahr in die Ukraine verbracht werden. Dabei übernimmt Dänemark die Hälfte der anfallenden Kosten.

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Der Schlüssel für den günstigen Systempreis der Gravehawk liegt in der Wahl des Effektors. Die Konstrukteure optierten als Lenkflugkörper für den in ukrainischen Beständen in großer Anzahl vorrätigen, ursprünglich als Luft-Luft-Lenkflugkörper entwickelten R-73. Ukrainischen Quellen zufolge verfügen die ukrainischen Streitkräfte über zwei Varianten der Rakete mit dem NATO-Code AA-11 Archer, welche Ziele in einer Entfernung von 20 (RMD-1) bis 40 (RMD-2) Kilometern bekämpfen können. Die Reichweitenangaben beziehen sich auf den Luft-Luft-Einsatz, beim Verschuss von Bodensystemen dürften die Angaben deutlich geringer ausfallen.

Gestartet werden die Flugkörper aus handelsüblichen Containern, welche auf einer Vielzahl von geländegängigen Fahrzeugen montiert werden können. Als Startschiene im Container dient eine Außenlastenstation einer Su-27, welche bereits über alle relevanten Anschlüsse verfügt. Die Zieldetektion und Verfolgung erfolgt über ein auf dem Container montierten Infrarotsensor. Ausgegeben wird das Sensorbild auf einem Display welches zusammen mit den restlichen Bedienelementen und dem gehärteten Transportkoffer die Größe einer Aktentasche aufweist. Durch die passive Auslegung der Sensorik erhöht sich die Überlebensfähigkeit des wegen seiner Kompaktheit leicht zu verbergenden Systems zusätzlich.

Laut dem britischen Verteidigungsministerium gab es auf ukrainischer Seite anfängliche Vorbehalte gegen Gravehawk. Demnach wurden andere Lösungen zur Ertüchtigung der Luftverteidigung favorisiert. Die in der Erprobung vom System gezeigte Leistungen, insbesondere gegen Plattformen wie der Shahed-136/Geran-2 hätten den ukrainischen Partner allerdings umgestimmt. Die erfolgreiche Integration und Nutzung des R-73-Flugkörpers von ukrainischen unbemannten Überwassersystemen (USV) könnte hierfür ebenfalls ein Grund für das Umdenken gewesen sein.

Kristóf Nagy