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Elektrisches Fliegen mit Zukunftspotenzial

Der Hubschrauberbauer Airbus hat vor einigen Wochen mit der Vorstellung des achtrotorigen CityAirbus ein Konzept für das elektrische Fliegen der Zukunft demonstriert. Der Konzern rechnet langfristig mit neuen Geschäftsmodellen für E-Helikopter und will sich darauf vorbereiten.  „Ein Teil der Zukunft ist sicherlich elektrisch“, sagte Wolfgang Schoder, CEO von Airbus Helicopters Deutschland, während einer Presseveranstaltung des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) am Donnerstag in Berlin.

Die Vorteile eines Hubschraubers  vertikal zu starten und zu landen, werde mit geringeren Emissionen kombiniert, erläuterte Schoder die Vorzüge der neuen Technologie. Denn ein E-Hubschrauber weise eine geringere Lärmbelästigung als eine konventionelle Maschine auf und fliege zumindest lokal emissionsfrei.  „Ein elektrischer Hubschrauber wird in der Architektur deutlich einfacher sein als ein konventioneller Hubschrauber“, sagte der Airbus-Manager. Er benötige kein Getriebe und weise eine einfachere Mechanik auf. Womöglich könne man einen deutlich kostengünstigeren Hubschrauber bauen, so Schoder. Er konnte allerdings keine Aussage dazu machen, um wieviel ein E-Helikopter billiger als ein konventioneller herzustellen wäre. Dazu befindet sich das Vorhaben offenbar noch in einer zu frühen Phase.

Während heut in erster Linie Polizei, Flugrettung sowie Militär Hubschrauber einsetzen, geht Schoder davon aus,  dass sich in Zukunft mehr Menschen die Nutzung eines Hubschraubers leisten können.  Airbus habe ein Interesse daran, den Markt aufzubauen und zu erweitern.

Es werde in der Nutzung vermutlich eine gewisse Überlappung zwischen dem elektrischen und dem herkömmlichen Hubschrauber geben, räumte der Airbus-Manager ein. Der klassische Helikopter werde allerdings weiter dort eingesetzt, wo große Distanzen geflogen und ein lange Verweildauer in der Luft erforderlich sei. Elektrische Maschinen würden eher bei Strecken von 30 bis 50 Kilometern komplementär eingesetzt. Der Verdrängungseffekt werde deshalb „minimal“ sein.

„Hubschrauberbau ist eine Schlüsseltechnologie“, betonte Schoder. Es gebe maximal fünf Länder auf der Welt, die in der Lage seien, einen wettbewerbsfähigen Hubschrauber zu entwickeln und zu fertigen.  Gleichzeitig werde der Hubschrauber überwiegend für hoheitliche Aufgaben verwendet. Insbesondere diese Kombination aus Schlüsseltechnologie und hoheitlichem Einsatz mache den Hubschrauberbau für ein hochentwickeltes Land wie Deutschland so wertvoll. Gerade bei militärischen Anwendungen könne diese Fähigkeit eine  Frage der nationalen Souveränität darstellen.

Militär könnte Vorreiter sein

Autonomes und unbemanntes Fliegen wird nach Einschätzung des Airbus-Managers im militärischen Bereich schneller umgesetzt als im zivilen Sektor.  Er führt dies darauf zurück, dass für militärische Einsätze ein abgeschlossener Flugkorridor genutzt werden kann. Allerdings sei hier aktuell kein Projekt in der Entwicklung.

Bis fliegende autonome Lufttaxis serienreif sind, rechnet Manfred Hajek, Professor für Hubschraubertechnologie an der TU München, mit mehr als zehn Jahren. So prognostiziere der Logistik-Dienstleister Uber erst für das Jahr 2050 derartige Luftfahrzeuge.  Auch für Hajek ist dies ein nachvollziehbarer Zeitrahmen. Vor dem Hintergrund, dass sich weltweit rund 140 Projekte mit dem elektrischen Fliegen von  Drehflüglern beschäftigen,  sieht der Professor  dennoch Handlungsbedarf.  „Jetzt müssen wir in der Forschung etwas tun“, forderte er. Man brauche allerdings interdisziplinär ausgebildeten Nachwuchs, der sich auch mit Software und  Batterietechnik auskenne.

Mit dem Thema Flugsteuerung von bemannten und unbemannten Hubschraubern befasst sich der Sensorhersteller Hensoldt. Eine Herausforderung dabei sei die Zulassung, sagte Celia Pelaz, Leiterin Spectrum Dominance/Airborne Solutions von Hensoldt. Hensoldt entwickelt nach eigenen Angaben sichere Daten- und Kommunikationsverbindungen für Luftfahrzeuge.

Hensoldt mit neuem Radar-Warner

Der im Rüstungsbereich verankerte Konzern  sieht Anwendungen seiner Technologie  auch für den zivilen Hubschraubermarkt. Das Unternehmen produziere Bodenstationen für Hubschrauber, mit deren Hilfe Missionsplanungen erstellt würden, sagte die Hensoldt-Managerin. Das sei nicht weit weg von Stationen für unbemannte Flieger, wobei hierbei auch die Flugführung vom Boden gesteuert werde. Was den nichtmilitärischen Bereich betrifft, habe man von der Bundespolizei Aufträge für die Sensorik und die Hinderniswarnung erhalten.  „Wir arbeiten im Augenblick am Thema Detect and Avoid zusammen mit Airbus“, sagte Pelaz. Man kooperiere auch beim CityAirbus-Projekt mit dem Helikopter-Hersteller.

Um auch unter schwierigen Sichtbedingungen sicher fliegen zu können, arbeitet Hensoldt an der Verknüpfung von Sensordaten – wie sie Radar oder Laser erzeugen –   mit Hindernisdatenbanken.   Im Bereich Künstlicher Intelligenz sei Hensoldt am Weitesten im Bereich Electronic Warfare fortgeschritten, erläuterte Pelaz. Dabei nutze man kognitive Algorithmen zur Erkennung neuer Signale, die noch nicht im Daten-Account enthalten seien. So entwickle Hensoldt gegenwärtig ein neues auf Künstlicher Intelligenz basierendes Radar-Warngerät, das im Mai dieses Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Der Radar-Warner soll auch modernste Radargeräte aufklären können.

Neben der Vorbereitung auf das elektrische Fliegen, entwickelt Airbus Helicopters seine bestehenden Produkte weiter. So wurde kürzlich der H145 in der Variante als Fünfblatt-Hubschrauber vorgestellt. Die gleiche Maschine wird auch für militärische Anwendungen weiterentwickelt.

So bietet Airbus für ein Programm der australischen Streitkräfte zur Beschaffung von Helikoptern für die Special Forces die H145M an.  Gut informierten Kreisen zufolge geht es dabei um etwa 20 Einheiten. Das Unternehmen hat überdies Interesse, Hubschrauber für die rumänischen und tschechischen Streitkräfte zu liefern. Wobei letztere offenbar die Beschaffung eines US-Modells anvisieren. Nachdem Airbus vor einigen Jahren den Zuschlag zur Lieferung von mehreren Hundert Lakota-Hubschraubern für die US Army erhalten hat, positioniert das Unternehmen nun den kleineren H135 als kostengünstige Ausbildungsmaschine für die US Navy.
lah/5.4.2019

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